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© dpa-Zentralbild

Modeszene: Die Berliner Modewoche verändert sich

Noch einmal hat die Mercedes-Benz-Fashion-Week ihr großes Festzelt auf dem Bebelplatz aufgeschlagen. 26 Modenschauen werden dort bis zum Samstag über die Bühne gehen. Es könnte eine Abschiedsveranstaltung werden.

Glücklicherweise nur vom Bebelplatz, nicht von Berlin insgesamt. Betroffene Bürger und Politiker hatten es als pietätlos erachtet, dass das Modespektakel ausgerechnet über dem im Boden eingelassenen Mahnmal für die Bücherverbrennung stattfindet – nun muss der Veranstalter, die internationale Marketingagentur IMG, einen neuen Ort suchen, an dem er künftig sein Zelt aufbauen kann.

Im Zelt selbst sind in den kommenden Tagen nicht unbedingt große Überraschungen zu erwarten. Die namhaftesten Label, die unter dem Dach der Mercedes-Benz-Fashion-Week zeigen, haben sich wieder für spektakulärere Orte entschieden. Joop! veranstaltet seine Show am Mittwoch in der Neuen Nationalgalerie am Kulturforum, Boss Black bespielt am Freitag den Hamburger Bahnhof. Auf dem Bebelplatz gibt es dafür solide Stammgäste wie Strenesse Blue, Kilian Kerner oder Marcel Ostertag zu sehen. Mit Rena Lange gibt zudem eine Institution der Münchener Modewelt ihr Belin-Debüt. Interessant sind hier aber vor allem wieder die hiesigen Junglabel. Mongrels in Common hat dieses Level fast schon verlassen, mit Michael Sontag präsentiert der unumstrittene Shootingstar der Sommerveranstaltung seine zweite Kollektion.

Richtig spannend dürfte es hingegen abseits der Mercedes-Benz-Fashion-Week werden. Denn der Trend geht zur Selbstorganisation. Michael Michalsky, das Aushängeschild der Berliner Modeszene, hatte seine eigenen Shows immer schon in Eigenregie inszeniert. Jetzt geht er den nächsten Schritt: Im Friedrichstadtpalast zeigt er zusammen mit Kaviar Gauche und Lala Berlin, zwei der interessantesten und besten Berliner Labels, im Rahmen seiner Michalsky StyleNite. Im Hause IMG dürfte man darüber nicht glücklich sein, hatten beide Marken doch bis zum vergangenen Sommer noch auf dem Bebelplatz präsentiert.

Und Michalsky ist mit seiner Idee keineswegs allein: Mit dem neuen Konzept „HBC Couture“ wird es noch ein zweites, eigenständig organisiertes Mini-Festival geben. Im ehemaligen Haus Ungarn stellen sich gleich neun Avantgarde-Label vor. Das bekannteste, Starstyling, hatte im Juli ebenfalls noch im zentralen Festzelt gezeigt. Der Mercedes-Benz-Fashion-Week sind nun zwar einige ihrer interessantesten Protagonisten abhanden gekommen, für den Modestandort Berlin insgesamt ist es jedoch ein gutes Zeichen, dass sich zunehmend eigenständige Strukturen entwickeln.

Und die Modestadt Berlin ist ja ohnehin vielmehr als nur Catwalk-Shows, auch wenn die natürlich die glamourösesten Bilder liefern. Zum zweiten Mal geht die Jeans- und Sportswearmesse Bread & Butter im ehemaligen Flughafen Tempelhof mit knapp 600 Ausstellern darunter Weltmarken wie Levi’s, Diesel oder Boss Orange, an den Start. Damit die es schön warm haben, wurde das Vordach des Flughafengebäudes eigens mit einer aufwendigen temporären Architektur geschlossen.

Auf der Premium, der zweiten großen Modemesse, werden im ehemaligen Postgüterbahnhof am Gleisdreieck über 900 Kollektionen gehobener Damen- und Herrenmode gezeigt. Außerdem runden kleinere Spezialmessen wie thekey.to für Ökobekleidung, 5 Elements für Wäsche sowie die Jeans-Messe Jam, die gerade aus Köln an die Spree umgezogen ist, das reichhaltige Programm ab. Zumindest zeitlich wird es so langsam eng für die Modeszene in Berlin. Jan Schröder

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