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Neues vom Planeten MODE: Darauf eine Dinkelstulle

Elena Senft geht über die Ökomesse „The Key To“

In Zeiten, in denen jede Firma, die bei einer coolen Zielgruppe mitmischen will, mindestens ein Unterhemd aus „Organic Cotton“ im Sortiment haben muss, verwundert es nicht, dass auch die Fashion Week mit einer Ökomesse aufwartet. Irgendwie doch schlimm, dass man – sobald im Rahmen eines Mode- oder Lifestyle-Events das Stichwort „Öko“ fällt – nur noch an Bionade, Biomilch-Latte-Macchiato und Mädchen in American-Apparel-Outfits denkt, die in Berlin-Mitte in Cafés auf weißen Designerstühlen sitzen, deren Weichmacher zum Glück das ganze Ökogehabe wieder neutralisieren.

Die Ökomesse „The Key To“ ist anders. Hier ist nicht nur Öko drin, hier sieht es auch gnadenlos öko aus. Eine ehrliche Veranstaltung. Weil es hier riecht wie in einem Spinnradladen und weil Frauen mit hennagefärbten Haaren über den knarrenden Dielenboden der Kreuzberger Heeresbäckerei laufen.

Der modische Trend der „The Key To“ lässt sich auf Seemannspullis, Leinenkleider und Filzjacken im Jankerstil subsumieren. Leider auch auf modern getrimmte Holzschuhe für die Dame und grässliche atmungsaktive Freizeitschuhe für den Herrn, die sich nicht entscheiden können, ob sie Turn- oder klassischer Herrenschuh sein wollen. Durch das geschmacklose Schuhwerk alarmiert, sucht man (glücklicherweise erfolglos) nach Trekkingsandalen, mit denen die „The Key To“ sich natürlich stante pede ins modische Off katapultiert hätte.

Die „The Key To“ ist modisch kein Highlight. Dafür ist sie gemütlich und konsequent. Statt Plastikbändchen gibt es für Besucher einen pastellfarbenen Baumwollschal. Hier möchte man seine mitgebrachte, mit Tartex bestrichene Dinkelstulle auspacken und verweilen. Wahrscheinlich würde es niemanden stören.

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