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Amatsu zeigt, wie man mit Seide konstruieren kann: Runway von "A Degree Fahrenheit"

© AFP

A Degree Fahrenheit: Ein junger Japaner begeistert Berlin

Ein Slot der Fashion Week ist jede Saison für einen ausländischen Designer reserviert. Dieses Mal präsentiert der Japaner Yu Amatsu sein Label "A Degree Fahrenheit". Seine Schnitte sind skulptural, asymmetrisch. Kein Wunder: Er lernte bei einem berühmten Vorbild.

Ein Termin auf der Mercedes-Benz Fashion Week ist jede Saison für einen ausländischen Designer reserviert, den der Hauptsponsor und das Magazin Elle einladen. Die Gäste sorgten regelmäßig für besondere Facetten im Programm der Modewoche: Im vergangenen Sommer regte Steven Tai mit seinen unkonventionellen, ein alternatives Schönheitsideal verfolgenden Entwürfen zum Nachdenken über die Konventionen der Modewelt an, ein Jahr zuvor hatte die Niederländerin Iris van Herpen mit ihren technoiden Haute-Couture-Kreationen einen künstlerischen Anspruch vertreten, den man so sonst in Berlin nicht zu sehen bekommt.

Am Donnerstag war nun der Japaner Yu Amatsu an der Reihe. Er zeigte die neue Kollektion seines 2009 gegründeten Labels „A Degree Fahrenheit“  – eine Weltpremiere, in Japan wird sie erst in einigen Wochen vorgestellt.

Amatsu hatte angesichts seiner Vorgänger also hohe Erwartungen zu erfüllen. Und das gelang ihm mit einer konzeptionell durchdachten und handwerklich eindrucksvollen Kollektion. Grundlage seiner Entwürfe sind die Stoffe, am charakteristischen ein grauer Wollstoff mit Fischgrätmuster, das durch subtile Verläufe in einen düsteren Anthrazitton übergeht. Aus dem dicken Stoff schneidert er sowohl schmale, fast klassische Kostüme als auch skulpturale, asymmetrisch konstruierte Kleider und Hosenanzüge mit deutlichem Avantgardeanspruch.

Designer Yu Amatsu: Viel gelernt bei Marc Jacobs
Designer Yu Amatsu: Viel gelernt bei Marc Jacobs

© dpa

Hinzu kamen Stücke aus hauchfeiner Seide, teils in Schwarz, teils in einem tiefen Haselnussbraun. Amatsu kombiniert beide Farben, wiederum teilweise in spannungsvoller Asymmetrie. Und er zeigt, wie man mit Seide konstruieren kann. Mal zieht er den Stoff eng an die Haut und schafft glatte Oberflächen, mal lässt er ihn in feinen Fältelungen die Körperformen überspielen, mal lässt er Stoffbahnen effektvoll flattern, mal fasst er sie zu geschlossenen, geometrischen Volumina zusammen. Man merkt, dass er unter anderem in New York für Marc Jacobs und andere Modehäuser als Musterschneider gearbeitet hatte, bevor er sein eigenes Label gründete. „Dort habe ich schnitttechnisch viel gelernt,“ sagt Amatsu.

Diese Leistungsschau des Designerhandwerks wirkt erstaunlicherweise nie zu konzeptionell oder kunsthandwerklich. Nie entsteht der Eindruck, die Komplexität werde um ihrer selbst willen gesucht. Stattdessen sind viele Entwürfe von einer unmittelbaren Schönheit. Die schneiderische Raffinesse ist da, neben der Wirkung des Materials, nur ein Mittel zum Zweck.

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