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Eva & Bernard: Leichtigkeit aus Tel Aviv

Neustart in unbekannter Umgebung: Hinter dem Modelabel Eva & Bernard steht dennoch viel Erfahrung.

Eva und Bernard gibt es eigentlich gar nicht. Es sind fiktive Charaktere, hinter denen sich Nait Rosenfelder und Roey Vollmann verbergen, die Köpfe des Modelabels Eva & Bernard. Die beiden sind im vergangenen Jahr aus Tel Aviv nach Berlin gezogen. Für den Neustart in der unbekannten Umgebung dachten sich die beiden Eva & Bernard aus, die sie sich als Einheimische vorstellen. So wollen sie sich wenigstens symbolisch das Eingewöhnen in der Stadt erleichtern. Und gleichzeitig ganz deutlich machen, dass mit dem Umzug auch eine neue Phase ihres kreativen Schaffens begonnen hat. Denn Eva & Bernard ist beileibe kein typisches Nachwuchslabel, auch wenn es auf der Premium und im Showroom gerade erst seine zweite Kollektion zeigt.

Nait Rosenfelder, die kreative Hälfte des Duos, hat in Tel Aviv nämlich schon seit Jahren Mode gemacht. Als sie 2002 ihren eigenen Shop eröffnete, zählte sie zu den Pionierinnen der Avantgarde-Modeszene in der israelischen Hauptstadt, in der sie sich in den folgenden Jahren etablierte. Doch die Möglichkeiten für ein kleines Label sind dort begrenzt. Die Kundenzahl ist überschaubar und es fiel ihr schwer, hochwertige Stoffe zu finden. So entschloss sie sich zusammen mit ihrem Ehemann Roey Vollmann zum Umzug nach Europa. Vollmann kümmert sich um die wirtschaftlichen Aspekte und das Marketing von Eva & Bernard.

Dass die beiden in Berlin gelandet sind, ist kein Zufall. Ausschlaggebend war allerdings nicht die aufblühende Modeszene der Stadt. Vielmehr gab es persönliche Gründe: Nait Rosenfelders Großeltern stammen aus Süddeutschland. 1936 mussten sie fliehen und ließen sich später in Israel nieder. Doch von Deutschland konnten sie sich nie lösen. Der kleinen Nait erzählten sie Geschichten aus der alten Heimat und brachten ihr die deutsche Kultur nahe. Daher fühlt sich die Designerin seit Kindertagen auch „teilweise wie eine Deutsche“. Selbst bei ihren Entwürfen habe das immer eine Rolle gespielt, erklärt sie.

Die haben sich aber seit dem Umzug verändert. Israelische Kundinnen brauchen wegen des milden Klimas zum Beispiel keine echte Winterkleidung. Für ihre erste Kollektion nach dem Umzug verwendete Rosenfelder ganz bewusst schwere Wollstoffe. „Mode für den europäischen Markt zu entwerfen, sehe ich als neue kreative Herausforderung,“ sagt sie. In der Sommerkollektion, die sie gerade auf der Premium ausstellt, gibt es zum Beispiel leichte Trenchcoats aus transparentem Gewebe, die sie eigens für ihr neues europäisches Publikum entworfen hat.

Um den Stil des Labels zu beschreiben, hat sich Roey Vollmann den Begriff „Easy Tailoring“ ausgedacht. Das sollte nicht zu Missverständnissen verleiten: „Easy“ bedeutet in diesem Fall nicht etwa, dass es sich Nait Rosenfelder beim Entwerfen besonders leicht machen würde. Denn das kann man ihr wirklich nicht nachsagen. Die Kollektion wird vor allem vom subtilen Spiel von transparenten und opaken Flächen bestimmt. Gern verwendet sie durchscheinende Stoffe, die sie am selben Stück sowohl ein-, als auch mehrlagig einsetzt, um den gewünschten Effekt zu erzielen. „Easy“ sei daher eher wie beim Musikstil „Easy Listening“ gemeint, erklärt Vollmann. Die Entwürfe sollen trotz ihrer oft komplexen Konstruktionsweise vor allem eine mediterrane Leichtigkeit vermitteln.jsc

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