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Folgenreiche Kunstaktion: Mauer bemalt – in Bautzen eingesperrt

Erinnerung an eine folgenreiche Mauer-Kunstaktion in Berlin: Ein "Weißer Strich" und die Reaktion darauf.

Bevor die Berliner Mauer 1989 fiel, war sie schon etliche Male durchbohrt, gebrandmarkt, unsichtbar gemacht oder überklettert worden. Künstler, Friedensaktivisten und „Spinner“ hatten sich an ihr zu schaffen gemacht. Auf der „längsten Leinwand der Welt“ fanden sich banale Graffiti-Tags, bunte Figuren oder vieldeutige Spruchweisheiten. So wurde der antifaschistische Schutzwall künstlerisch überwunden.

Für die meisten Akteure gingen diese illegalen Grenzverletzungen glimpflich aus, einige büßten dafür mit ihrer Freiheit. „So wurde ich am Morgen eines tristen Berliner Novembertages im waldigen Dickicht des Tiergartens unweit des Brandenburger Tores mit erhobenen Händen nach Ost-Berlin abgeführt“, schrieb Wolfram Hasch in der „taz“. Die Grenzposten waren durch eine kleine Tür in der Mauer gekommen. Anders als seine Mitstreiter konnte Hasch nicht rechtzeitig auf West-Berliner Gebiet flüchten.

Zwei Monate nach seiner Festnahme wird er zu 20 Monaten Haft verurteilt und nach Bautzen verbracht. Dort saß er bereits 1984 wegen Aufrufs zum Wahlboykott. Die Bundesregierung kaufte ihn 1985 frei. Auch nach der erneuten Verurteilung wird Hasch freigekauft.

Die Aktion „Weißer Strich“ war gegen die um sich greifende Mauermalerei gerichtet. Die Mauer sollte wieder auf ihren wahren menschenverachtenden Kern reduziert werden. Die insgesamt fünf Akteure, mit Gipsmasken getarnt, zogen einen weißen Strich aus Dispersionsfarbe über den Beton, vom Mariannenplatz in Kreuzberg über den Checkpoint Charlie weiter zum Potsdamer Platz, stets beobachtet von den Grenzposten. Geplant war, in mehreren Tagen die gesamte Mauerlänge rund um West-Berlin zu malern, fast 166 Kilometer.

Wolfram Hasch und zwei weitere Akteure der Aktion „Weißer Strich“ erzählen am Freitag, 29. Mai, in der Humboldt-Uni (Hauptgebäude Unter den Linden) von ihren Erlebnissen. Beginn: 18 Uhr. Eintritt frei. Veranstalter sind die Gedenkstätten „Bautzen“ und „Berliner Mauer“.

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