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Bei Andreas Murkudis im Bikinihaus gibt es nicht nur Kleider, sondern auch Designobjekte.

© Cay Dobberke

Mode im Bikinihaus: Modemekka in der City-West

Das Bikini-Haus wird mit seinen ungewöhnlichen Marken zum Pflichtprogramm für Modefans.

„Mitte ist schön, aber durch. Der Kurfürstendamm ist zu teuer, Neukölln viel zu weit weg“, meint Jörg Ehrlich von Odeeh, einer der neuen Ladenmieter im Bikini-Haus. „Hier schauen wir aus dem Fenster und wissen, wo wir sind“, sagt er zufrieden und zeigt durchs Fenster auf die Gedächtniskirche. Mit Otto Drögsler hat er vor vier Jahren sein hochwertiges Label aufgebaut. Sie zeigen in Paris, wohnen in der Nähe von Würzburg, haben 120 Händler auf der ganzen Welt und jetzt ihren ersten Laden in Berlin eröffnet.

Ein Argument für ihre Entscheidung war, dass Andreas Murkudis mit mehr als 600 Quadratmetern eins der größten Geschäfte mit Mode und Designgegenständen im Bikini-Haus führt. Er gilt mit seinem Laden in der ehemaligen Druckerei des Tagesspiegels in der Potsdamer Straße nicht nur als bester, sondern auch innovativster Modehändler Europas. Im Juni schließt er seinen letzten Laden in Mitte an der Münzstraße.

Ohne Andreas Murkudis hätte sich das Bikini-Haus sicher anders entwickelt. Jetzt ist es eine Mischung, die es tatsächlich noch nicht in Deutschland gibt. „Ich hätte mich auch auf meinen Laden konzentrieren können“, sagt Murkudis. Aber hier etwas Neues zu entwickeln, das hat ihn gereizt. Von Anfang an war er an der Planung beteiligt. „Ich bin kein Fan von Luxusmalls in der Innenstadt, das hat was Totes.“ Viele Marken, die wie Odeeh in Deutschland noch keinen eigenen Laden hatten, brachte er dazu, es in der Berliner City West zu versuchen, denn: „Wenn ich mich einbringe, will ich wissen, wer mein Nachbar ist.“ Deshalb gibt es im ehemaligen Luftgeschoss des Hauses zwar teure, aber noch bezahlbare Kleidung – von der Mailänder Marke Aspesi, die eine luxuriöse Spielart von Sportswear anbietet, über das vegane Label Umasan bis zur Mode der britischen Designerin Stella McCartney.

H&M wäre auch gern einzogen

Und noch etwas zieht viele an: Der West-Berliner Charme, der hier aus der Zeit des Aufbruchs der fünfziger und sechziger Jahre noch sehr präsent ist. Da passt auch Artek gut rein. Der finnische Möbelhersteller hat mit seinem neuen Eigentümer Vitra seinen ersten Laden außerhalb von Helsinki eröffnet. Dort stehen die klaren Entwürfe von Imari Tapiovaara und Alvar Aalto, die gut zur vorderen Fassade des Bikini-Hauses passen. Nur einen Kilometer entfernt hat Aalto im Hansaviertel 1957 ein ganzes Wohnhaus gebaut.

„H & M und all die anderen Modefilialisten wären auch gern eingezogen“, sagt Anne-Kathrin Berends, Pressesprecherin des Bikini-Hauses. Perfekt ist die Mischung nicht an allen Stellen, es gibt auch Marken wie Vans, Closed und Gant, die nicht neu und auch nicht spannend sind.

In London stehen alle auf bunte Socken

Für Neues gibt es 19 Holzboxen in der Mitte des Neubaus, eine Mischung aus begehbarem Kiosk und Messestand. Hier verkaufen manchmal die Designer selbst. „Wir wollen bekannt werden und so viel verkaufen, dass wir genug Kapital für die nächste Kollektion haben“, sagt Alexandra Kalkowski, die mit ihrem Berliner Mantellabel DBAK hier ist. Sie teilt sich die Box mit einem Berliner Brillenhersteller und einer polnischen Taschenfirma für einen Monat.

Dass in England gerade bunte Socken sehr beliebt sind, kann man sich bei Wandering Minds anschauen. Die Londoner haben in ihrer Heimatstadt zwei Läden und wollten mal sehen, ob sich ihre wilde Mischung junger Labels von Südkorea bis nach Dänemark auch hier gut verkauft. Ingemar Maier hat eigentlich einen Onlineshop für faire und ökologisch korrekte Kleidung, aber er glaubt, dass die Leute noch ein bisschen direkter an das Thema herangeführt werden müssen.

Und noch etwas gibt es in keinem anderen Berliner Einkaufszentrum: Überall tauchen die Namen heimischer Designern auf. Perret Schad, Esther Perbandt, die Schuhmarke Trippen. Gleich am Eingang hat der Berliner Brillenhersteller Mykita seinen Laden. Das Bikini-Haus wird für Modetouristen, die nach Berlin kommen, zum Pflichtbesuch gehören.

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