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Street Ninjas. Installation der Preisträgerin Tra My Nguyen.

© Susanna Nieder

BERLINER  STIL: Die Berliner Mode bezieht Position

Auf der Fashion Positions kamen Mode und Kunst zusammen. Das funktioniert erstaunlich gut, auch weil sich die Modedesigner keineswegs anbiederten.

Von Susanna Nieder

Kann man Mode zusammen mit Kunst zeigen? Wenn man sie so inszeniert, wie das die meisten der 20 Berliner Modedesignerinnen und Modedesigner auf der Fashion Positions tun, lautet die Antwort: ja. Die Präsentation bietet eine ausgesprochen sehenswerte Ergänzung zu den Kunstwerken der Kunstmesse Positions. Die Mode hat sogar den Vorteil, dass sie direkt gekauft und, wenn gewünscht, am Körper aus der Ausstellung getragen werden kann. In einem luftigen Nebenraum hängen ausgewählte Stücke in verschiedenen Größen, in Begleitung der Designerin können sie näher begutachtet und anprobiert werden.

Esther Perbandt wirkt mit steilem Käppi und scharfen Schuhwerk einschüchternd

So tief ins Gespräch einzusteigen wie auf dieser Messe, ist nicht nur für die Kundschaft spannend, sondern auch für die Modeleute. Zum Beispiel Esther Perbandt, ganz in Schwarz mit steilem Käppi und scharfem Schuhwerk, ist ständig im Gespräch. Dass ihre Entwürfe aus Baumwolle und Lack etwas einschüchternd wirken können, macht sie locker wett. Nebenan bei Starstyling werden quasi als Performance quietschbunte Reste von Klebefolie zerschnipselt, die von den Mustern für Pullover übrigblieben und auch wieder für Muster verarbeitet zu werden. Die Pullis, die so entstehen, kann man sehen, wenn man durch die Fenster des Anproberaums lugt.

Collage von Jennifer Brachmann, die sie auf der Fashion Positions zeigte.
Collage von Jennifer Brachmann, die sie auf der Fashion Positions zeigte.

© Jennifer Brachmann

Viele Designer sind eine Kooperation mit Künstlern eingegangen, um ihre Stände zu gestalten. Brachmann stellt neben den eigenen, bildschönen Mänteln Fotos der Künstlerin Franziska Stünkel aus, die seit vielen Jahren Spiegelungen in Fensterscheiben aufnimmt. Bei Cruba hängt ein Bild des Künstlers Mark Milroy, es trägt den Titel „I do not understand“. Frank Leder hat vom Berliner Edelgastronomen Nobelhart & Schmutzig Hemden in große Brotlaibe einbacken lassen. Die Botschaft ist selbsterklärend, hier geht es ums Handwerk.

Vorbild für die Arbeit von Tra My Nguyen waren vietnamesische Motorradfahrerinnen

Mode und Kunst nahtlos zu verschmelzen, ist Tra My Nguyen mit ihrer Installation „Street Ninjas“ gelungen. Inspiriert sind ihre leichten „tragbaren Skulpturen“ von Vietnamesinnen, die beim Motorradfahren durch die Stadt weite Umhänge tragen, um sich vor Smog und Sonnenlicht zu schützen. Nguyen hat erst 2019 ihren Abschluss an der Universität der Künste gemacht, für ihre Installation bekam sie auf der Fashion Positions den Preis der Modejury.

Mit der Hutmacherin Fiona Bennett und dem Schuhlabel Trippen sind in der Ausstellung auch zwei Berliner Altmeister vertreten. Wer verfolgt hat, wie Berliner Modemacher Ende der 90er Jahre mühsam die ersten Schritte zu einer echten, kreativen Modeszene machten, ist beeindruckt von dem, was hier seither gewachsen ist. Auf der Fashion Positions kann man einen Ausschnitt der Berliner Modeszene sehen, der besonders kunstaffin ist. Einige fehlen – aber vielleicht sind Isabel Vollrath, Richert Beil, Lala Berlin oder Kaviar Gauche ja beim nächsten Mal dabei.

Flughafen Tempelhof, Hangar 3 + 4. Es gibt jeweils zwei Zeitfenster, die man vorher buchen muss. Heute 14–17 Uhr und 17–20 Uhr, So 13–15.30 Uhr und 15 Uhr–18 Uhr.

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