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Macht seit vier Jahrzehnten den Macher. Tommy Hilfiger.

© Elizabeth Lippman

Mode: Tommy Hilfiger im Interview: Nicht überholen lassen, Tommy

Tommy Hilfiger steht für den American Style. Seit 40 Jahren ist der Designer aus New York weltweit im Geschäft. Alle vier bis fünf Jahre muss er seine Marke neu erfinden. Dafür ist er jetzt nach Kitzbühel gereist und stellt seine Skikleidung vor.

Es ist Samstagmorgen. Tommy Hilfiger, 68, versucht, locker zu wirken, dabei ist er im Terminstress. Das erste Mal ist der Designer im Nobel-Skiort Kitzbühel. Seine Marke ist Modesponsor beim berühmten Skirennen am Hahnenkamm. Hilfiger „liebt“ Kitzbühel, wie er einem Moderator am Rand der Rennstrecke sagt. Jetzt sitzt er auf einer Couch in der Lobby seines Hotels, später wird er sich in Hilfiger-Skikleidung die berühmte Piste im Slalom herunterwagen, allerdings nur den letzten, nicht so halsbrecherischen Teil. Am Abend bei der Kitz-Race-Party trägt Hilfiger weiße Turnschuhe zum Hilfiger-Anzug. Für die Fotografen gibt es ein Küsschen mit seiner Frau, die ihn um einen halben Kopf überragt. Auch die eingeflogene Party-Band, die Black Eyed Peas, tragen bei ihrem Auftritt Hilfiger-Pullover.

Tommy Hilfiger, Ihre Marke ist Modesponsor im Skisport und Sie selbst haben sich schon umgeschaut in Kitzbühel?
Ich nehme hier an einem Rennen teil, zum Glück ist es nicht das Hauptrennen. Die fahren hier ja komplett über Eis, das über dem Schnee liegt. Da musst du schon sehr fähig sein.

Wie sehr passt das zu Ihrer Marke, dieses Wagemutige?
Unsere Kooperation mit dem Skihersteller Rossignol läuft ja schon zum dritten Mal. 16 verschiedene Teile hat die neue Kollektion. Neben der Kleidung gab es Skischuhe, aber die sind längst ausverkauft. Klar, das Mutige passt zu Tommy Hilfiger, wir sind ja auch schon in der Formel 1 präsent, in der Zusammenarbeit mit Lewis Hamilton. Sie sehen, Sport spielt eine große Rolle für uns.

Aber Sie produzieren Ihre Kleider eher für den Alltagsgebrauch.
Ja, das stimmt, wir machen Kleidung für den Alltag.

Es gibt immer weniger Schnee. Soll man die Skijacken auch auf der Straße tragen?
Das ist ein wichtiger Bereich und er wird immer wichtiger. Warum trage ich eine Skijacke im Alltag? Nicht nur, weil sie praktisch ist, sondern sie ist auch technisch interessant, zum Beispiel durch besondere Verschlüsse. Das spricht besonders die Männer an.

Ihre Karriere ist nicht linear verlaufen. Aber auch wenn Sie nicht mehr der Eigentümer Ihrer Marke sind, stehen Sie doch ganz oben an als Chefdesigner.
Wissen Sie, als Designer und als Marke müssen Sie sich alle vier bis fünf Jahre neu erfinden. Sie sind die ganze Zeit in einem Wettbewerb, der sich weiterbewegt. Da darf man nicht stehen bleiben, sonst wird man überholt.

Das Etikett „American Style“ ist stark mit Ihnen und der Marke verbunden. Wie wichtig ist dieser Geist für Ihre Mode?
Wichtig, aber ich nenne das lieber „amerikanisch inspiriert“. Also Jeans sind klar amerikanisch inspiriert. Aber eine Winterjacke ist das nicht. Die kann ich in Colorado tragen oder hier in den Alpen, das ist ein globales Produkt.

Die Popularität Ihrer Marke scheint in Europa größer zu sein als in Ihrem Heimatland. Der Firmenhauptsitz von Tommy Hilfiger ist in Amsterdam. Spielt Europa die Hauptrolle auf dem Markt für Tommy Hilfiger?

Nein, das sehe ich nicht so. Wir sind auf dem globalen Markt unterwegs, das verteilt sich. Ein Drittel unserer Produkte verkaufen wir in den USA, ein Drittel in Europa und ein Drittel im Rest der Welt.

Wie sieht denn Ihre Zielgruppe aus?
Unsere Zielgruppe ist sehr breit aufgestellt, zumindest vom Alter her. Wahrscheinlich ist der Kern so 18 bis 45 Jahre alt. Sind Sie in dieser Altersgruppe?

Nicht mehr.
Sehen Sie, ich bin es auch nicht mehr, aber ich kann meine Mode immer noch tragen. Das ist die Stärke der Marke. Es geht ums Gefühl. Es gibt ja genug Untersuchungen zu dem Thema.

Ein Mensch mit 46 Jahren hat in der Regel mehr Geld als ein 18-Jähriger, oder?
Das ist kein Argument, was unsere Marke betrifft. Wir haben eine sehr breite Kollektion. Wir haben Jeans, auch im unteren Preissegment, und wir haben T-Shirts ab 20 Euro. Und dann haben wir Shirts, die kosten 250 Euro. Wir haben Jacken für 75 und welche für 700 Euro.

Was ist denn interessanter für den Modemacher Tommy Hilfiger? Der Entwurf einer billigen oder einer teuren Jacke?
Für mich ist prinzipiell Männermode spannend. Ich bin ein Mann, also verstehe ich die Männer gut und weiß, was sie am liebsten tragen. Die neuen technischen Stoffe sind sehr interessant. Das hat alles eine andere, neue Qualität im Vergleich zu früher. Überhaupt bewegt sich gerade ganz viel in der Branche. Die digitale Produktion hat alles verändert. Viele Marken werden da abgehängt.

Sie sind lange im Geschäft. Wie haben Sie die Entwicklung der Branche erlebt?
Heute gibt es die sozialen Medien, die haben alles verändert. Jetzt sind alle Informationen da. Kein Wunder, dass sich viele Menschen auch mal nach Authentischem sehnen. So wie hier in Kitzbühel. Für mich ist diese Erfahrung hier sehr speziell. Die traditionellen Chalets, die Berge, das ist sehr authentisch. Das ist kein modernes Hightech, die Menschen scheinen sehr zufrieden zu sein mit dem, was sie hier haben.

Ganz so ruhig ist es nicht, wenn das Rennwochenende hier mit 100 000 Menschen durch den 8000-Einwohner-Ort tobt.
Ja, das ist Wahnsinn. Wo schlafen die ganzen Besucher? Im Auto?

Immer gut in Fahrt. Hilfiger in Kitzbühl nach einem Charity-Rennen.
Immer gut in Fahrt. Hilfiger in Kitzbühl nach einem Charity-Rennen.

© Imago/Eibner Europa

Wie wichtig sind Ihr Name und Ihr sportliches Auftreten für die Marke?
Die Marke ist mein Leben. Wir haben ein wahnsinnig gutes Team und mit CEO Daniel Grieder einen guten Anführer.

Sie kurven immer noch flott um die Slalomstangen. Wie lange wollen Sie noch den sportlichen Tommy Hilfiger geben?
Solange ich kann.

Das Interview mit Tommy Hilfiger wurde während einer Reise nach Kitzbühel geführt, die von dem Modeunternehmen bezahlt wurde. Gemäß den Transparenzrichtlinien des Tagesspiegel muss im jeweiligen Text oder Interview stets kenntlich gemacht werden, wenn Dritte die Reisekosten eines Mitarbeiters tragen. Das wurde im Fall dieses Interviews zunächst versäumt und am 6. Februar 2020 nachgetragen. Für das Versäumnis möchten wir uns entschuldigen.

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