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Wasserfest. Bikini werden von alten Damen in Berlin gehäkelt.

© promo

Mode aus Berlin: e.a.seawear entwickelt moderne Bademode

Angefangen hat alles mit einer Notiz am schwarzen Brett im Supermarkt. „Großmütter haben ja viel Zeit zum Einkaufen und lesen solche Aushänge wirklich“, freuen sich Anna Berger und Eva Swoboda.

Angefangen hat alles mit einer Notiz am schwarzen Brett im Supermarkt. „Großmütter haben ja viel Zeit zum Einkaufen und lesen solche Aushänge wirklich“, freuen sich Anna Berger und Eva Swoboda. Die zwei Wahlberlinerinnen suchten für ihr Modelabel „e.a. seawear“ die Unterstützung von Seniorinnen, die häkeln können. Die beiden Designerinnen entwerfen Häkelbikinis, als Vorlage dafür dient der Baumwollbikini der Mutter aus den siebziger Jahren. „Baumwolle saugt sich allerdings zu schnell voll, wird dann schwer und trocknet nur langsam“, erklärt Eva Swoboda.

Seit 2007 arbeiten die beiden daran, den perfekten Schnitt und das passende Garn für das Projekt zu entwickeln. Reduziert soll das Design sein – keine Blümchen oder Schnickschnack, auch wenn das die Seniorinnen oft vorschlagen. Das Garn soll sich trotz Häkeldichte leicht auf der Haut anfühlen und schnell trocknen. Inzwischen haben sie sich auf ein Polyestergarn geeinigt, das in der Industrie zur Herstellung von Teppichen verwendet wird. Es ist weich und glänzt leicht.

„E.a. seawear“ arbeitet auch mit einem türkischen Kulturverein aus Neukölln zusammen. „Viele der Ehemänner wissen nicht, dass ihre Frauen für uns Bikinis statt Tischdeckchen häkeln“, erzählt Eva Swoboda. Damit das so bleibt, gibt es kaum Fotos von den fleißigen Damen.

Bisher kann man die Häkelbikinis nur in ausgewählten Boutiquen in Berlin, Hamburg, Zürich und Luzern kaufen, jeder Bikini ist ein Einzelstück. „Wir würden aber sehr gerne mit unseren Produkten an die Côte d’Azur, nach Kalifornien oder auch nach Asien gehen“, sagt Anna Berger. Damit das klappt, muss das Label den nächsten Schritt in die Großproduktion gehen. Gefertigt werden soll in Deutschland. Eine Strickerei, die sich die Bikinis zutraut, haben die beiden nach langer Suche in Thüringen gefunden. Dort können allerdings nur die Höschen gestrickt werden, die Oberteile werden weiterhin von den Seniorinnen gehäkelt, denn für dieses Handwerk gibt es schlichtweg keine Maschine.

Die Idee zu dem Projekt kam den Freundinnen während ihres Studiums an der Kunsthochschule Weißensee. „Wir haben mit den Strickmaschinen experimentiert. Denn Häkelbikinis gibt es so gut wie gar nicht mehr“, sagt Anna Berger. Die Modelle kosten zwischen 180 und 225 Euro, günstiger kann man sie zur Zeit auf der Crowdfunding-Plattform kickstarter.com bekommen. Dort stellen Anna Berger und Eva Swoboda ihr Label vor. Bis zum 28. Mai kann man sich mit einer Spende an dem Projekt beteiligen. Wenn die angestrebte Summe zusammenkommt, können die Designerinnen den nächsten Schritt in Richtung Bikinirevolution gehen.

Lisa Kober

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