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Mode: Annnette und Daniela Felder: Cool, rockig, nachhaltig

Annette und Daniela Felder leben in London. Ihre Mode ist detailreicher und verspielter als die der meisten Labels in Deutschland. Doch der Brexit könnte ein Problem werden für die Designer.

Berlins Mode ist lässig. Und minimalistisch. Das verdeutlicht ein kurzer Blick zurück zur Fashion Week: Rund 40 Designer präsentierten vergangene Woche im Berliner Modesalon im Kronprinzenpalais ihre Kollektionen. Den reduzierten Stil und die lockere Attitüde vieler Berliner Designer konnte man dort gut sehen: Jede Menge geradlinige Entwürfe reihten sich, auf Puppen gezogen, aneinander.

Mittendrin kam dann doch ein bisschen mehr Leben in die Plastikpuppenparade: An einem Stand räkelten sich drei Models zwischen üppigen Blumengestecken in Rot und Orange. Ihre lockigen Haare und gemusterten Abendkleider wehten in einer leichten Ventilatorenbrise, Rocksäume und Bustierpartien waren mit Spitzen besetzt, samtene Materialien schimmerten, minimalistisch ist anders. „Die meisten deutschen Designer arbeiten viel zurückhaltender als wir“, sagt Annette Felder. Sie dagegen liebt es detailreich und verspielt.

Dass dafür genug Ideen aufkommen, dafür sorgen bei „Felder Felder“ gleich zwei Gehirne. Hinter der Marke steckt ein Duo, das schon ziemlich lang ein gutes Team ist: „Als eineiige Zwillinge haben wir einen ganz besonderen Bund“, sagen Annette und Daniela Felder. Die Zusammenarbeit konnten sie also schon früh erproben, pränatales Teambuilding sozusagen. Heute ergänzen sie sich: „Danielas Stärken sind textile und research“, sagt Annette Felder. „Annette macht die Organisation, kümmert sich um die production“, ergänzt ihre Schwester. „Organic“, „textile“, „research“, „production“ – Felder Felder reden „Denglisch“. Das könnte man als prätentiöses Kosmopolitengehabe abtun, ist es aber eher nicht, denn die beiden leben schon lange in London, haben an der renommierten Central Saint Martins studiert und hier ihre Marke aufgebaut. London, Großbritannien? Da war doch was!

Was sagen die Designerinnen zum eben erst beschlossenen Brexit? Den EU-Ausstieg Großbritanniens sehen sie kritisch: „Wir hoffen auf das Beste“, sagt Daniela Felder, „ich kann mir nicht richtig vorstellen, dass es überhaupt zum Exit kommt.“ Tatsächlich bleibt Großbritannien ja bis zum finalen Auflösen aller EU-Verträge die Möglichkeit, das Ausscheiden zu annullieren. „In London herrscht aktuell vor allem Ungewissheit. Die Stimmung ist im Moment passiv, alle warten erst mal ab“, sagt Annette Felder.

Der Brexit kann für die Modeindustrie verheerende Folgen haben, Großbritannien als Exportmarkt geschwächt werden

Der Brexit kann für die Modeindustrie verheerende Folgen haben, Großbritannien als Exportmarkt geschwächt werden. Experten befürchten auch, dass gemeinsame Standards im Bereich der Nachhaltigkeit ins Wanken geraten.

Das dürfte den Felder-Schwestern gar nicht gefallen. Nachhaltigkeit war ein Thema ihrer Sonderkollektion in Kooperation mit dem Sponsor der Berliner Modewoche, Mercedes-Benz: „Wir haben Materialien in ganz London gesammelt, die wir wiederverwendet haben oder die nachhaltig produziert sind“, sagt Daniela. Manche Stoffe sind Überbleibsel eigener alter Kollektionen, andere haben die Designerinnen überall in der Stadt zugekauft. „Wenn man sich nachhaltig kleiden will, muss man nicht Leinen-Ungetüme tragen. Das geht auch cool und rockig“, sagt Daniela Felder.

Das New Yorker Studio 54 steht Pate für die Abendroben: „Die ,Felder Felder‘-Frau ist eher wild“, sagt das Duo. Soll heißen: Ihre Mode ist für Partygirls, nicht für gut situierte Damen der Gesellschaft, die sich in schicken Restaurants zu Mittag treffen. Das verkörpere die Ära der siebziger Jahre samt ihres berühmtesten Nachtclubs am besten.

Nicht das erste Mal ließen sich Felder Felder von der Musikszene inspirieren: „Gerade die Plattensammlung von unserem Vater mit viel britischem Rock’n’Roll hat uns schon früh geprägt“, sagt Annette. Da fiel es leicht, das heimische Wipperführt gegen London zu tauschen. Klar, dass man heute viel mehr London-Style als rheinländische Beschaulichkeit in ihren Kollektionen entdeckt. Ihrer Aussprache ist in dem ganzen Denglisch aber noch eine bergische Färbung geblieben, eine sehr europäische Mischung.

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