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Die Designerin Nobieh Talaei weiß sich in Szene zu setzen.

© promo

Atelierbesuch bei Nobi Talai: Orientalische Perfektion

Nobieh Talaei will die schlichte Formensprache des Bauhauses mit ihrer alten Heimat Persien verbinden. Damit ist sie in Deutschland erfolgreich, präsentiert ihre Mode aber in Paris.

Nobieh Talaei hat Fieber und sich trotzdem in ihr Atelier geschleppt. Ihre dunklen Augen glänzen, und sie bittet um Abstand. Aber Nobieh Talaei würde noch nicht mal auf die Idee kommen, sich krankzumelden. Es geht schließlich darum, der Welt mitzuteilen, was sie in den vergangenen zwei Jahren geschafft hat. Dafür gibt sie alles. Sie hat Törtchen besorgt, vor ihr liegt ein Zettel mit Notizen, damit sie trotz des Fiebers nichts vergisst, was zu erfahren sie für wichtig hält.

Zuerst zählt sie auf, was sich alles seit ihrer ersten Modenschau im Januar 2016 verändert hat. Da gab es ihr Label noch kein Jahr, doch sie wurde bereits vom Fashion Council Germany unterstützt, der Lobbyvereinigung für deutsche Mode. Also galt sie ganz offiziell und ab sofort als sehr vielversprechendes Talent, ohne dass jemand ihre Kleider je gesehen hatte.

Als hätte Nobieh Talaei ein Drehbuch für ihre Karriere geschrieben

Mit der ersten Schau festigte sie den Eindruck, dass man es nicht mit einer Anfängerin zu tun hatte. Tatsächlich nahm sie sich zwischen ihrem Modestudium und der Selbstständigkeit mehr als zehn Jahre Zeit, um die Branche kennenzulernen. Ihr perfekt ausgestattetes Atelier, die edlen Materialien und raffinierten Schnitte lassen keinen Zweifel daran, dass Nobieh Talaei wusste, was sie vorhatte. Als hätte sie ein Drehbuch für ihre Karriere geschrieben und sich selbst als Hauptdarstellerin gecastet.

Stoffe und Farben für die Kollektion, die sie am Montag in Paris gezeigt hat.
Stoffe und Farben für die Kollektion, die sie am Montag in Paris gezeigt hat.

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Sie bestimmt sogar, wie sie tituliert wird: „Ich bin die moderne Nomadin, und die Geschichte nimmt man mir ab“, sagt sie. Weil sie stimmt. Sie ist so überzeugend, dass jetzt fast alle Artikel über sie mit diesem Schlagwort betitelt sind: Großstadtnomadin, moderne Nomadin oder auch Nomadin der Moderne. Zu verlockend ist eben diese Geschichte: Nobieh Talaei, die mit elf Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland kam, sich schnell anpasste, aber nie ihre Großmutter vergaß, die prächtige Hochzeitskleider in Teheran schneiderte. Heute verbindet sie die schlichte Formensprache des Bauhauses und der Neuen Sachlichkeit mit dem Reichtum des Orients.

Es ist sofort klar, dass die Designerin der Mittelpunkt dieser Modewelt in einem schicken Hinterhof in der Auguststraße ist. Alle sind nur hier, weil sie einen starken Gestaltungswillen hat. Angefangen hat sie mit acht Mitarbeitern, heute sind es 15. In einem lang gezogenen Raum hängen alle ihre Entwürfe an einer langen Stange, die sie mit nach Paris nehmen wird.

In Paris präsent zu sein, gehört für Nobieh Talaei einfach zum Dasein einer Designerin dazu.

Dort zeigt die 39-Jährige bereits zum vierten Mal ihre Kollektion. In Paris präsent zu sein, gehört für sie einfach zum Dasein einer Designerin dazu. Und da ihre Mode bereits von München bis Düsseldorf verkauft wird, will sie jetzt international wahrgenommen werden. Dafür feilt sie an jedem Detail ihrer Kollektion.

Ein paar Entwürfe knallen nicht nur farblich heraus, sie plustern sich förmlich auf. Es gibt große Jacken aus Mohair, die mit einem Waffelmuster so plissiert wurden, dass sie wie 3-D-Skulpturen aussehen. Das Plissee hat sie mit einer kleinen Werkstatt in Charlottenburg entwickelt. Es gibt Röcke, die erst längs in Falten gelegt sind und dann noch mal vertikal, sodass der glänzende Stoff wie ein plastisches Relief wirkt. Ihren Blazern hat sie mit einer eingeschobenen Falte Pagodenschultern verpasst, eine Kapuze kann man aufknöpfen, sodass sie wie ein riesiger Kragen auf die Schultern fällt.

Für ihre letzte Schau benutzte sie iranische Tischtücher und Decken mit Paisleymuster und machte daraus für ihre letzte Schau Röcke. Die Muster fanden so viel Anklang, dass sie beschloss, sich auf die Suche nach einem eigenen Muster zu machen. Das fand sie in ihrer Sammlung iranischer Teppiche. Die abstrakte Form eines Granatapfels ist jetzt Teil ihres Logos. Bei der neusten Modenschau lag auf jedem Platz ein Seidenschal mit dem Granatapfelmuster.

Mehr zu Nobi Talai auf www.nobitalai.com

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