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Bundestrainer Joachim Löw hat sich entschieden. Alles bleibt beim alten, fast alles.

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Update

Testspiel gegen Argentinien: Löw setzt auf EM-Spieler

Der (K)aderlass bleibt aus: Bundestrainer Löw vertraut größtenteils weiter seinem EM-Team. Dennoch gibt es vor dem ersten Länderspiel der neuen Saison einige klare Signale.

Vermutlich steht es in allen Handbüchern der PR-Branche: Unangenehme Wahrheiten sind möglichst beiläufig zu erwähnen und am besten in einem Wust von Nebensächlichem zu verstecken. So hat es auch die Leitung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gehalten, die gestern ihr Aufgebot für das Testländerspiel gegen Argentinien am kommenden Mittwoch bekannt gegeben hat. Nach den wenig brisanten Informationen, dass 17 der 23 EM-Teilnehmer nominiert sind, dass Philipp Lahm fehlt, weil seine Frau nächste Woche ein Kind erwartet, dass Mario Gomez und Bastian Schweinsteiger wegen Verletzungen nicht eingeladen wurden, Per Mertesacker und Lukas Podolski aus Rücksicht auf ihren Arbeitgeber Arsenal geschont werden – erst danach kommt die eigentlich brisante Nachricht: Fürs Tor hat Bundestrainer Joachim Löw Manuel Neuer und Ron-Robert Zieler berufen. Tim Wiese ist nicht dabei. Aller Voraussicht nach wird er auch nicht mehr zurückkehren.

So steht es natürlich nicht in der Pressemitteilung des DFB, aber wer die offiziellen Sätze richtig deutet, wird nur schwer zu einem anderen Schluss kommen können. Torwarttrainer Andreas Köpke und Löws Assistent Hans-Dieter Flick sind gestern eigens nach Hoffenheim gereist, um mit dem 30-Jährigen, der bei der EM noch die Nummer zwei war, ein längeres Gespräch zu führen. Ein solcher Aufwand wäre unangemessen, wenn es sich bei der Nicht-Berücksichtigung nur um eine kurzfristige Verbannung handelte. Es deutet im Gegenteil alles darauf hin, dass für Wiese, der gerade von Werder Bremen zur TSG Hoffenheim gewechselt ist, die Karriere in der Nationalmannschaft nach nur sechs Länderspieleinsätzen beendet ist.

„Wir haben ihm mitgeteilt, dass wir bei unseren Planungen für die WM-Qualifikation zunächst mal stärker auf die jüngeren Torhüter setzen wollen, er aber nicht vollends abgeschrieben ist“, wird Köpke zitiert. Der Satz enthält ein wichtiges Detail. Es ist das kleine und unscheinbare Wörtchen „vollends“. Mit anderen Worten: Eigentlich wird Wiese, der von den Kollegen als integratives Element geschätzt wird, in der Nationalmannschaft nicht mehr benötigt – aber man weiß ja nie, ob die Umstände uns nicht dazu zwingen, ihn doch noch einmal einzuladen.

Das Vorgehen ist typisch für Löw. Schon in der Vergangenheit hat er in solchen Fällen klare Festlegungen gescheut, um sich alle Optionen offen zu halten. Bei Michael Ballack und Torsten Frings zum Beispiel, die lange vor der endgültigen Entscheidung des Bundestrainers eine Ahnung gehabt haben müssen, dass sie in der Nationalmannschaft nicht mehr gefragt sind. Diese Ahnung dürfte Tim Wiese gestern auch beschlichen haben.

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