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Auf einer Reise durch Usbekistan fand Eugenie Schmidt Amateurmodels für ihre Jacken.

© Schmitd

Berliner Stil: Alte Kleider mit neuem Sinn

Das Wiederverwerten von Altkleidern ist längst zu einem großen Trend geworden. Beim Label Schmitd wird Upcycling zur Kunst.

Eugenie Schmidts Werkstoff für neue Kleidung ist alte. Damit befindet sie sich in Berlin in bester Gesellschaft. Immer mehr Designer:innen arbeiten mit Materialien, die schon da sind. Das Ganze nennt sich Upcycling und ist längst raus aus der Ökoecke und auf den Laufstegen in Paris und Mailand angekommen. Zum Beispiel feiert Marine Serre mit dieser Technik große Erfolge auf der internationalen Modebühne.

Denn Upcycling bedeutet nicht, ein Kleidungsstück mit ein paar Handgriffen und ein bisschen Glimmer aufzupimpen – die Altkleider werden komplett auseinandergenommen und oft zu etwas Neuem zusammengesetzt. Das verändert den Designprozess – man sucht sich nicht den passenden Stoff für den Entwurf, sondern geht vom Ausgangsmaterial aus.

Eugenie Schmidt wurde in Tadschikistan geboren. Deshalb war die Reise durch das Nachbarland Usbekistan für sie etwas besonders.
Eugenie Schmidt wurde in Tadschikistan geboren. Deshalb war die Reise durch das Nachbarland Usbekistan für sie etwas besonders.

© Schmitd

Dass die Jacken von Eugenie Schmidt so besonders fein austariert sind, liegt auch daran, dass sie eine Pionierin des Upcycling ist. Schon vor 13 Jahren gründete sie mit ihrer Studienkollegin das Label Schmidttakahashi. Das Ganze hatte einen künstlerischen Ansatz: Sie legten ein digitales Archiv mit gebrauchten Kleidungsstücken an, viele davon wurden ihnen geschenkt. So konnten die neuen Besitzer:innen die Geschichte ihrer Kleidung nachvollziehen. Ihre Mode verkauften sie von Paris bis Tokio.

Als die Designerinnen das Label 2018 auflösten, teilten sie das Archiv untereinander auf. Noch heute kann sich Eugenie Schmidt daraus bedienen. Und sie holt das Beste aus den alten Stücken heraus, stülpt das Futter einer Funktionsjacke samt Etikett und Innentasche nach außen. Durch das Meshfutter bekommt die Jacke einen subtilen Schimmer. Aus einer grünen Cargohose macht sie Ärmel, die Potaschen mit breiten Klappen platziert sie knapp unterhalb der Schultern und funktioniert sie so zu Epauletten um.

In dieser Jacke wurde auch ein Abendkleid verarbeitet.
In dieser Jacke wurde auch ein Abendkleid verarbeitet.

© Schmitd

Sie schafft es, auch Teilen, für die niemand mehr Verwendung hat, einen neuen Sinn zu geben. Wie zum Beispiel zu eng gewordenen und verschlissenen Tops. Sie schneidet sie in lange Streifen, die nur oben am Ausschnitt oder rund um die Spaghettiträger verbunden bleiben. Die Streifen knotet und flicht sie so zusammen, dass man sie als Makramee-Schmuck um den Hals tragen kann.

Mit ihrem neuen Label Schmitd hat Eugenie Schmidt noch viel vor. Am liebsten würde sie das Upcycling mit einer eigenen Produktion auf die nächste Stufe der Professionalisierung heben, am besten direkt neben einer Altkleider-Sortieranlage. In Berlin gibt es dafür jetzt schon mehr als genug Bedarf.

Schmitd gibt es im Upcycling- Pop-up-Shop in der Platte in der Memhardstraße 8 in Mitte. Dort verkaufen mehr als 20 Berliner Label bis zum ihre Produkte, dazu gibt es mehrere Workshops. Auch Eugenie Schmidt bietet regelmäßig Upcycling-Workshops an, die nächsten am 23. April und 7. Mai statt.

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