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In Nairobi werden alle Passagiere, die von einem Flug aus China kommen bei ihrer Ankunft am Flughafen untersucht.

© dpa

Coronavirus aus China: Ein Ausbruch in Afrika hätte Folgen für die ganze Menschheit

Bislang wurde das Coronavirus in Afrika trotz enger Beziehungen zu China nicht nachgewiesen. Sollte es dazu kommen, könnte das das Virus langfristig etablieren.

Afrika blieb bislang verschont: Noch immer wurde das Coronavirus auf dem Kontinent nicht nachgewiesen. Es sei allerdings nur eine Frage der Zeit, sagen WHO-Experten: Und wenn es soweit ist, sei eine neue alarmierende Dimension der Epidemie erreicht. Denn die mangelhafte Gesundheitsfürsorge auf dem Kontinent könnte das Virus endemisch machen: Dann müsste sich die Menschheit mit dem Erreger auf Dauer arrangieren.

Dass das Virus auf dem Kontinent bislang noch nicht nachgewiesen wurde, ist auch insofern überraschend, als Afrika über engste Verbindungen nach China verfügt. Fluglinien zwischen dem Kontinent und dem Reich der Mitte befördern wöchentlich rund 14.000 Reisende; die Zahl der Chinesen, die derzeit in Afrika leben, wird auf mindestens 1,5 Millionen geschätzt. Zahlreiche afrikanische Fluggesellschaften haben ihre Flüge nach China zwar inzwischen eingestellt. Doch mit Ethiopian Airlines steuert die größte Fluglinie des Kontinents China weiterhin an.

Weil der Kontinent derzeit zu China engere Beziehungen als zu jeder anderen Weltregion unterhält, halten sich zahlreiche Studenten und Geschäftsleute in China auf. Mehr als 50.000 Afrikaner studieren in China. In Wuhan befinden sich derzeit offenbar fast 5000 afrikanische Studenten. Viele von ihnen würden gerne evakuiert werden. Doch was für Europäer und US-Amerikaner fast selbstverständlich ist, bleibt für Kenianer und Südafrikaner ein bloßer Traum.

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„Riesige epidemische Ausbrüche“ zu erwarten

„Unsere größte Sorge ist, dass das Virus auf Länder mit schwächeren Gesundheitswesen übergreift“, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus, nachdem die Weltgesundheitsbehörde am Donnerstag den Virus zum „globalen Notstand“ erklärt hatte. Erreicht das Virus ein derartiges Land, seien in Afrika „riesige epidemische Ausbrüche“ zu erwarten, warnt Stephen Morrison vom US-Thinktank CSIS in Washington.

Erste Verdachtsfälle hatten die Elfenbeinküste, Kenia und Botswana gemeldet: Doch bei keinem wurde das Virus nachgewiesen. Derzeit können die Blutproben nur in Südafrika oder im Senegal untersucht werden. Die WHO will jetzt schnellstmöglich mindestens zwanzig afrikanische Länder mit der nötigen Technik ausstatten.

Ebola- und Masernepidemie tobt bereits

Die WHO hat 13 Staaten identifiziert, die besonders gefährdet seien – darunter Nigeria, Äthiopien, Südafrika, Algerien und die Demokratische Republik Kongo. Dort tobt derzeit bereits eine Ebola- und eine Masern-Epidemie, die im ersten Fall über 2200, im zweiten Fall sogar über 6000 Menschenleben gekostet hat. Der Ausbruch einer dritten Epidemie sei „das Letzte, was wir brauchen können“, meint ein Verantwortlicher im kongolesischen Gesundheitsministerium, der nicht namentlich genannt werden will.

Auch in Liberia, wo neben Sierra Leone und Guinea vor fünf Jahren die schlimmste Ebola-Epidemie der Geschichte mit fast 30 000 Infizierten und 11 300 Toten tobte, wächst die Furcht. Eine neue Seuche würde „katastrophale Folgen“ in dem westafrikanischen Kleinstaat haben, warnte Mosoka Fallah, Chef des Instituts für Öffentliche Gesundheit in Monrovia. Experten warnen auch vor den Folgen einer Infektion bei Menschen, deren Immunsystem bereits vom HI-Virus geschwächt ist: Mit fast 24 Millionen Menschen leben mehr als zwei Drittel aller HIV-positiven Personen der Welt in Afrika.

Johannes Dieterich

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