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InSystems-Chef Torsten Gast in seinem Showroom

© Kitty Kleist-Heinrich

Fleißige Ameisen: Unaufhörlich in Bewegung

Ob Ausweise oder Farbfässer: Die Transport-Roboter von InSystems befördern Dinge autonom von A nach B.

Von Heike Gläser

Sie sind fleißig wie Ameisen, immer in Bewegung und werden so gut wie nie krank. Ein Roboter der Marke ProANT – die Abkürzung steht für "automatisch navigierendes Transportfahrzeug"  – fährt scheinbar ohne Zutun unaufhörlich durch den Showroom der Firma InSystems Automation an der Rudower Chaussee in Adlershof. Das hüfthohe Gefährt verfügt über einen elektrischen Antrieb, erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 1,8 Meter pro Sekunde und kann Lasten bis zu 200 Kilo transportieren. Die smarten Fahrzeuge sind in der Lage, ihre Umgebung zu erfassen. Bevor ein Gerät eingesetzt wird, fährt es zum Beispiel eine Werkshalle einmal ab, um den Raum zu scannen. Anschließend errechnet es den jeweiligen Weg, weicht Hindernissen aus und bewegt sich fortan autonom. Ist der Akku leer, fährt es automatisch zurück zur Ladestation, um anschließend wieder loszulegen. Eine fleißige Ameise eben.

Die intelligenten Helferlein werden auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt

"Unsere Roboter übernehmen nicht-wertschöpfende Tätigkeiten", sagt Torsten Gast, einer der beiden Geschäftsführer. Er meint damit, dass kleine oder große Dinge, die bewegt werden müssen, lediglich von A nach B transportiert werden. Das sei alles. "Aber das Spektrum ist riesig, das können Papierrollen, Farbfässer oder schwere Kisten sein." Die Fahrzeuge kommen in der Pharmaindustrie, in Möbelfabriken oder bei Bettwäscheherstellern zum Einsatz. Je nach Branche werden die intelligenten Helferlein auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt. Die Software ist das "Herzstück", sie funktioniert im Wesentlichen immer gleich, nur die Ausführung der ProANTs werden den Produkten angepasst, die transportiert werden sollen.

Freundliche Ameise: Manche Systeme beladen sich sogar selbst
Freundliche Ameise: Manche Systeme beladen sich sogar selbst

© Kitty Kleist-Heinrich

Bei InSystems arbeiten Programmierer, Elektroprojektierer, Mechatroniker und Konstrukteure, die von der Planung bis zur Inbetriebnahme der Roboter an allen Prozessen beteiligt sind. "Bei uns kommt alles aus einer Hand", sagt Torsten Gast. Ihre Mitarbeiter rekrutieren Gast und sein Kompagnon Henry Stubert weltweit. Da ihr Unternehmen stetig wächst, sind sie auch permanent auf der Suche nach Fachkräften wie SPS- und Hochsprachenprogrammierern. Von den 60 Mitarbeitern kommen rund 20 Prozent aus dem Ausland, darunter auch einige Frauen. Sie stammen aus Tunesien, dem Libanon oder dem Iran, auch ein Inder mit österreichischem Pass arbeitet hier. Die Verkehrssprache im Betrieb ist Englisch. Gast sieht das kritisch, denn für eine gelungene Integration sei es wichtig, dass die Mitarbeiter auch Deutsch sprechen. Er kümmert sich um seine Leute, bietet Sprachkurse an und vermittelt sie in Sportvereine, "damit sie mehr kennenlernen als nur InSystems", sagt er. Zudem bietet seine Firma auch Unterstützung bei Behördengängen, der Suche nach einer Wohnung oder einem Kitaplatz. Denn Torsten Gast will seine Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen binden: "Die Mitarbeiter sind das Kapital."

Gemeinsam mit seinem früheren Arbeitskollegen Stubert hat der 47-Jährige InSystems im Jahr 1999 gegründet. Davor waren die studierten technischen Informatiker als Betriebsingenieure beim Rasierklingenhersteller Gillette beschäftigt. Dort haben sich die beiden "kennen und schätzen gelernt". Sie sind ein eingespieltes Team, das läuft "ähnlich gut wie in einer Ehe", findet Gast. Momentan weilt Stubert in den USA, wo InSystems eine Filiale betreibt. In ein paar Wochen fährt dann Gast nach Washington. Die Chefs wechseln sich ab, damit immer einer vor Ort präsent ist.

"Made in Germany" ist nach wie vor ein Verkaufsargument

Sie haben zwar nicht in einer Garage, aber in einem Keller in Rudow begonnen – bei Stubert zu Hause. Irgendwann hatten sie so viele Mitarbeiter, dass der Keller zu eng wurde. 2002 zogen sie nach Adlershof ins Innovations- und Gründerzentrum. Nach 15 Jahren sind sie allerdings aus dem Start-up-Alter heraus. Zeit für einen weiteren Umzug, zumal ihr Büro aus allen Nähten platzt, ebenso wie die Werkstatt nebenan. Bis Ende Dezember zieht der erste Teil des Unternehmens in ein neues Gebäude, 2018 folgen dann die restlichen Abteilungen. Sie schätzen den Standort Adlershof, denn hier können sich Stubert und Gast auch leicht an Forschungsprojekten beteiligen.

"Made in Germany" ist nach wie vor ein Verkaufsargument auf dem Weltmarkt, allerdings bedauert Gast, dass es hierzulande für Eigenentwicklungen keine Förderungen gibt – ganz anders als in den USA. Er habe beispielsweise ein Patent angemeldet für Fahrzeuge, die sich nicht auf Rädern, sondern auf Kugeln bewegen. Um die Innovation zur Produktionsreife zu bringen, müsste man Fördergelder in die Hand nehmen. "Das ist ärgerlich, denn man könnte eigentlich schneller wachsen und mehr Leute einstellen", sagt Gast. Andererseits, räumt er ein, "hält uns das nicht davon ab, weiterhin innovativ zu sein". Es dauert halt nur alles ein bisschen länger.

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