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Knut

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Eisbär-Nachwuchs: Es gibt nur einen Knut

Das Nürnberger Eisbärbaby ist in aller Munde. Und Knuddel-Pionier Knut steht plötzlich im Abseits. Warum "Flocke“ trotzdem nicht so populär wird wie das Berliner Original.

Zugegeben, der Knuddel-Faktor des kleinen Eisbärmädchens ist im direkten Vergleich deutlich höher als bei Knut, der allmählich zu einem stattlichen Eisbären heranwächst. Und auch der Medienrummel rund um Nürnbergs "Flocke“ ist nicht von schlechten Eltern: Mehr als 15.000 Namensvorschläge von „Knutschi“ bis „Smilla“, dazu Anfragen aus aller Herren Länder zwischen Kanada und Neuseeland. Respekt! Und trotzdem: Es kann nur einen Knut geben. Vier Gründe, warum die Popularität des neuen Eisbärbabys nur ein Strohfeuer sein wird.

1. Einen Star muss man wollen. Knut wurde in Berlin von Beginn an auf eine internationale Karriere vorbereitet. Professionel wurden auch Nebenrollen wie Knuts Sidekick (kongenial: Tierpfleger Thomas Dörflein) hervorragend besetzt. In Nürnberg spricht man dagegen von einer "doofen Knutmanie“, bevor man sich entschließt, das Eisbär-Mädchen im Zuge der Handaufzucht unsanft ins Rampenlicht zu stoßen.

2. Als Symbolfigur im Jahr des Klimawandels 2007 war Knut Botschafter für eine bessere Zukunft. Geadelt von Umweltminister Sigmar Gabriel kämpft er für seine Artgenossen, denen das Eis unter den Tatzen wegschmilzt. Dagegen soll "Flocke“ erstmal anstinken. Im Olympia-Jahr 2008 wird daraus wohl nichts. Schließlich steht man in China vor allem auf die angeblich potenzfördernde Galle von Bären.

3. Ist das Original nicht immer besser als die Kopie? Wer braucht schon all die erbärmlichen Elvis- und Marilyn-Doubles, Abba- und Queen-Musicals? Eben.

4. Haben Sie nicht auch langsam die Nase voll von nuckelnden, grunzenden und sabbernden Jungtieren? Das ist doch alles völlig überbewertet. Im Moment berichtet der Nürnberger Tiergarten: "Es wird aktiver und stemmt sich sogar manchmal hoch“. Für diese Woche erwarte man, dass "Flocke“ zum ersten Mal seine Augen öffne. Hat man da noch Worte?

Und darum freuen wir uns hier in Berlin auf Knut, wenn er im Sommer mit einer 120-Kilo-Arschbombe seine letzten Besucher nass spritzt. Oder wenden wir uns endlich Halbaffe Mario zu. Gönnen wir dem Nürnberger Eisbär-Mädchen eine ruhige Kindheit ohne Blitzlichtgewitter.

Aber zugegeben, irgendwie knuddelig ist sie schon.

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