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Seit der Wiedervereinigung haben 152 Menschen infolge rechter Gewalttaten ihr Leben verloren.

© dpa (6), privat (4), Polizei, Getty

Rechtsextreme Gewalt: Bundesregierung zählt 63 Todesopfer - es sind deutlich mehr

Wir haben Gerichtsurteile gesichtet sowie Staatsanwaltschaften, Polizeibehörden, Nebenklage-Anwälte und Hinterbliebene von Todesopfern befragt. Die Recherchen von Tagesspiegel und Zeit ergeben deutlich höhere Zahlen als die der Polizei.

Von Frank Jansen

Neonazis und weitere rechts motivierte Täter haben nach Informationen des Tagesspiegels und der Zeit seit der Wiedervereinigung mindestens 152 Menschen getötet. Das ergaben gemeinsame Recherchen beider Zeitungen. Die Bundesregierung meldet unter Bezug auf Angaben der Polizei bislang lediglich 63 Todesopfer.

Tagesspiegel und Zeit haben mehrere Monate Gerichtsurteile gesichtet sowie Staatsanwaltschaften, Polizeibehörden, Nebenklage-Anwälte und Hinterbliebene von Todesopfern befragt. Dabei stellte sich heraus, dass in zahlreichen Fällen Justiz und Polizei ein rechtes Motiv nicht oder nur unzureichend wahrgenommen hatten.

Ein Beispiel ist der Dreifachmord, den der Neonazi Thomas A. im Oktober 2003 in Overath bei Köln verübte. Der Ex-Söldner erschoss einen Anwalt, dessen Frau und die Tochter. Das Landgericht Köln verurteilte A. 2004 zu lebenslanger Haft und bescheinigte ihm, seine nationalsozialistischen Vorstellungen hätten bei der Tötung "ein Handeln mit Härte, Entschlossenheit und ungerührtem Vollstreckerwillen" ermöglicht. Der Fall wird jedoch von der Polizei in Nordrhein-Westfalen nicht als rechts motiviertes Tötungsverbrechen eingestuft. Das Landesinnenministerium sagte nun eine Prüfung zu.

Eine Dokumentation des Tagesspiegels und der "Zeit" mit einer interaktiven Grafik findet sich hier.

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