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Neues vom Planeten MODE: Auf Augenhöhe mit der Bauchtasche

Elena Senft geht über die Messe "Premium". Dort spricht man nicht von "Marken", sondern von "Brands".

Die Messe Premium ist ein Angeber. Ein so großer, dass sie nicht „Messe“, sondern „Exhibition“ heißt und man dort nicht von „Marken“, sondern von „Brands“ spricht. Auch die Deutschen untereinander. Im ehemaligen Postgüterbahnhof flanieren wunderschöne Menschen über weißen Boden durch große Hallen mit Wänden aus blankem Mauerwerk, die gewollt provisorisch wirken sollen, tatsächlich aber etwa so viel Unordentlichkeit ausstrahlen, wie wenn Claudia Schiffer behauptet, sie habe sich nur zum Duschen die Haare hochgesteckt.

Die Besucher und Aussteller der Premium spielen modisch in einer eigenen Liga. Wer von sich denkt, er wäre bereits mit einem Schal mit Leopardenmuster wirklich freaky, fühlt sich nach dem Premium-Besuch so auf der modischen Höhe, als sei er in zur Bauchtasche zusammenfaltbarem Regencape erschienen. Frauen kombinieren neongrüne Plateaupumps mit Wollsocken. Männer tragen so große Schals, dass man ihre Köpfe nicht mehr sieht. Eine Frau trägt Overkneestiefel und ein XXL-Hemd im Zebramuster, das einem bekannt vorkommt, weil Mutter bei der Einschulung der Tochter das gleiche trug. Vielleicht könnte man es auf dem elterlichen Dachboden ausfindig machen, um auch endlich up to date zu sein. Dann wird einem klar, dass man darin aussehen würde wie Bruder Tuck auf Safari. Manches können nur Premium-Menschen. Es ist Zeit zu gehen.

Elena Senft wird auch in den kommenden Tagen für uns Modemessen besuchen.

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