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Diane von Fürstenberg, hier bei einer Modenschau in New York. JP Yim/Getty Images/AFP

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Diane von Fürstenberg in Berlin: Ihre beste Reklame

Sie will die Freundin im Kleiderschrank sein. Doch für ihre Fans ist sie viel mehr: eine Ikone. Diane von Fürstenberg hat Bikinis, Röcke, Parfüms, Bücher, Ketten gestaltet – und ein ganz berühmtes Kleid. Ihr größtes Werk aber ist sie selbst. Lesen Sie hier einen Auszug des Artikels und den ganzen Text im digitalen Kiosk Blendle.

Die S-Bahn rumpelt über den Kopf der Prinzessin hinweg, die Touristen scheppern mit ihren Koffern draußen vorbei, die Kamerateams sind genervt, der Star des Abends nimmt es nicht mal wahr. Diane von Fürstenberg wohnt in New York, da rattert die ganze Stadt, rund um die Uhr. Deswegen lebt sie ja dort. Wenn sie nicht gerade auf Reisen ist, auf einer Modenschau, ihrer Farm in Connecticut, bei den Enkeln an der Westküste, auf der Yacht ihres Mannes oder in ihrer Wohnung in Paris.

„Ich brauche keinen Schlaf“, hat sie erklärt, als sie am Morgen in Berlin aus dem Flugzeug stieg, um sich in einen TV-Interviewmarathon zu stürzen und abends in der Charlottenburger Autorenbuchhandlung ihre Autobiografie vorzustellen, die gerade auf Deutsch im Berlin Verlag erschienen ist. Nur zum Madonnakonzert geht sie danach nicht mehr mit, hat nur ihrem Team Zutritt verschafft.

Natürlich trägt auch Madonna das Wickelkleid, das DVF zur berühmten Marke machte. So wie Michelle Obama, Kate Middleton, Ingrid Betancourt – es war das erste, was sie sich nach der Entlassung aus Jahre langer Geiselhaft kaufte – und die Mutter von Marc Iven, einem der Betreiber der Buchhandlung in den S-Bahn-Bögen am Savignyplatz. Als er klein war, fuhr die Mama ihn morgens auf dem Rad zur Schule damit, abends trug sie es zur Dinner-Einladung. Für sie war das „Wrap Dress“ wie eine Uniform, erzählt der 41-jährige Sohn, eine Uniform der Freiheit und Unabhängigkeit.

Diane von Fürstenberg im „Wrap Dress“.
Diane von Fürstenberg im „Wrap Dress“.

© Getty Images/DVF

Es war nicht weniger als eine Revolution, „das politischste Kleid der 70er Jahre“ wie die „Neue Züricher“ schrieb. Plötzlich mussten Frauen nicht mehr Kostümchen oder Hosenanzug tragen, um Karriere zu machen, keine lila Overalls anziehen, um emanzipiert zu wirken. Der Jerseystoff mit den bedruckten Mustern schmiegte sich sexy an den Körper, war leicht und pflegeleicht. Man musste nicht lange überlegen, nur reinschlüpfen.

„Ich will die Freundin im Kleiderschrank sein“, erklärt die Modemacherin am nächsten Nachmittag im KaDeWe. Für die anwesenden Fans, zu denen auch der Kaufhausdirektor gehört, ist sie eher eine Ikone. In den 70er Jahren wurden 20 000 feminin-feministische Kleider pro Woche verkauft, verdiente sie Millionen damit. In den 80ern stürzte sie wieder ab.

Große Augen, breiter Mund, hohe Wangenknochen, lässige Eleganz. Diane von Fürstenberg ist ihre beste Reklame, war es schon als junge Frau. Weil sie nie Kleiderständer war. Mit ihrer selbstbewussten Schönheit, ihrem natürlichen Charme bezaubert sie auch Skeptiker. Dafür nimmt man Eitelkeiten in Kauf. Mit ihren Erfolgen hält sie nicht hinterm Berg, ihr Buch strotzt nur so vor Jackie Kennedys und Diamanten und Jet-Set-Betrieb. Manchmal möchte man schreien: Es reicht! Mehr Substanz, please!

Weich fällt der vierfachen Großmutter das dichte Haar in Wellen auf die Schulter. Es gab eine Zeit, da sich die gebürtige Belgierin aus großbürgerlichem Hause die Locken glatt gebügelt hat. So wie es eine Zeit gab, da sie flache Schuhe trug, ihrem damaligen Liebsten zuliebe. Never again, solche Dummheiten macht sie nicht mehr, redet nur darüber. Ehrlichkeit, heißt ihre Devise. „Lügen sind Gift.“

Beim Besuch in Berlin trägt sie ihre gewohnten Highheels an den Füßen und ungefähr ein Pfund Schmuck an Ohren, Händen, Hals und Armen. Was da an Gold und Juwelen funkelt, ist so echt wie die Falten unter dem gekonnten Make-Up, die Altersflecken auf der gepflegten Haut. Die 68-Jährige lässt sich – in der High Society Amerikas fast eine Sensation – weder liften noch spritzen. Weil sie die Spuren ihres Lebens nicht auswischen will, dazu habe sie viel zu gern, mit zu großem Einsatz gelebt. Älterwerden empfindet sie als Leistung. Sie hätte auch Angst davor, sich nicht wiederzuerkennen. Und das wäre ein schwerer Verlust. Denn die beste Freundin von Diane von Fürstenberg heißt: Diane von Fürstenberg.

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