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Dichtgehalten. Alfredo M. versteckte den Toten in einer kleinen Baugrube in seinem Lokal – und verlegte darüber einen neuen Boden. Der Restaurantbetrieb lief weiter wie zuvor.

© picture alliance / dpa

Schutzgelderpressung: Alfredo M., das perfekte Opfer

Ständig saß dieser Mann bei ihm im Restaurant und verlangte Geld. Alfredo M., Gastwirt in Hamburg, zahlte über Jahre, bis er einen folgenschweren Fehler beging. Unser Blendle-Tipp.

Cincin, wie er sich nannte, kam im Trainingsanzug. Er sah aus wie ein guter Bekannter, der mal auf einen Kaffee vorbeischaut, und so gab er sich auch: wie ein Freund. Was macht die Familie, wie läuft der Laden, ist es heute nicht heiß? So in etwa liefen die Gespräche ab. Irgendwann haben die Besuche Alfredo M. genervt. Cincin kam fast täglich ins Casa Alfredo, ein kleines Kellerlokal im Hamburger Bahnhofsviertel St. Georg. Außerdem war ein „Schwätzer“, wie Alfredo M. sagt, einer, der sich nicht abwimmeln ließ und stoisch sitzen blieb, wenn der Wirt mit beladenen Tellern vorbeihetzte. Doch Alfredo M. ist ein freundlicher Mann. Er sagte nichts und erledigte einfach seine Arbeit, immer unter Beobachtung von Cincin.

Vielleicht hätte Alfredo M. Cincin damals, es war das Jahr 2013, einfach rausschmeißen sollen. Vielleicht hätte er ihm sagen sollen: Cincin, du nervst. Doch er hat es nicht gesagt. Er hat gelächelt, einen Kaffee vor den ungebetenen Gast gestellt und damit, ohne es zu ahnen, den Weg in das Drama gebahnt.

Heute, drei Jahre später, wird die Begegnung zwischen Cincin und Alfredo M. vor dem Hamburger Landgericht verhandelt. Und obwohl der Prozess vor zwei Wochen erst losging, ist jetzt schon absehbar: Alfredo M. wird ins Gefängnis kommen. Am 30. September hat er Cincin, der eigentlich Ercan D. hieß, erschossen. Leichenspürhunde haben den Körper des 49-Jährigen sieben Wochen später unter dem Steinboden des Casa Alfredo entdeckt, eingemauert in einer Abstellkammer, bäuchlings mit dem Gesicht nach unten, keinen Meter vom Gastraum entfernt.

Was ist geschehen?

Der kleine Platz vor dem Casa Alfredo ist mit Flatterband abgesperrt. Eine Gerichtsdienerin hat den Terminplan, der sonst außen am Gerichtssaal hängt, mit Tesafilm an das schmiedeeiserne Gatter des Lokals geklebt. Die Richter der Großen Strafkammer I des Hamburger Landgerichtes sind ohne Robe zur Verhandlung gekommen, denn der Prozess findet an diesem Donnerstag direkt am Tatort statt. Es ist ein bizarres Schauspiel, das sich im hinteren Gastraum des kleinen Lokals vollzieht: Die Richter stehen in einem beißenden Gestank, der ...

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Elke Spanner

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