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Rekha und Radha leben mit ihren Familien wie viele Nachbarn in bloß einem Zimmer ohne Fenster.

© Julia Schäfer

„Bevor wir an Corona sterben, verhungern wir“: Wo nicht das Homeoffice das größte Problem ist, sondern das nackte Überleben

Er schleicht hinaus, um Essen aufzutreiben – und wird mit Stöcken verprügelt. In Indien ist die Ausgangssperre für Millionen Menschen der Stoß in die Armut.

Die Boulevards von Neu-Delhi sind leer gefegt. Luft und Wasser sind so sauber wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Doch drinnen ist es dunkel, eng, stickig. Von hier aus hat Rekha den Himmel noch nie gesehen, immerhin ist die Wand himmelblau.

Sie lebt mit ihrem Mann und den drei Töchtern auf zwölf Quadratmetern. Ein Zimmer mit Bett, Kochnische, Waschbecken und Klo. Ohne Fenster oder Privatsphäre. Rekha ist froh, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben. Mit Fleiß und Geschick haben sie sich hochgearbeitet. Früher lebten sie neben der Müllhalde.

Aber wie sollen sie nun die Miete bezahlen? Woher kommt die nächste Mahlzeit? Rekha ist ratlos. „Mein Mann ist Schrotthändler. Jetzt darf er nicht mehr arbeiten und wir haben kein Geld“, sagt die resolute Frau, die seit sechs Uhr auf den Beinen ist. Die anderthalbjährige Tochter war unruhig. Der Vater schlich sich nach draußen – trotz Ausgangssperre. Er muss etwas zu essen auftreiben, egal wie.

400 Millionen Menschen haben keinen Arbeitsvertrag

Vor ein paar Tagen wurde er beim Müllsammeln erwischt und von Polizisten mit Bambusstöcken verprügelt. Wer „ohne Grund“ auf der Straße ist, kann für zwei Jahre im Gefängnis landen.

In ganz Indien gilt seit drei Wochen eine Ausgangssperre. Es ist die umfassendste der Welt. In einer Fernsehansprache am Dienstag hat Premierminister Narendra Modi diese bis zum 3. Mai verlängert. 1,3 Milliarden Menschen sollen weiterhin zuhause bleiben. Ausgenommen sind lediglich einige Berufsgruppen wie Ärzte, Polizisten, Supermarktbetreiber, Obsthändler, Tankstellenmitarbeiter und Journalisten. Alle anderen sollen nur im Notfall auf die Straße, um Lebensmittel oder Medikamente zu kaufen.

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Die Coronakrise trifft die Armen am härtesten. Sie leben von der Hand in den Mund, haben keine Rücklagen oder soziale Absicherung. Das sind nicht nur Bettler und Obdachlose, sondern auch Erntehelfer, Straßenverkäufer, Rikschafahrer, Näher, Müllsammler, Haushaltshelfer und Reinigungskräfte. Mehr als 400 Millionen Menschen ohne Arbeitsvertrag. Der informelle Sektor, das Rückgrat der indischen Wirtschaftsmacht. Doch diese Menschen drohen jetzt in tiefe Armut abzurutschen, warnt die internationale Arbeiterorganisation ILO in ihrem jüngsten Bericht.

Zu fünft in einem Raum ohne Fenster

Indien habe weltweit die rigidesten Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie ergriffen, sei aber wirtschaftlich nicht dafür gewappnet.

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Zuerst machte jeder Bundesstaat seins. Schulen wurden geschlossen, Reisen und Versammlungen beschränkt, Freizeitangebote gestrichen. Damit konnte Rekha leben. Kino oder Fitnessstudio kann sie sich sowieso nicht leisten.

Seit Anfang März sind alle drei Kinder zu Hause. „Ich habe mich gefreut“, sagt die zehnjährige Anshul zaghaft. Ihr Lieblingsfach ist Mathe. Die Eltern wünschen sich, dass sie mal einen Bürojob mit festem Gehalt hat. Ein Traum, den viele im Viertel teilen.

Es ist eine Mischung aus Slum und Dorf, Mitten in der 18-Millionen-Menschen-Metropole Neu-Delhi. Es gibt Häuser aus Stein, legal und illegal, aber auch Hütten mit Wellblechdächern. Vor Corona herrschte hier an jeder Ecke geschäftiges Treiben – wie in einem Ameisenstaat. Es wurde gehämmert, gesägt und geschweißt, genäht und gewaschen. Kinder und Hunde jagten sich durch die dunklen Gassen. Gelegentlich halfen Anshul und ihre neunjährige Schwester dem Vater bei der Arbeit. Der Handel mit wiederverwendbarem Müll lief gut.

Eine Krankheit der Reichen

Am Abend gab es ein Stück Schokolade und umgerechnet 15 bis 30 Euro für Miete und Essen. Grundnahrungsmittel wie Reis, Weizen und Linsen kauften sie im staatlichen „fair price shop“ um die Ecke. Das Coronavirus schien weit weg. Landesweit wurden nur 30 Fälle gezählt.

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Die Armen hielten es für eine Krankheit der Reichen. Eingeflogen aus Ländern, von denen sie nur im Fernsehen gehört hatten. Studenten aus China, Touristen aus Italien – was hatten sie damit zu tun?

Ernst wurde es am 24. März. Es war Dienstagabend, acht Uhr, als sich Narendra Modi an die Nation wandte. Millionen Menschen hingen an seinen Lippen, auch Rekha und ihre Familie. „Wenn ihr lebt, gehört euch die Welt“, sagte der Premierminister, den viele Arme als Heilsbringer vergöttern. Mit ihm waren Toiletten und Strom, ein bisschen Geld und Hoffnung gekommen. Laut den Vereinten Nationen sind binnen zehn Jahren 271 Millionen Inder der Armut entkommen.

Nun mahnten Kritiker, die Dunkelziffer an Coronainfizierten in Indien sei hoch, da zu wenig getestet würde. Horrorszenarien machten die Runde: 300 bis 500 Millionen Inder würden sich bis Ende Juli anstecken, das Gesundheitssystem würde kollabieren. Während es in Deutschland 8,3 Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohner gibt, sind es in Indien gerademal 0,7.

Sie verloren ihre Lebensgrundlage

„Wenn ihr das Haus in den nächsten 21 Tagen verlasst, werden wir um 21 Jahre zurückgeworfen“, tönte es aus Hunderten Röhrenfernsehern in Rekhas Nachbarschaft. 21 Tage?! So lange war ihr Mann noch nie zu Hause geblieben. Kurzarbeitergeld, Kündigungsschutz, Krankenkasse – Fremdwörter für die Familie.

Narendra Modi wollte Zeit gewinnen, um Kapazitäten in Krankenhäusern und Laboren zu erhöhen. Doch während sich die Wohlhabenden in ihren Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern mit Vorräten verschanzten, verloren die Tagelöhner von jetzt auf gleich ihre Arbeit und damit ihre Lebensgrundlage.

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So ging es auch Rekhas 22-jähriger Nachbarin Radha, die bei Familien der Mittelschicht putzte. Umgerechnet rund 200 Euro kamen im Monat zusammen, wenn sie mit Plastikeimer, Putzlappen und Strohbesen von Tür zu Tür zog. Zuletzt trug sie dabei auch eine Maske. „Doch dann haben sie gesagt, ich soll nicht wiederkommen.“

Unterricht zu Hause? Den Müttern fehlt die Bildung

Seitdem verbringt Radha viel Zeit mit Rekha. Die Kinder sehen fern, toben übers Bett oder malen Kreise an die Wand. An Unterricht zu Hause ist nicht zu denken, dazu fehlt den Frauen die Bildung.

Für Masken fehlt vielen das Geld. Stattdessen ziehen sich die Frauen ihre „Dupatta“ tiefer ins Gesicht. Das ist ihr Schal, der sich um Haare und Hals schmiegt. Rekha, die ihr Alter nicht weiß, hat sich die Fingernägel passend dazu frisch lackiert, pink und blau.

Fast 370 Millionen Inder haben keine Arbeitsverträge, keine Ersparnisse. Die versprochenen Soforthilfen haben viele noch nicht erreicht.
Fast 370 Millionen Inder haben keine Arbeitsverträge, keine Ersparnisse. Die versprochenen Soforthilfen haben viele noch nicht erreicht.

© obs/SOS-Kinderdörfer

Vor dem neuen Virus haben hier alle Angst. „Ich will aber auch nicht verhungern, bevor ich an Corona sterbe“, sagt Rekha trotzig. In der staatlichen Schule des Viertels wird nun zweimal am Tag eine kostenlose Mahlzeit serviert. „Reis“, platzt es aus Rekha heraus, „wir sind aber Weizenesser“. Damit meint sie „Roti“, flaches Brot aus Weizenmehl. Die Frauen kommen aus Utar Pradesh, dem bevölkerungsreichsten Bundesstaat Indiens. Es ist auch einer der ärmsten. Eine Kuh und ein Stückchen Land müssen viele hungrige Mäuler stopfen. Die Jugend zieht in die Großstädte.

In Delhi, Noida oder Ghaziabad gibt es reichlich zu tun, zum Beispiel auf Baustellen. Immer neue Bürokomplexe und Bettenburgen entstehen. Die Tagelöhner schuften bis spät in die Nacht. Dort, wo sie arbeiten, schlafen sie auch. Die Wäsche trocknet zwischen den Stahlträgern. Das Handy ist das Fenster zur Welt – oder zumindest der Draht zu den Daheimgebliebenen.

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Menschenmassen dicht an dicht

Vier Stunden nach Modis Ansprache sollte das Land stillstehen – Märkte, Baustellen, Fabriken, Flughäfen und Bahnhöfe. Wer Glück hatte, erwischte noch einen der letzten Busse oder Züge, um sich zurück aufs Land zu flüchten. Selbst auf den Dächern reisten sie mit.

Ganze Familien machten sich zu Fuß auf den Weg, Hunderte Kilometer. Einige starben dabei. Die Bilder des Exodus gingen um die Welt.

Menschenmassen dicht an dicht in Zeiten der Coronakrise – paradox. Die Politik reagierte: Busse wurden reaktiviert, vor Dörfern wurden medizinische Checkpoints errichtet, in städtischen Schulen Unterkünfte und Essensausgaben. So können in Neu-Delhi und Umgebung rund eine Million Menschen versorgt werden, erklärt die Regierung. Wie und wann es weitergeht, wissen die Gestrandeten nicht.

Auch Radhas Mann sitzt seit drei Wochen fest. Der Rikschafahrer war von seinem Ausflug nach Utar Pradesh nicht mehr zurückgekehrt. Radha schläft kaum, die Sorgen sind zu groß. „Wir haben den biometrischen Pass und sollten eigentlich etwas zu essen kriegen, aber bekommen nichts“, empört sie sich. „Keiner wird hungern“, hatte Finanzministerin Nirmana Sitharaman am zweiten Tag der Ausgangssperre versprochen. Die BJP-Regierung verabschiedete ein Hilfspaket für die Verwundbarsten der Gesellschaft. Kostenlose Essensrationen, Gasflaschen und Direktzahlungen. Das klang vielversprechend, dachten Rekha und Radha. Doch bisher ist nichts bei ihnen angekommen.

Seit 25 Jahren wühlt sie sich durch den Müll

Am Vormittag bahnen sich die Frauen den Weg zur Hauptstraße. Eine Hilfsorganisation soll hier Essen verteilen. Seit zweieinhalb Wochen haben sie nicht mehr selber gekocht. Einige Hungrige sitzen schon am Straßenrand. Die Sonne brennt auf den nackten Asphalt. Hunde und Kühe streunen umher. Zu Hause passen die größeren Kinder auf die Kleinen auf.

Eine junge Frau erzählt, dass sie erst kurz vor der Ausgangssperre nach Neu-Delhi kam. Sie wollte arbeiten. Nun hat sie nichts zu essen und schläft unter freiem Himmel, versteckt zwischen ein paar Bäumen.

Guddi Devi haust mit ihrem jüngsten Sohn in einer Hütte aus Holz und Wellblech direkt hinter dem Müllsammelplatz. Seit 25 Jahren wühlt sie sich durch stinkende Berge, um Brauchbares zu finden. Papier, Plastik und Aluminium können für ein paar Rupee weiterverkauft werden. Am Tag muss sie mehr als zehn Kilo finden, um davon zu leben. Ihr Mann, der es genauso machte, starb vor zwei Jahren an Krebs.

Ein Foto, umrahmt von Bildern hinduistischer Götter, erinnert an ihn. Daneben stapeln sich gefundene Koffer, ein eingestaubter Ventilator und ein Kühlschrank. Strom und Wasser gibt es nicht, nur eine Gasflasche zum Kochen. Ihr ältester Sohn ist dem Alkohol verfallen. Zurzeit lebt die Familie von Essensspenden. „Ich bin bereit, dieses Opfer zu bringen, damit meine Landsleute gesund bleiben“, sagt die Mitvierzigerin, Mund und Nase hinter einer schwarzen Maske versteckt.

Stände, an denen sie sich nichts kaufen können

Ein grüner Lieferwagen hält in Sichtweite. Eine Frau mit Plastikhandschuhen und Atemschutzmaske malt Kreise auf den Gehweg. Abstand ist geboten, auch bei der Essensausgabe. Damit es nicht zu Tumulten kommt, überwacht ein Polizist mit Schlagstock die Szenerie.

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„Manche Leute werden aggressiv, wenn sie nichts zu essen bekommen“, sagt Surjeet Singh. Er leitet eine Hilfsorganisation, die sich normalerweise für die Bildung von Wanderarbeiterkindern einsetzt. Seit der Ausgangssperre verteilt er mit elf anderen jeden Tag mehrere Stunden Essen in den Armenvierteln.

„Wir haben schon mehr als 2.000 bedürftige Familien erreicht“, sagt Singh. „Aber noch viel mehr leiden an Hunger.“ Eine Mitarbeiterin macht Fotos, stellt sie abends ins Netz und ruft zu Geldspenden auf. Neben etablierten Organisationen verteilen auch spontan gebildete Initiativen Essen an Arme – sofern es die Polizei erlaubt. Auch Singh wurde schon der Zugang zu den Slums verwehrt.

Heute bleibt es ruhig. Endlich sind Rekha und Radha an der Reihe. Sie hinterlassen Name und Telefonnummer, bevor sie einen der begehrten Säcke erhalten. Rekha hievt ihn auf ihren Kopf. Zehn Kilo Reis und drei Kilo Linsen. Das muss für eine Woche reichen. Die beiden Mütter eilen zurück zu ihren Wohnungen, vorbei an Apotheken und Gemüseständen, von denen sie nichts kaufen können.

Jeden Tag sterben 1.300 Inder an Tuberkulose

Ein Ladenbesitzer erzählt, dass seine Umsätze um die Hälfte eingebrochen sind. „Aber die Lieferketten funktionieren wieder“, sagt der Mann, von dessen Stirn Schweißperlen tropfen. „Am Anfang hingen die Lkws an den Grenzen fest. Frische Waren sind verdorben.“ Die Stimmung im Viertel sei sehr bedrückend.

Je tiefer man in das Labyrinth aus Häusern und Gassen eindringt, desto dunkler wird es. Es riecht nach gebratenem Knoblauch – und Verdorbenem. Die Frauen bleiben stehen. Auf der Erde liegt eine tote Ratte. Woran die gestorben ist? „Corona“, platzt es aus Rekha heraus. Die herangeeilten Kinder lachen.

Ratten gibt es hier viele, tödliche Krankheiten auch. Zum Beispiel das durch Mücken übertragene Dengue-Virus und Malaria. Oder Tuberkulose – eine Erkrankung der Lungen durch Bakterien. Es ist die tödlichste Infektionskrankheit der Welt. In Indien sterben daran täglich 1.300 Menschen. Doch davon redet zurzeit niemand.

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Am 13. März ist der erste Inder an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Ein 73-jähriger Mann mit einer Reihe von Vorerkrankungen. Einen Monat später sind es nach Angaben des Gesundheitsministeriums 358 Corona-Tote und 10.450 Infizierte.

„Wenn ich sterbe, wäre es noch okay, aber meinen Kindern soll nichts passieren“, sagt Rekha, die am Abend eine Handvoll Reis und Linsen kocht. Sie hofft, dass ihr Mann bald zurück ist. Unversehrt. Eine der Töchter hat Husten.

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