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Kommentar: Erlebnis und Ergebnis

Stefan Hermanns über die Fortschritte der deutschen Nationalmannschaft.

Man kann ruhig sagen, dass Guus Hiddink seiner Zeit weit voraus gewesen ist. Es gehört ja gerade ein bisschen zum guten Ton, die deutsche Nationalmannschaft für ihre Freude am Fußball zu lieben. Die Zuneigung aber, die Hiddink für die Nationalmannschaft empfindet, besitzt im Vergleich dazu eine ganz andere Tiefe. Der Trainer der Türken hat den deutschen Fußball immer schon geschätzt – nicht für seine Leichtigkeit, sondern für seine Kraft und Entschlossenheit. Dabei hat kaum jemand so sehr darunter gelitten wie Guus Hiddink.

Fünf Mal ist er als Nationaltrainer gegen die Deutschen angetreten, fünf Mal hat er verloren: 2002 verwehrte die Nationalmannschaft ihm und den Südkoreanern den Einzug ins WM-Finale, 2009 scheiterte er mit Russland in der Qualifikation – das Gleiche droht Hiddink jetzt auch mit der Türkei. Nach den Eindrücken vom Freitag bleibt den Türken als realistische Perspektive wohl nur der Kampf um Platz zwei.

Das Spiel in Berlin erinnerte auffällig an die Duelle mit Russland und Tschechien in den beiden vorangegangenen Qualifikationsrunden. Auch da gelangte das Spiel der Nationalmannschaft gegen den mutmaßlich stärksten Gruppengegner zu seiner höchsten Reife: Die Deutschen spielten ohne Zweifel, sie dominierten den Gegner – ohne dabei von ihrer spielerischen Linie abzuweichen. Das ist es, was Bundestrainer Joachim Löw von seiner Mannschaft erwartet. Er will nicht irgendwie gewinnen; er will mit schönem Fußball gewinnen. Er will Erlebnis und Ergebnis in Einklang bringen.

Bei der WM sind die Deutschen daran am Ende noch gescheitert. Im Moment aber sieht es so aus, als machten sie in dieser Hinsicht erfreuliche Fortschritte.

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