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Mode in Berlin: Pracht aus Pakistan

Wer an Mode aus dem asiatischen Land denkt, hat vor allem die Billigware vor Augen, die dort produziert wird. Fünf Designer zeigten in Berlin, wie sie mit ihrer Textiltradition umgehen und reiche Bräute glücklich machen.

Hassan Shehryar Yasin kommt nicht. Die Proben für die Modenschau sind in vollem Gange, die Popband hat schon ihre Instrumente auf der Bühne des Hotels Maritim am Tiergarten aufgebaut. In zwei Stunden kommen die Gäste, die die pakistanische Botschaft zur Modenschau ins Hotel Maritim eingeladen hat.

Doch der bedeutendste Designer Pakistians lässt sich nicht blicken. Das Modemagazin „Harper's Bazaar“ bezeichnet ihn schon als „New King of Couture“. Zum Glück haben sich die vier anderen Designer schon in der Lobby versammelt, um über ihre Arbeit zu berichten.

Nur ein paar Tage nach der Berliner Fashion Week konnte man sich am Dienstag anschauen, wie Mode aus Pakistan aussieht. Dass die fünf wichtigsten Designer des Landes sich nicht während der Modewoche präsentierten, sondern die pakistanische Botschaft dafür eine große Gala organisierte, macht durchaus Sinn. Mit Mode für den Alltag hat das nämlich so gar nichts zu tun.

Zahid Khan mischt Tradition mit Moderne

Sie kleiden bevorzugt Bräute ein, das ist ein Riesengeschäft in Pakistan. Ein Hochzeitsgewand von Kuki Concepts ist nicht unter 8000 Euro zu haben. Der Designer Zahid Khan gibt freimütig zu: „Meine Kleider sind nicht für arme Leute, sie sind für die Elite.“ Dafür mischt er Tradition mit Moderne. Er sammelt alte Saris und den Salwar Kamiz, die traditionelle Tracht, bestehend aus einer Tunika, einer Hose und einem breiten Schal, der über Kopf und Schultern gelegt wird. Auch im Kleiderschrank seiner Mutter wurde er fündig.

Aus den alten Stoffen entwirft Zahid Khan neue, farbenprächtige Kleider. Die verkauft er an Pakistanerinnen auf der ganzen Welt, viele Bräute kommen extra zu ihm nach Lahore, der zweitgrößten Stadt des Landes. Kuki Concepts habe sein Geschäft in „Pakistans bester Straße“, sagt Khan mit Nachdruck. Und weil die Kleider so teuer sind, wollen immer mehr Bräute sie auch nach der Hochzeit tragen. „Deshalb kaufen sie bei uns und nicht industriell gefertigte Ware", sagt der Designer. Er berät, wie man die einzelnen Kleidungsstücke, die zu der Hochzeitstracht gehören, auch später tragen kann. „Zum Beispiel eine Tunkia zur Jeans, das geht auch in London.“

Ein traditioneller Salwar Kamiz von Fahad Hussayn.
Ein traditioneller Salwar Kamiz von Fahad Hussayn.

© Promo

Maheen Aduan verwendet traditionell gemusterten Stoff, den sie über und über mit Swarovski-Steinen besticken lässt, verarbeitet ihn aber zu westlich anmutenden Brautkleidern mit Meerjungfrauenschleppe und großem Dekolleté. Ihr Kollege Fahad Hussayn würde seine Entwürfe am liebsten gar nicht aus den Augen lassen. Er selbst trägt ein weißes Jackett, bestickt mit bunten Blüten. Auch ein Mantel, den ein Mitarbeiter zur Anprobe zu einem Model bringt, ist über und über bestickt mit Blütenmustern aus goldfarbenen Fäden, auf einem aus bunten Stoffstücken zusammengesetzten, glockenförmigen Mantel. Hussayn interessiert, wie man traditionelle Techniken mit neuen Materialien weiterentwickeln kann. Ein Wams aus geflochtenem, goldglänzendem Metall hat er lieber zu Hause gelassen. Wenn das verloren ginge!

Es gibt nicht nur eine reiche Tradition im textilen Kunsthandwerk, sondern auch noch viele Handwerker, die diese Techniken beherrschen

In Pakistian hat Fahad Hussayn die besten Bedingungen. Es gibt nicht nur eine reiche Tradition im textilen Kunsthandwerk, sondern auch heute noch viele Handwerker, die diese Techniken beherrschen. Er fände es geradezu töricht, wenn er das nicht nutzen würde. „In einem Land wie Deutschland würde das ja gar nicht funktionieren.“ Mit seiner Bewunderung für sein großes Vorbild Hassan Shehryar Yasin hält er nicht hinter dem Berg, er ist so etwas wie ein Patron der pakistanischen Mode. Für Hussayns letzte Modenschau hat Yasin die passende Musik ausgewählt, Lana del Rey. „Danach habe ich nur noch das gehört“, sagt Hussayn.

Es ist kein Wunder, dass keiner der Designer sich für Alltagskleidung interessiert. Die wird zwar billig in Pakistian produziert, aber vor allem für den globalen Massenmarkt. „Warum sollten wir damit konkurrieren?“, sagt Maheen Aduan. Dass viele Pakistanis unter menschenunwürdigen Bedingungen in den Textilfabriken arbeiten und bei Demonstrationen für mehr Rechte niedergeknüppelt werden, nennt sie „die dunkle Seite der pakistanischen Modeindustrie“.

Aber damit habe sie nichts zu tun. Sie und ihre Kollegen lassen woanders fertigen: „Roben wie unsere können nur Kunsthandwerker mit sehr speziellen Fertigkeiten herstellen“, sagt Aduan.

In Berlin zusammengebracht hat die fünf Designer Sofia Khan, die in Deutschland und Pakistan lebt. Sie arbeitet dort als Model und wollte endlich zeigen, dass Pakistan mehr zu bieten hat als Terrorismus und Armut.

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