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Der Häkelbikini heute: Er schwimmt und trocknet schnell - und ist "etwas ganz Besonderes", wie seine Macherinnen sagen.

© promo

Neuer Trend für den Sommer: Häkelbikinis sind zurück

Inspired by 70er Jahre: Das Berliner Label e. a. seawear bringt Häkel- und Strickbikinis als Handarbeit neu raus - diesmal nicht aus Baumwolle, damit sie auch nach dem Baden noch eine gute Figur machen.

Häkelbikini?! Und wenn der nass wird?! Der rutscht doch runter! So in etwa gingen die Assoziationen, wenn sie ihr Produkt ankündige, sagt Eva Swoboda, 34, das sei das größte Problem. Denn natürlich rutschen ihre Häkelbikinis nicht. Mit denen kann man sorglos ins Wasser hüpfen, und trocken werden die auch schnell, denn die sind ja nicht – wie früher – aus Baumwolle gemacht, sondern aus einer modernen Kunstfaser.

Von früher ist aber die Idee. Selbst gehäkelte Bikinis trug man in den 1970er Jahren, und zu den „mans“ von damals gehörte auch die Mutter von Anna Berger, wovon ein Foto zeugt. Es inspirierte Berger und Swoboda, zwei Studienkolleginnen an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, zu einer gemeinsamen Semesterarbeit, aus der inzwischen das Label e. a. seawear geworden ist: für handgefertigte Bikinimode, wo gibt es das sonst?

Rentnerinnen und Hausfrauen mit Migrationshintergrund häkeln für das Label

Die Häkelarbeiterinnen waren anfänglich Rentnerinnen aus Ost-Berlin, die die Studentinnen über Aushänge in den Supermärkten in der Nähe der Hochschule fanden. Die alten Damen seien entzückt gewesen, dass sich noch mal jemand für ihre handarbeiterischen Fähigkeiten interessiere, sagt Swoboda, und sie seien als Expertinnen für das Machbare auch als Ratgeberinnen wertvoll gewesen. Inzwischen gibt es noch einen zweiten Häkeltrupp in Neukölln, der sich aus Migrantinnen zusammensetze. Anfangs hätten sie Schnitte und Material einfach mal versucht und ausprobiert. „Wir haben das Garn verhäkelt und dann ins Wasser geworfen“, erzählt Swoboda. Wenn es schwamm, war es gut.

Die größte Herausforderung sei das Garn selbst gewesen: leicht, strapazierbar und breit genug, um verhäkelt werden zu können. Sogar das Textilforschungsinstitut in Denkendorf nahm sich der Herausforderung an. Bis ein passender Faden gefunden war, habe es aber gedauert – auch wegen der Abnahmemenge. Eva Swoboda lacht. „Wir setzten pro Bikini etwa 50 bis 75 Gramm an“, sagt sie, „und die Garnfabrikanten rechnen mit Mindestabnahmemengen von einer Tonne.“

Damit fing alles an: die Mutter von Anna Berger in den 70er Jahren im Häkelchic.
Damit fing alles an: die Mutter von Anna Berger in den 70er Jahren im Häkelchic.

© privat

Verkauft werden die Häkelbikinis über die eigene Webseite und in einigen Boutiquen in Berlin, Bayern, Basel und Wien. Die Auswahl an Formen ist begrenzt, es gibt Oberteile in Triangle und Bandeau, die Hosen haben die typische Slipform. Die passend hinzubekommen, sei schwer genug. Vorn flach anliegend, hinten der Hintern drin, das sei nicht so einfach. Aber inzwischen gibt es Schnittvorlagen, an die sich die Häklerinnen halten.

Die Bikinis werden grundsätzlich vorproduziert, und es gilt der Panikspruch: „Was weg ist, ist weg“. Über mangelnde Nachfrage gibt es bei e. a. seawear keine Klagen. Der Häkelbikini ist ein Blickfang, „etwas sehr Besonderes“, und mit 150 bis 200 Euro nicht unbezahlbar. Neu im Sortiment ist jetzt Strickware. Die ist schneller herzustellen und damit vielleicht eher geeignet, ein Unternehmen zu tragen, von dem die zwei Frauen leben können. Bisher betreiben sie ihr Label nebenbei, haben Hauptberufe, und seit Neuestem sind auch beide Mütter. Apropos: Zu den überzeugten Trägerinnen des neuen Häkelbikinis gehört auch wieder die Mutter von Anna Berger.

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