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Im Dschungel überrascht: Rückkehr nach einer Zeitreise

Tagesspiegel-LeserMichael Knoke und seine Freundin beobachteten gerade Orang Utans im Dschungel Sumatras. Dort erfuhren sie vom Mauerfall. Die beiden hielten die Nachricht zuerst für einen Witz.

1989, als die Mauer fiel, waren wir - meine Freundin und ich - gerade im Dschungel Sumatras unterwegs, um dort mit einigen anderen Touristenausgewilderte Orang Utans bei der Fütterung zu beobachten. Eine Holländerin sprach uns an. "Ihr seid doch aus Deutschland", sagte sie."Habt ihr schon gehört", sagte sie weiter, "in Berlin ist die Mauergefallen!"

Wir dachten zunächst, sie wolle uns auf den Arm nehmen. "Nein", sagte sie, "ich habe es gestern im Fernsehen gesehen." Es fiel uns schwer das zu glauben. Wie ìkonnte das angehen, dass das Land, das wir vor einigen Wochen in Richtung Südostasien verlassen hatten, nunmehr plötzlich, von einem Tag auf den anderen, ein völlig anderes Land sein sollte.

Ich erinnerte mich daran, wie ich das erste mal nach Berlin gefahren bin, was das für ein seltsames Gefühl war, vor dieser Mauer zu stehen und zu wissen, dass die Menschen auf der anderen Seite eingesperrt waren. Wir waren jedenfalls ziemlich vor den Kopf gestoßen und mutmaßten, was in der fernen Heimat wohl geschehen war. "Wenn die Mauer weg ist", sagte ich, "dann heißt das ja, dass es keine DDR mehr gibt, zumindest nicht so, wie wir sie kannten."

Völlig bedröppelt standen wir also da im Dschungel und versuchten uns das vorzustellen - Deutschland ohne eine Mauer. Als wir dann einige Monate später zurückkehrten in die Heimat, war die Welt  eine völlig andere. Es war, als hätten wir eine Zeitreise gemacht.

Michael Knoke

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