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Nachlass-Versteigerung: Dörfleins Schlafsack bringt fast 1500 Euro

Weil er Geld für die Grabpflege braucht, macht der Sohn des verstorbenen Knut-Pflegers Thomas Dörflein den Besitz seines Vaters zu Geld. Die öffentliche Kritik daran stört die Familie nicht.

Bei der Online-Versteigerung von Gegenständen aus dem Nachlass des verstorbenen Knut-Ziehvaters Thomas Dörflein ist am Samstag ein Erlös von knapp 7000 Euro erzielt worden. Ein Schlafsack, in dem der Tierpfleger mit dem kleinen Eisbären geschlafen hatte, wechselte für 1431,01 Euro den Besitzer. Insgesamt gab es 84 Gebote. Auch die weiteren vier Gegenstände aus dem Dörflein-Besitz gingen deutlich jenseits des reinen Nutzwerts in fremde Hände über.

Für ein Taschenmesser Dörfleins wurde der Zuschlag bei 1316 Euro erteilt. Das Taschenmesser mit Leder-Etui ist auf vielen Fotos an Dörfleins Hosenbund zu sehen. Eine halbe Stunde vor Auktionsende hatte das Höchstgebot noch bei 1160 Euro gelegen. Ein Bieterwettstreit entwickelte sich auch um einen gebrauchten Gürtel des Tierpflegers. Binnen einer halben Stunde schnellte das Höchstgebot von 285 auf 371 Euro hoch. Auf weniger Nachfrage stieß ein Elvis-Buch mit CD aus dem Besitz Dörfleins. Es ging für 221 Euro weg. Für 3600 Euro wurde der mehr als zehn Jahre alte Opel-Kombi des Tierpflegers versteigert. Dessen Käufer werden die Dörflein-Erben wohl als Einzigen persönlich kennenlernen, denn der muss seine Neuerwerbung bei ihnen abholen.

Haushaltsauflösung übers Internet

Die umstrittene Versteigerung fand im Namen der beiden Kinder von Thomas Dörflein statt. Sein 18-jähriger Sohn David hatte den Verkauf damit begründet, dass er das Geld brauche, um das Grab seines Vaters zu pflegen. Der 44-Jährige war am 22. September vergangenen Jahres einem Herzinfarkt erlegen. Durch die Handaufzucht des von seiner utter verstoßenen Eisbären Knut hatte der bärtige Pfleger Bekanntheit weit über die Grenzen Berlins und Deutschlands hinaus erlangt. Sein schlichtes Urnengrab auf einem Spandauer Friedhof ist mittlerweile Anziehungspunkt für viele Fans.

Die Mutter des Toten kann die Auffassung einiger Menschen, die die Versteigerung ihres Enkels David von fünf Erbstücken kritisieren, nicht verstehen. "Die Öffentlichkeit denkt, das seien wichtige Erinnerungen. Doch für uns war Tommi nicht in erster Linie Knut-Pfleger, sondern Sohn und Vater", sagt die 71-Jährige. Die bei Ebay angebotenen Stücke seien – anders als andere Erbstücke – keine "Herzenssachen". Andere Hinterbliebene würden nach einem Todesfall Firmen beauftragen, die den Haushalt auflösen und Dinge wegwerfen. "Und heute ist es doch modern, Autos übers Internet anzubieten." (ml/ddp/Tsp)

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