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Die Schau ist vorbei. Alexandra Kiesel.

© dpa

Designer for Tomorrow Award: Eine Designerin lernt fliegen

Alexandra Kiesel gewann im Sommer 2011 den Nachwuchspreis „Designer for Tomorrow“. Kurz vor ihrer ersten Modenschau haben wir sie in ihrem Atelier besucht.

Alexandra Kiesel trägt sehr schöne Hausschuhe. Braun karierte Großvaterlatschen, in denen sie gar nicht anders kann, als durch ihr kleines Atelier zu schlurfen. Sie bleibt vor einem Haufen hochhackiger Pumps stehen. „Sind die nicht toll geworden.“ Die Schuhe sind bedruckt mit bunten Mustern, haben farbige Absätze und passen perfekt zu ihren Kleidern. Da steht sie nun in ihren Pantoffeln und staunt die Schuhe an. Es ist das erste Mal in Alexandra Kiesels Designerleben, dass sie sich um die richtigen Schuhe für eine Modenschau keine Sorgen machen muss. Auch sonst konnte sie sich seit dem 7. Juli 2011, als sie die Trophäe für den Nachwuchspreis „Designer for Tomorrow“ in die Hand nahm, einfach nur darüber Sorgen machen, ob ihr genug für die nächste Schau einfällt. Ihr ist genug eingefallen. Und sie lässt alle an dem Glück teilhaben, was es bedeutet, von einer großen Firma wie Peek & Cloppenburg unterstützt zu werden.

Gleich sechs Künstler entwarfen Stoffe für sie. „Alles Freunde von mir“, sagt die Designerin strahlend. Die Taschen ließ sie von einem Korbmacher flechten, die weißen Strickjacken mit feinem Wabenmuster kommen von Parsival Cserer, mit dem sie an der Kunsthochschule Weißensee studierte und den sie unterstützen will, weil er so tolle Sachen macht. Die Kleider hat ihre ehemalige Meisterin in Leipzig genäht. „Die ist sehr stolz, ich war ihr erster Schneiderlehrling.“ Sie dreht das Futter eines Kleides, das aus verschiedenen farbigen Schnittteilen aneinander genäht ist, nach außen. Auch das Futter ist mehrfarbig. „So etwas zu nähen ist eine Höllenarbeit, aber meine Chefin hatte Bock drauf.“

Alexandra Kiesels Aufgabe war es, all die Muster zu einer Kollektion zusammenzufügen. Zwischendurch wäre sie fast verzweifelt, aber irgendwann ergaben die Muster, die den Plänterwald, eine Geburtstagsfeier und Mäuse und Helikopter zeigen, einen bunten, aber harmonischen Reigen.

Die Kollektion hat, im Gegensatz zur ersten, die wie ein bunter Bauklötzchenkasten aufgebaut war, nicht die knallige Fernwirkung. „Es wäre ja doof, so weiter zu machen wie es die Leute erwarten.“ Im Gegenteil - Alexandra Kiesel hat sich getraut, mit weißem, transparentem Stoff ihre Musterstoffe zu umhüllen. So liegt die Gaze zum Beispiel wie eine zweite Schicht über einem Rock, so dass das Muster nur undeutlich hervorschimmert. Ein bisschen überrumpelt hat sie sich von all dem Trubel um ihre Person schon gefühlt. Zu ihrem Preis gehörte, ihren Schirmherren, den Designer Marc Jacobs, in New York zu besuchen. Das tat sie aber nicht alleine, sondern mit einem Kamerateam von RTL exklusiv. Sie schaute sich also nicht nur das Atelier von Marc Jacobs an und ließ sich beraten, sie stand auch auf dem Empire State Building und ließ sich filmen. „Aber es war ja nicht die Abenteuerreise 'Alexandra erlebt New York', ich wollte etwas für meine Arbeit mitnehmen“, sagt die Designerin.

Was sie jetzt weiß: Wenn die Schau im Zelt der Mercedes-Benz-Fashion-Week vorbei ist, kann sie nicht in ihr altes Leben zurückkehren. Vielleicht hätte sie nach ihrem Studium einfach ein Ladenatelier gemietet und darin an ihren ersten Entwürfen gearbeitet. Jetzt hat Alexandra Kiesel Blut geleckt und denkt darüber nach, einen Kredit aufzunehmen, um mit ihrem Label weiter machen zu können: „Jetzt muss ich springen und dann fliegen.“ Alexandra Kiesel wäre nicht die erste, deren Karriere auf diese Weise begonnen hat.

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