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Auf Kreuzfahrt ging es einst mit Schrankkoffern wie diesem

© promo

Berliner Stil: Von Titanic-Koffern und Hipstertaschen

In der Ausstellung Time Capsule erzählt Louis Vuitton die Geschichte des Hauses anhand von Koffern und Taschen.

Wer heute am Flughafen ankommt, hat meist einen Kampf um jedes einzelne Kilo Reisegepäck hinter sich. Was müssen das für Zeiten gewesen sein, als das keine Rolle spielte und auch beim Fliegen allein der leere Koffer 35 Kilogramm wiegen durfte! So viel konnte jedenfalls ein Modell von Louis Vuitton in den dreißiger Jahren auf die Waage bringen.

Streift man im Französischen Palais unter den Linden durch die neu eröffnete Ausstellung „Time Capsule“ (dt. Zeitkapsel) des französischen Luxushauses, fühlt sich das tatsächlich an wie ein Blick in eine vergessene Welt, in der es um Einiges eleganter zuging. 160 Jahre Geschichte des Luxushauses werden erzählt. Selbstverständlich anhand von Koffern und Taschen, mit denen für die Marke alles ihren Anfang nahm. Gleich Kunstwerken stehen sie in Vitrinen, auf Videoinstallationen im Hintergrund ziehen Landschaftsaufnahmen vorbei, Wälder wechseln sich mit Wüsten und Ozeanen ab.

Das Reisen ist wesentlicher Bestandteil des Markenkerns von Louis Vuitton. Als eine der ersten Marken stellte sie Reisegepäck für die Bahnfahrt her, ab 1897 die ersten Autokoffer. Auch auf das Dampfschiff begab sich die feine Gesellschaft mit Louis Vuitton. Groß und massiv wie Schränke waren die Kabinenkoffer, mit denen man damals in See stach. Mit Schüben und einer Kleiderstange mit lederbezogenen Bügeln. „Da muss man an die Titanic denken“, murmelt ein Besucher. „Damals ist man noch mit Stil verreist. Aber der ist untergegangen, im wahrsten Sinne des Wortes.“ Nicht ganz, möchte man einwerfen. Noch immer ist Reisegepäck von Louis Vuitton ein Statussymbol und die erste Wahl derjenigen, die lieber den Privat- als den Easy Jet nehmen. Doch natürlich haben sich die Zeiten geändert. Auch das dokumentiert die Ausstellung – den Weg Louis Vuittons von der reinen Koffer- zur Modemarke. Inklusive stilistischer Neuorientierungen und Designerwechseln. Aus Schrankkoffern wurden Hipster-Rucksäcke oder angesagte „Micro-Bags“. Im letzten Raum der Ausstellung dann ein Blick auf die Gegenwart. Statt des charakteristischen Vuitton-Brauns plötzlich knalliges Rot. Es sind Stücke aus der Kooperation des Hauses mit der amerikanischen Streetwear-Marke Supreme. Im Mittelpunkt? Ein Skateboard-Koffer. Direkt daneben Handtaschen mit gewöhnungsbedürftigem Mona-Lisa-Druck. Auch sie sind das Ergebnis einer Zusammenarbeit, in diesem Fall mit dem New Yorker Künstler Jeff Koons. Angesichts dieser Modelle fallen die Reaktionen weniger ehrfürchtig aus. „Die sehen ja aus wie die Taschen, die Leute am Massenstrand in Rimini tragen“, empört sich eine Besucherin im Pelzmantel. Es ist eben nicht ganz leicht, eine Traditionsmarke zu sein und trotzdem nicht einzurosten. Da kann auch mal ein Experiment danebengehen.

Die Ausstellung „Time Capsule“ ist bis zum 9. Oktober zu sehen, Eintritt kostenfrei. Mehr: louisvuitton.com

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