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Make-up bei der Fashion Week: Womit die Mode ihr Geld macht

Loni Baur schminkt Models, in letzter Zeit dezent. Für die Modehäuser ist das Make-up wichtig, denn damit verdienen sie ihr Geld.

Mode und Make-up stehen in einem paradoxen Verhältnis. Die Kosmetik wird als Stiefkind der Kleider betrachtet. Sie soll die Ideen der Designer nur um die richtigen Akzente ergänzen, „den Charakter der Mode vervollständigen“, sagt Loni Baur, die als Chef-Visagistin den Berliner Mode Salon betreut.

Andererseits sind Kosmetika gerade für den Luxusbereich wirtschaftlich viel wichtiger als die Kleider selbst. Das veranschaulicht gut die Moët Hennessy Louis Vuitton SE, mit Mehrheitsrechten an über 60 Labels weltweiter Marktführer im Luxussegment. Das Branchenmagazin „Textilwirtschaft“ meldete im April aussagekräftige Zahlen: Das Geschäft des Pariser Unternehmens mit Mode- und Lederwaren stagnierte, mit Parfüm und Kosmetik wurde dagegen ein Plus von neun Prozent erzielt. Den Nagellack für 25 Euro können sich eben mehr Kundinnen leisten als das Couture-Kleid zum vierstelligen Preis.

Deswegen ist die Mode für viele große Luxusmarken in Wirklichkeit nur noch Transporteur einer ästhetischen Gesamtstimmung, die helfen soll, dass Lippenstifte, Lidschatten und Luxusdüfte ihren Weg in die Einkaufstüten finden. Auch die Modenschauen sollen zum Kaufen anregen. Aktuell stehen sie ganz im Zeichen der Natürlichkeit. „Heute werden die Frauen für den Laufsteg individuell geschminkt, den Models wird nicht mehr derselbe Look aufgedrückt“, sagt Loni Baur. „Wenn ein Mädchen schöne Augenbrauen hat, dann betont man sie. Bei der Nächsten können das der volle Mund oder die strahlenden Augen sein.“ Sommersprossen werden heute nicht versteckt.

Baur hat Erfahrung, neben den kleineren deutschen Schauen kümmert sich die Visagistin auch bei Präsentationen internationaler Marken wie Balmain in Paris oder Alexander Wang in New York um Sommersprossen und Augenbrauen. Überall wolle man heute Charakter: „Überschminkt wird gar nicht mehr.“

Idealerweise können sich so noch mehr Kundinnen mit dem Gesicht auf dem Werbeplakat oder in der Modenschau identifizieren und die gezeigten Produkte so noch ein bisschen schöner finden. Makellose Schönheit fern der Realität ist zurzeit nicht gefragt. Das gilt auch auf dem Berliner Mode Salon, bei dem Baur für Kooperationspartner Catrice zu Pinsel und Bürste greift: „Alle 14 Designer, die diese Saison vertreten sind, kommen mit einer eigenen Vision“, sagt sie. „Der Fokus liegt aber bei allen auf der Persönlichkeit und natürlichen Schönheit der Models.“

Zum Beispiel bei Malaika Raiss. Dem Strand-Thema der Designerin entsprechend hat Baur ein frisches Make-up-Konzept erarbeitet. „Durch rötliches Wangenrouge sehen die Models so aus, als hätten sie zwei, drei Stunden in der Abendsonne gesessen“, sagt sie. Kein Sonnenbrand also, sondern nur „von der Sonne geküsst“. Der Designerin gefällt’s: „Lonis Make-up ist das Tüpfelchen auf dem i“, sagt Raiss, „sie hat meine Vision perfekt verstanden.“ Auch Raiss sucht bei ihren Models längst nicht mehr nach Perfektion: Seit vielen Saisons ist Franzi Müller ihre Muse. „An ihr entdecke ich immer wieder etwas Neues, das ich schön finde“, sagt die Designerin. „Ich mag an Frauen, wenn da etwas nicht ganz stimmt und erst das ihre Schönheit ausmacht.“

Ob sich für die Schminke der tiefe Griff in die Tasche überhaupt lohnt, da will sich Baur nicht festlegen. Günstigere Anbieter könne man mit Luxusmarken nicht vergleichen. „Wenn man zum Beispiel einen Nagellack nur an einem Partyabend tragen will, muss man dafür nicht 20 Euro ausgeben.“ Da könne man sich ruhig einmal dem günstigen Spontankauf hingeben.

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