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Teufel noch mal. Das schweizer Unternehmen Mammut präsentiert seine Mode auf dem Teufelsberg.

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Berlin Fashion Week: Der Berg ruft

Als Bergsteiger im Flachland: Mit Mammut Delta X will der Schweizer Spezialist für Funktionskleidung modisch werden und präsentierte seine erste Kollektion in Berlin.

Blitzeis im Sommer, das gibt es nur auf der Fashion Week. Wer am Dienstagabend unweit der Jannowitzbrücke den ehemaligen Supermarkt im Erdgeschoss eines Plattenbaus betrat, konnte künstlich geschaffene Gletscherlandschaften bestaunen. In großen Eisklötzen waren Rucksäcke, Turnschuhe und Bergsteigerausrüstung eingefroren, die Gäste liefen daran vorbei wie an Kunstwerken in einer Galerie.

Genau der passende Rahmen, dachte sich die Schweizer Firma Mammut wohl, die sich auf Funktionskleidung für Bergsteiger spezialisiert hat. Der 1862 gegründete Funktionsspezialist und Erfinder des ersten Bergseils überhaupt stellte seine neue Kollektionslinie Delta X vor. Damit will er jetzt nicht nur Gipfel, sondern auch Großstädte erobern. „From mountaineering to urbaneering“, lautet das schmissige Motto.

„Mammut steht im Kern für Performance, Sicherheit und Innovation, das steckt in allen unseren Produkten. Delta X ist die zeitgemäße Interpretation von dem, was wir tun,“ doziert Oliver Pabst. Der Berliner arbeitet seit 2016 als Geschäftsführer bei der Firma. Bisher war sie unter Bergsport- und Aktivurlaubfans für eher technische als für modische Bekleidungs- und Ausrüstungsprodukte bekannt. Jetzt will also auch Mammut eine ganze Markenwelt aufbauen. So sollen Kunden, die die Ausrüstung von Bergtouren kennen, jetzt auch im Flachland und in der Stadt Mammut tragen können. Wenn dabei neue Kunden dazu kommen, um so besser.

Damit die „Urbaneering“-Strategie auch aufgeht, hat man Adrian Margelist mit an Bord geholt, den Schweizer Designer, der zuvor bei MCM, Navyboot und Liebeskind gearbeitet hat und im schwarzen T-Shirt zum Pressetermin in Berlin erscheint. Mit seinen wilden Haaren und dem Piratenbart nimmt man ihm den hippen Großstädter sofort ab. Als Schweizer ist Margelist aber auch mit den Bergen vertraut, tatsächlich kommt er aus einer Bergführerfamilie. Die in Eis gegossenen Accessoires von Delta X auf der Berliner Präsentation stammen also keineswegs aus der Mottenkiste eines Yetis, sondern folgen dem Prinzip von schockgefrorenem Gemüse: Ultracool, ultrafresh! Zumindest, wer sich für modische Funktionskleidung interessiert, dürfte auch an den minimalistischen Kleidungsstücken der Kollektion für Frauen und Männer Freude haben. Die waren nicht gefroren, sondern wurden an Puppen präsentiert.

Der schweizer Berspzialist Mammut hat nun seine erste Modekollektion herausgebracht.
Der schweizer Berspzialist Mammut hat nun seine erste Modekollektion herausgebracht.

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Da wären zum Beispiel kastig geschnittene Hemden in Blau, Schwarz oder Weiß mit breiten Ton-in-Ton-Reißverschlüssen aus stretchigem Funktionsmaterial oder ultraleichte, taillierte Windbreaker, in Beige oder auch mal in Pink, poppige Langarm-T-Shirts und eng anliegende Bergsteigerhosen, die man sich tatsächlich eher an zarten Berliner Fashionistas als an kernigen Bergsteigern mit breiten Waden vorstellen kann. Jedenfalls bewegt sich Mammut mit der Verquickung von Sport und Mode keinesfalls auf dünnem Eis.

Der Einzug von Anleihen aus dem Sport lässt sich spätestens seit dem Erfolgsmarsch des Turnschuhs auf den Laufstegen nicht mehr wegdenken. Der viel zitierte „Athleisure“-Trend und mit ihm die hübschen Yoga- und Lauf-Kollektionen gelten als neue Jeans und haben sich in der Modewelt etabliert. Was natürlich nicht heißt, dass plötzlich alle aktive Sportler geworden sind. Aber immerhin so auszusehen, als sei das Leben ein einziger Staffellauf, gilt als schick. Deshalb ist die Sportästhetik für Modemarken höchst attraktiv.

Und weil die moderne Leistungsgesellschaft immer schneller immer weiter hinauf will, erscheint es nur logisch, dass die Modewelt jetzt im wahrsten Wortsinn den Gipfel der Performance ersteigt und sich beim Extremsport Bergsteigen bedient. So sah man bereits Bergsteigerstiefel bei Acne Studios und Prada, Trekkingsandalen bei Roger Vivier, Brustbeutel und Rucksäcke bei Givenchy und Wanderhosen bei Lanvin. Die Bauchtaschen von Gucci verkaufen sich wie geschnitten Brot. Im neuen modischen Outdoor-Look offenbart sich laut Oliver Pabst „der Wunsch, wieder mehr in der Natur zu sein.“

Nur konsequent, dass auch Outdoor-Marken selbst modischer werden. Warum den Modehäusern das Feld überlassen? In Sachen Performance sind echte Outdoorlabels natürlich viel effizenter als eine klassische Modemarke. Delta X etwa sieht nicht nur fesch aus, sondern kann auch was. Auf die Schnitttechnik „Georganic 3D“, die von der Funktionskleidung auf die hybride Delta X Kollektion übertragen wurde, ist man bei Mammut besonders stolz: Wer seinen Arm in der U-Bahn nach der Haltestange oder in der Boulderhalle nach dem nächsten Griff reckt, bei dem rutscht normalerweise der Ärmel unschön hoch und entblößt das Handgelenk. Bei Delta X bleibt dank extra Materialzufuhr alles an seinem Platz.

Für jede neue Kollektion möchte Mammut sich zukünftig von einer anderen Stadt inspirieren lassen. Den Auftakt macht Berlin als Inbegriff der Urbanität. Und damit sich die Bergliebhaber im hiesigen Flachland ein wenig vertrauter fühlen, hat das Mammut-Team den einzigen Berg weit und breit als Ort für sein Fotoshooting ausgemacht: den Teufelsberg. Der ist gerade mal 120 Meter hoch, wie süß! Der Hausberg von Mammut, der mächtige Eiger inmitten der Schweizer Alpen, misst dagegen knapp 4000 Meter. Aber weil bei Mammut Performance ja als etwas Ganzheitliches verstanden wird, gilt auch für die Berliner: „Ain´t no mountain high enough“ – kein Berg ist hoch genug. Wenn das so ist, dann tut es für ein bisschen Mode schließlich auch der Teufelsberg.

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