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© dpa

Giorgio Armani: Sein eigenes Imperium

Giorgio Armani wird 75 Jahre alt und denkt gar nicht daran, mit dem Modemachen aufzuhören.

Die Welt kann man von Mailand aus erobern. Sogar ein eigenes Theater hat sich Giorgio Armani gebaut – immerhin gehören seine Schauen zu den beliebtesten der Mailänder Modewochen. Seine Mode will immer eines sein: vertraut und wiedererkennbar. Das kann einem fast ein wenig langweilig vorkommen, gehört aber zum System Armani. Sein Hauptanliegen ist es, der Menschheit die Idee von Eleganz und Einfachheit näherzubringen. Da hat es der Mann aus dem norditalienischen Piacenza in den vergangenen dreißig Jahren schon weit gebracht. Giorgio Armani ist zu der Ikone moderner italienischer Mode geworden. In seiner Heimat Mailand hält der Designer seit Jahrzehnten unbestritten die Hausmacht. Er kleidet fast ganz Hollywood ein, und die modische Trutzburg Paris hat er auch geknackt.

Erst gut zehn Jahre ist es her, da riefen ihm erzürnte Franzosen „Armani go home“ hinterher. Da wollte er zum ersten Mal seine Mode in der französischen Hauptstadt zeigen. Die Schau wurde wegen technischer Mängel von den Behörden abgesagt. Die Italiener gehörten zu den ärgsten Konkurrenten um die Weltherrschaft in der Modewelt. Dieser Kampf mutet heute altmodisch an – in der Branche ist inzwischen fast jeder Designer Teil eines großen Luxuskonzerns, wie beispielsweise LVMH, geworden. Giorgio Armani aber hat es geschafft, sein eigenes Imperium zu bleiben. Und auch wenn er im vergangenen Jahr ankündigte, sich jetzt wirklich um eine Nachfolge zu bemühen, tauchte er nach seiner letzten Männermodeschau in Mailand im dunkelblauen T-Shirt mit der Aufschrift „A 1“ auf, um sich wie eh den Applaus abzuholen. Wie auch Anfang Juli in Paris, wo ihm die unverhoffte Ehre zuteilwird, zu helfen, mit seiner Luxuslinie Armani Privé die Haute Couture am Leben zu halten.

Giorgio Armani sagt von sich, dass er ein großer Menschenbeobachter ist. Ihn interessiert, wie sich Menschen verhalten und bewegen, und das sieht man seiner Kleidung an. Man denkt bei Armanis Mode an fließende Stoffe und Silhouetten in Bewegung. Selbst in der Haute Couture liegt es ihm fern, den Körper als Ausgangspunkt für abstrakte Stoffskulpturen oder Kostümfeste zu benutzen. Bei Armani denkt man nie: „Das ist aber 1940 oder Rock ’n’ Roll“, sondern immer nur: „typisch Armani“. Er war der erste Modedesigner, dem das Guggenheimmuseum in New York eine Retrospektive zum 25-jährigen Firmenjubiläum ausrichtete. Zusammen mit seinem früh verstorbenen Lebenspartner Sergio Galeotti gründete er 1975 sein Unternehmen. Zuvor hatte der Ex-Medizinstudent acht Jahre für Nino Cerruti gearbeitet.

Hollywoodstars werden nicht müde zu beteuern, dass sie sich nie besser gekleidet gefühlt haben als in Armani. Nicht nur bei Oscarverleihungen werden seine Anzüge gern vorgeführt – auch in Filmen wie „Die Unberührbaren“ und zuletzt „Duplicity“ oder im Batmanfilm „The Dark Knight“ tragen die Hauptdarsteller Armani. Den ersten Faden seines Netzwerkes spannte der italienische Designer 1980 mit dem Film „American Gigolo“. Richard Gere trug darin „das Jackett“. Unumwunden gibt Armani zu, dass es bis heute sein wichtigstes Kleidungsstück ist. Manchmal reicht halt eine Idee, um ein Imperium aufzubauen. Armani ließ einfach Einlagen, Polster und Fütterungen weg und schenkte der Welt das „unkonstruierte Jackett“ – für Männer und Frauen. Der Anzug war keine steife Rüstung mehr. Die Jacke sollte sich anfühlen wie eine Strickjacke, aber dem Träger das Aussehen eines Dandys verleihen.

Nicht nur seine Jacketts tauchen bis heute in jeder Kollektion auf – auch Armani sieht seit vielen Jahren gleich aus: Seine silbergrauen Haare trägt er kurz, sein Körper ist durchtrainiert, sein Lächeln strahlend professionell. Wie er in der „Zeit“ zu Protokoll gab, träumt er zwar davon, nicht erkannt zu werden, 12 Kinder zu haben und Jet-Set-Damen keine Autogramme mehr geben zu müssen. Aber er weiß, dass es ein Traum bleiben wird. Stattdessen eröffnet er in Dubai ein Hotel nach dem anderen, betreibt nicht nur seine eigenen Läden, sondern führt auch einen Buchverlag, entwirft Möbel, Schokolade und Bettwäsche.

Gerade hat er sich mit zwei anderen Ikonen zusammengetan und sie gebeten, in seiner Unterwäsche zu posieren: David Beckham mit seiner Frau Victoria in Armani-Unterwäsche, auf riesigen Postern plakatiert an New Yorker Häuserwänden. Ein schöneres Geburtstagsgeschenk hätte sich Armani, der heute 75 Jahre alt wird, wohl nicht machen können.

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