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Philharmonia Quartett

© Stefan Roehl

Das Philharmonia Quartett beim Musikfest Berlin: Am Anfang war der Respekt

Das Philharmonia Quartett zeigt sich beim Musikfest in Bestform: Im Kammermusiksaal legen die vier Mitglieder der Berliner Philharmoniker feine Beziehungslinien von Beethovens Streichquartetten zur Musik Bela Bartoks frei.

Ludwig van Beethoven hält die Stellung einer Rarität beim Musikfest dieses Jahres, das sich auf Bartók, Janácek, Lutoslawski und Britten konzentriert. Dabei gönnt man sich die dankenswerte Reihe „Streichquartette“. Und das Philharmonia Quartett Berlin steht dafür ein, dass der Meister dieser Disziplin mit der Nr. 1 aus Opus 18 vertreten ist. Kammermusik für Streicher allein hat Beethoven in jedem Lebensalter gefesselt, bis hinauf zu den letzten Kompositionen. Und Bartóks Polyphonie weiß davon.

In dem F-Dur-Werk aus Opus 18  behauptet die erste Violine noch ihre Vorrangstellung, wenn sie die Klage des Adagios anstimmt und im übermütigen Finalsatz die perlenden Sechzehnteltriolen. Aber Daniel Stabrawa hat die Gabe erworben, als Solist stets im Ensemble verwurzelt zu bleiben. Sein beseeltes Pianissimo schwebt über den Akkorden.

Zusammen mit Christian Stadelmann, Neithard Resa und Dietmar  Schwalke bildet er ein musikalisches Gemeinwesen, das aus profilierten Individualitäten besteht. Das Quartett wurde 1985 gegründet, damals mit dem 2009 gestorbenen Cellisten Jan Diesselhorst. Die vier Berliner Philharmoniker haben ihr Credo so formuliert: „Die jeweils drei anderen in ihrer Andersheit zu erkennen und zu respektieren.“ Das ist aus ihrer Musik zu hören.

Im Kammermusiksaal werden sie in diesem Fall besonders als Interpreten Béla Bartóks gefeiert. Sie spielen die Quartette Nr. 1 und Nr. 5. Zumal in den Adagio-Sätzen zeigt sich die Synthese, die der Komponist des 20. Jahrhunderts mit dem Werk Beethovens findet. Wie ein Hauch klingt der langsame Satz, der im fünften Quartett dem zentralen  Scherzo "Alla bulgarese" vorausgeht, eine virtuose  Leistung mit allen rhythmischen und spieltechnischen Finessen.

Am schönsten entfalten sich die Qualitäten des Ensembles im Lento-Satz des ersten Bartók-Quartetts, weil hier jeder sein Lied singen darf im Rahmen einer verträumten, versonnenen Polyphonie. Wenn der Bratschist seine Stimme mit dem Ausdruck des einzelnen verteidigt, dient sie als Farbe der Ganzheit des Satzes. Wildheit, angeführt von dem philharmonischen Konzertmeister am ersten Pult, beantwortet am Ende vivace das Spiel. Traumhaft bleibt in Erinnerung der langsame Fugensatz. Das ist das Philharmonia Quartett in seiner Bestform. 

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