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Reiselust. Bei Mary Katrantzou.

© promo

Mode für die Reise - in Zeiten des Coronavirus: Grüße an die Ferne

Badeanzüge auf schnittigen Sportwagen, Tuniken vor weißen Häusern – die britische Designerin Mary Katrantzou spielt mit Orten, nach denen wir uns sehnen.

Reisen gehören zu den Dingen, auf die wir im Moment verzichten müssen. Gerade jetzt kommt die britische Designerin Mary Katrantzou mit einer neuen Modelinie auf den Markt, in der es genau darum geht. Mit ihren Illustrationen stachelt sie das Fernweh nach schönen Orten sogar noch an.

Weil es unmöglich war, die Kleider an Models in der richtigen Umgebung zu fotografieren, verwendete die griechische Designerin ein Medium, das noch vor der Fotografie die Modemagazine bestimmte – die Modeillustration. Ihre Entwürfe hat sie mit einer ordentlichen Portion Nostalgie gezeichnet. Die Figurinen im Badeanzug sind schnittig auf einem Rennauto auf den Straßen Monte Carlos platziert, in Tunikas vor weißen Häuserwürfeln der Costa Brava oder in weiten Hosen und Hemdbluse an der Côte d'Azur.

„Warum ausgerechnet jetzt?“, wird Mary Kantrantzou gerade ständig gefragt. „Langsam nervt mich das“, sagt sie am Telefon in ihrer Londoner Wohnung. Für sie ist es ganz einfach. „Manchmal will man in der schwierigsten Zeit etwas, das einem Freude bereitet. Das muss nicht zwangsläufig heißen, dass man shoppen muss. Es geht um die Botschaft, nämlich die Sehnsucht nach etwas Schönem.“

Die Stimmung heben, das tut Mary Katrantzou schon seit Beginn ihrer Karriere mit ihren überbordenden, aber nie albernen Mustern. Die 37-Jährige gehört zur neuen, international erfolgreichen Generation Londoner Designer nach Alexander McQueen, John Galliano und Stella McCartney, die am Saint Martins College studierten.

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Schon vor einem Jahr, direkt nach dem zehnjährigen Jubiläum ihrer Marke, begann sie, an der Kollektion zu arbeiten. „So, wie wir Mary Mare entworfen haben, werden wir in der Zukunft sowieso entwerfen“, sagt Katrantzou. Die Kollektion soll ohne Saison sein, deshalb nicht so schnell im Ausverkauf verschwinden. Die Muster verändern sich, aber die Silhouetten bleiben. Die Entwürfe gibt es bis Größe 50.

Seit acht Wochen sitzen sie im Homeoffice, die fertige Kollektion liegt im Lager und kann nicht ausgeliefert werden. Sie versucht, in dieser Situation positiv zu bleiben. „Ich verbringe jetzt viel mehr Zeit mit meinem Freund.“ Für sie waren die vergangenen Wochen eine Art Trainingslager für die Zukunft. „Als unabhängige Marke kann ich jetzt Entscheidungen treffen, für die mir vielleicht bisher der Mut gefehlt hat, weil ich zu sehr im System gefangen war.“

Alles begann mit dem Anruf von Marianna Vardinoyannis

Sie wird nicht an der ersten digitalen Fashion Week in London im Juni teilnehmen. Auch diese Entscheidung fiel vor der jetzigen Situation. Zum ersten Mal scherte sie im vergangenen Herbst aus dem offiziellen Schauenkalender aus. Auch das hätte sie sich vorher nie getraut, doch sie hatte im vergangenen Oktober einen triftigen Grund: Die erste Modenschau am 400 vor Christi Geburt gebauten Tempel des Poseidon in der Nähe von Athen, ihrer Heimatstadt.

Alles begann mit dem Anruf von Marianna Vardinoyannis, der Gründerin der Stiftung ELPIDA, die sich um krebskranke Kinder kümmert. „Ihr schwebte ein intimes Dinner vor, ich wollte etwas Besonders für mein erstes Mal in Griechenland“, sagt Katrantzou, die das Eintrittsgeld für die Schau, 1000 Euro pro Ticket, spendete.

Bis sie die Genehmigung der Regierung in den Händen hielt, musste sie eine Menge Formulare ausfüllen. „Aber diese Modenschau hat alles verändert.“ Vieles, was sie jetzt umsetzt und diskutiert, hat für sie vor sechs Monaten begonnen. Denn sie verlegte nicht einfach ihre Modenschau von London nach Athen. Sie entwarf 38 atemberaubende Kleider, die die Models bei Mondschein auf den Stufen vor dem Tempel trugen. Alles, was ihre Mode und ihre Herkunft ausmacht, war dort zu sehen: Über und über mit Pailletten und Stiftperlen bestickte Kleider, Stolen, verziert mit mathematischen Gleichungen, Kleider in der Silhouette einer Diskusscheibe, Umhänge mit Zitaten von Sokrates.

Sie brachte die antiken griechischen Künste der Astronomie, Physik, Mathematik und Philosophie auf moderne Roben, die nichts anderes waren als Haute Couture. Angesichts der Exklusivität und der daraus resultierenden Preise war die Designerin erstaunt, wie viele Menschen danach bei ihr ein Kleid anfertigen lassen wollten.Die beiden Kollektionen sind die Pole in ihrer neuen Modewelt, zum einen hoch exklusiv und zum anderen zeitlose Kleidung für eine möglichst große Zielgruppe. Die Mary-Mare-Kollektion hat für Kartrantzou auch noch eine persönliche Bedeutung. Bei der Arbeit trägt sie ausnahmslos schwarze Strickkleider. Nur in den Ferien macht sie eine Ausnahme, dann kommen bunte Kleider in ihren Koffer.

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