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Knut

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Kommentar: Knut: Ich bleibe ein Berliner

Eigentlich ging es gar nicht um Knut-Shopping: Neumünster hatte nur auf Einsicht in Berlins Bilanzen zu Lizenzen mit der Marke Knut geklagt. Anette Kögel über die bärigen Berliner.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit ist ja nicht gerade bekannt für vornehme Zurückhaltung. Doch wenn es um der Welt beliebtesten Eisbären geht, stellt sich der Regierende schon mal in den Schatten eines anderen Großen. Knut, sagte Wowereit schon oft, Knut sei für ihn einer der wichtigsten Botschafter Berlins. Auch die Kanzlerin hat diesen seligen Ausdruck im Gesicht des Gegenübers schon oft erlebt, wenn sie mit Staatsgästen abseits des Protokolls über Berlins eisbärfelliges Wappentier parlierte. Der Bär bringt’s, das wissen auch Tiergärten wie der Orsa Bearpark in Schweden oder der Zoo in Gelsenkirchen, die schon Knuddel-

Knut nur allzu gern bei sich daheim mit Weintrauben und Croissants gefüttert hätten. Doch seit Dienstag ist klar: Der Zoo Berlin will Knut nicht nur behalten, er will ihn sogar dem Besitzer, dem Tierpark Neumünster, abkaufen. 350 000 Euro sind geboten, Neumünster will noch ein bisschen mehr herausschlagen, deswegen setzen sich beide Parteien nun für die Beträge hinterm Komma ins Benehmen. Vielleicht gibt Berlin noch ein paar Pinguine dazu, die hatte Zoochef Bernhard Blaszkiewitz dem Kollegen Peter Drüwa ja schon mal scherzeshalber in seiner unnachahmlich brummigen Art für Knut geboten.

Somit nahm der Prozess am Berliner Landgericht gestern eine so abrupte Wende, wie sie sonst nur Knut in seinem Wassergraben schwimmt. Eigentlich ging es gar nicht um Knut-Shopping: Neumünster hatte nur auf Einsicht in Berlins Bilanzen zu Lizenzen mit der Marke Knut geklagt. Doch Richter Philip Hegermann referierte über die wundersame Welt der Verwahrungsverträge, Gebrauchsvorteile und Rechtsfrüchte – um damit zu verdeutlichen, dass er den Erfolg einer Klage Neumünsters skeptisch sehe. Man möge sich daher per Vergleich einigen, im Interesse Berlins und der Welt, schließlich gab es bei Gericht schon lange nicht so einen Andrang, fast so wie früher bei der Knut-Show im Zoo. Nach der Verhandlung zeigten sich beide Seiten willig, das Fell des Bären gerecht zu verteilen. Und wenn Neumünster immer noch nicht zufrieden sein sollte, dann wollen Knut-Groupies die Differenz privat und bei Sponsoren sammeln. Sind sie nicht bärig, die Berliner? kög

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