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Auch eine Bäckerei gehört in ihr Portfolio: Sarah Wiener.

© Mike Wolff

Sarah Wiener: Herrscherin über ihr Genussimperium

Einst zog sie aus, um zu kochen - doch dabei blieb es nicht: Sarah Wiener ist heute eine Marke, hat ein ganzes Imperium aufgebaut. Und sie hat eine Mission.

Es gibt viele gute Gründe, mal wieder in den Hamburger Bahnhof zu gehen. Die Lachsforelle mit Haferwurzel, rotem Spitzkohl, Ur-Paradeisern und Kürbisrisotto etwa, oder die Brust und das Bries vom Bio-Kalb mit Rahmpfifferlingen, bunten Ackerbohnen und Kräuter-Erdäpfelstampf. Sicher, auch die Kunst ist es wert, den spätklassizistischen Bau zu besuchen. Das Museum für Gegenwart holt immer wieder Künstler von Rang ins Haus, aktuell ist zum Beispiel die Werkreihe "Ernste Spiele" des kürzlich verstorbenen Filmemachers Harun Farocki zu empfehlen.

Aber der Hamburger Bahnhof ist eben nicht nur ein Museum, das angeschlossene Café und Restaurant weit mehr als schnöde Museumsgastronomie. Es kann sich auch unabhängig von der Nationalgalerie behaupten. Das zeigt sich schon daran, dass es seit diesem Frühjahr auch jeden Freitagabend geöffnet hat. Die Ausstellungen sind dann längst geschlossen. Vor allem aber wird die Bedeutung des Restaurants in der Berliner Gastronomieszene klar, wenn man weiß, wer es betreibt: Sarah Wiener, die Fernsehköchin.

Sie hatte die Idee des "Konzert-Picknicks"

Das Restaurant im Hamburger Bahnhof ist eines von dreien, die ihr gehören. In einem anderen Museum, dem Museum für Kommunikation in der Leipziger Straße, befindet sich das Kaffeehaus, in der Chausseestraße, im zweiten Innenhof der alten Lokfabrik, "Das Speisezimmer". Es ist Wieners erstes Restaurant, 1999 hat sie es eröffnet. Da war Sarah Wiener, die in Halle/Westfalen geboren und in Wien aufgewachsen ist, allerdings schon lange im Geschäft. Bereits 1990 kaufte sie sich einen ausrangierten Lastwagen der ehemaligen Nationalen Volksarmee, gründete "Sarah Wieners Tracking-Catering" und bekochte Filmteams im In- und Ausland.

Das Catering betreibt Sarah Wiener noch immer, wenn auch der Zusatz "Tracking" weggefallen ist und an seine Stelle Event, Messe- und Congress sowie Business getreten sind. Das Catering-Team beliefert die Wirtschaft, die Politik, große und kleine Privatgesellschaften und mit der hübschen Idee des "Konzert-Picknicks" außerdem Musikfreunde, die eine Veranstaltung in der Waldbühne gern mit Zanderbulette, Frischkäsekuchen und Weißwein abrunden.

Es war nie ihr Ziel, ein solches Unternehmen aufzubauen

Die Welt der Sarah Wiener ist aber noch viel größer. Die Gastronomin betreibt eine Holzofenbäckerei, veranstaltet Kochkurse, vertreibt Muse, Pasten, Krachflocken und andere Bio-Produkte, schreibt Koch- und andere Bücher, unterhält eine Stiftung, deren Ziel es ist, Grundschul- und Kindergartenkindern gesundes Kochen beizubringen. Sie hat eine Backformen-Kollektion aus Emaille herausgebracht und eine Messerserie. Außerdem ist sie mit einer eigenen Sendung im Fernsehen zu sehen. In "Die kulinarischen Abenteuer der Sarah Wiener" reist die Wahlberlinerin durch verschiedene Länder und erforscht die jeweilige lokale Küche.

Es war nie Sarah Wieners Ziel, ein derart weit verzweigtes Unternehmen aufzubauen, ein Genussimperium mit heute 200 Angestellten. Es war die Konsequenz aus ihrer Kochleidenschaft – und aus dem daraus resultierenden Erfolg. Deshalb macht ihr auch die Kritik nichts aus, die ein FAZ-Redakteur vor ein paar Jahren einmal veröffentlichte. Er nannte sie eine "Geschäftsfrau, die sich mit Essbarem befasst". Die so Beschriebene ist ziemlich sicher, dass der Beschreibende das abwertend gemeint hat. "Für mich ist das aber nicht abwertend", sagt sie. Es stimmt eben. Sarah Wiener ist Unternehmerin. Sie ist eine Marke. Wo Sarah Wiener draufsteht, ist auch Sarah Wiener drin. Und ihr Konterfei drauf. Eine lächelnde, gut aussehende, sympathische Frau. Das verkauft sich. [...]

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Sabine Hölper

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