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Mode im Museum: Der letzte Couturier von Berlin

Klaus Schumann ist ein echter Schneidermeister. Nun zeigt seine Mode im Rahmen der ständigen Ausstellung im Märkischen Museum.

Mit großer Geste erzählt Klaus Schumann, wie das Modell in der Vitrine vor ihm entstand. „Ach, mit dem Bügeln ist es ja vorbei, wenn die Kleider erst mal im Museum sind“, seufzt er und schaut ein wenig wehmütig auf sein buntes Kleid. Dazu muss man wissen, wie wichtig für einen echten Schneider das Bügeln ist. Klaus Schumann ist ein echter Schneidermeister. Die Frage, warum er eine Naht mit der Hand näht, bringt ihn richtig in Wallung.

Dass es jetzt mitten in der ständigen Ausstellung des Märkischen Museums ein paar Vitrinen mit wechselnden Exponaten aus der Mode gibt, hat einen einfachen Grund: Textilien sind zu empfindlich, um sie langfristig Licht und Luft auszusetzen. Deshalb hat sich die Kuratorin Heike-Katrin Remus die Reihe „Berliner Designer der Vergangenheit und Gegenwart“ ausgedacht.

Mit Klaus Schumann hat die Kuratorin begonnen, weil sie nicht wollte, dass sein Wissen verloren geht. Das muss der Damenmaßschneider bei einer Führung durch die Ausstellung unbedingt unter die Leute bringen. Angefangen hat er mit einer Schneiderlehre für Damen. Das war damals in den fünfziger Jahren für einen jungen Mann sehr ungewöhnlich, „aber ich wollte ja Couturier werden“.

Zu Beginn der Siebziger Jahre machte er sich selbständig

99 Pfennig hat er als junger Schneidergeselle bekommen, da blieb ihm ja gar nichts anderes übrig, als sich zu Beginn der Siebziger Jahre selbstständig zu machen. Also zeigte er bei seiner Bank seinen Meisterbrief, bekam einen Kredit über 25.000 Mark, mietete sich ein Atelier, nähte ein paar Kleider und stellte 30 Klappstühlchen für eine Modenschau auf. „Ich dachte, die Leute warten nur auf mich.“ Es kamen fünf Kundinnen. Aber davon ließ sich Klaus Schumann nicht entmutigen, schließlich war er bei großen Modeschöpfern wie Heinz Oestergaard und Günter Brosda in die Schule gegangen.

Seine acht Modelle in den Vitrinen zeigen wirklich echte Schneiderkunst: das bodenlange Kleid, dicht an dicht mit Pfauenfedern besetzt, von denen Klaus Schumann zur Not auch noch ein paar in seiner Schublade hat, oder das Kleid aus rosafarbenen Lacklederstreifen, zusammengesetzt zu einem sehr luftigen Netz.

Solange er eine Nähnadel halten kann, will er nicht aufhören. Schließlich bezeichnet er sich selbst als „Berlins letzten Couturier“. Und als solcher ist es ja geradezu seine Pflicht, sein Können weiterzugeben. In seinem Atelier in Wilmersdorf gibt der 78-Jährige Nähkurse – und natürlich bringt er Unerfahrenen auch das Bügeln bei.

- Die Ausstellung „Ein Leben für die Mode“ ist noch bis zum 31. März im Märkischen Museum zu sehen.

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