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Kommen und gehen. Messebesucher im einstigen Flughafengebäude.

© dpa

Bread & Butter in Berlin: Geheimsache Tempelhof

Der Rückzug der Modemesse Bread & Butter aus Berlin wirft viele Fragen zum umstrittenen Mietvertrag und zu den Plänen von Messechef Müller auf. Seine Vereinbarung mit Berlin wird bislang aber unter Verschluss gehalten.

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Berlins Landesregierung will die Modemesse Bread & Butter nicht vorfristig aus ihrem bis 2019 laufenden Mietvertrag für das ehemalige Tempelhofer Flughafengebäude entlassen. „Der Vertrag muss erfüllt werden“, sagte der Sprecher des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD), Richard Meng, dem Tagesspiegel am Mittwoch. Tags zuvor hatte der Chef der Bread & Butter, Karl-Heinz Müller, einen Teilrückzug aus Berlin verkündet. „Wir gehen von einer Vertragstreue aus“, sagt der Senatssprecher dennoch.

Was genau zwischen der Modemesse und Berlin vereinbart wurde, wissen allerdings nur wenige Eingeweihte. Das Dokument, das Bread & Butter-Chef Müller am 27. Januar 2009 unterschrieb, ist bis heute geheim. Deswegen beantragte die Fraktionschefin der Grünen im Abgeordnetenhaus, Ramona Pop, am Mittwoch offiziell Akteneinsicht bei der Senatskanzlei – ein Vorhaben, das in der Vergangenheit mehrfach abgeblockt worden war.

Immerhin sickerte durch, dass für 61 000 Quadratmeter Fläche, einschließlich Teilen des Flugfeldes, jedes Jahr 1,65 Millionen Euro gezahlt werden – laut „Handelsblatt“ ein „Discount-Preis“ weit unter vergleichbaren Mieten. Die Miete wurde laut Senatsfinanzverwaltung „für die tatsächliche Nutzungsdauer vereinbart“. Die Messe nutzt das Areal bisher zwei Mal jährlich für je einen Monat. Daraus ergibt sich die Frage, ob Bread & Butter weniger zahlen muss, wenn die Messe nur noch einmal jährlich stattfindet.

Der Mietvertrag hat eine Laufzeit von zehn Jahren, mit einer Verlängerungsoption über weitere zehn. Der Vertrag enthält eine Klausel, die sicherstellt, dass Hangar 7 ab 2017 vom Alliiertenmuseum dauerhaft genutzt werden kann. Wowereit hält sich zugute, die Bedingung zugunsten des Museums mit Bread & Butter persönlich ausgehandelt zu haben. Außerdem wurden aus öffentlichen Mitteln fünf Millionen Euro investiert, um die Räume für die Messe herzurichten.

Der Mieter ist offenbar nicht berechtigt, Untermietverträge abzuschließen, falls er die Flächen nur zeitweise oder teilweise braucht, aber den Mietvertrag nicht aufgeben will. „Das geht, glaube ich, nicht“, sagte Wowereit 2009 im Stadtentwicklungsausschuss. Ausgehandelt und abgeschlossen wurde der Vertrag vom landeseigenen Berliner Immobilienmanagement (BIM), im Einvernehmen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), denn das Tempelhofer Feld einschließlich Hauptgebäude gehörte damals Berlin und dem Bund.

Messechef Müller hatte den Regierenden Bürgermeister 2008 persönlich angesprochen und avisiert, aus Barcelona nach Berlin zurückzukehren. Aber nur, wenn er Tempelhof mieten könne. Wowereit hatte daraufhin persönlich den Kontakt zu BIM-Chef Sven Lemiss hergestellt und Finanzsenator Thilo Sarrazin eingeweiht. Es gab keine Ausschreibung und keinen Senatsbeschluss. Rechtlich gesehen war dies auch nicht nötig. Der Vertragsabschluss machte Anfang 2009 einen laufenden Ideenwettbewerb der Stadtentwicklungsbehörde zur Nutzung des Flughafengebäudes obsolet.

Manche fragen sich jetzt: Ist der von Müller angekündigte Teilrückzug aus Berlin vielleicht nur ein Bluff, um die historischen Flughafenhallen noch billiger zu bekommen? Wer die Bilanz der Firma „Bread & Butter“ liest, könnte auf eine solche Idee kommen. Müller, der die Bilanz im Januar dieses Jahres unterschrieb, schwärmt darin: „Der nächste Schritt ist ein Mode- und Lifestyle-Festival. Berlin ist dafür die beste Stadt, die man sich vorstellen kann. Aktive, kreative Menschen aus der ganzen Welt lieben Berlin.“ Wie wichtig die Stadt für seine Firma sei, erklärte Müller so: „Man kann durchaus von einem Berlin-Bonus sprechen“.

Von dem Bonus profitiert er kräftig: Die Firma wirft einen guten Ertrag ab, mehr als 32 Millionen Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2012. Es bleibt ein Gewinn nach Steuern von rund zwei Millionen Euro. Darauf will sich Müller nicht ausruhen, im Geschäftsjahr 2013/14 strebt er ein Plus „in Richtung 3 Millionen Euro“ an. Dazu wolle er in Berlin kräftig investieren, etwa in Läden auf der Münzstraße. Von einem Rückzug aus Berlin ist in der Bilanz keine Rede – ganz im Gegenteil.

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