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Das Angebot auf dem Großen Basar richtete sich vor allem an Touristen aus Europa und den USA.

© Reuters/Ammar Awad

Spürbare Flaute für Händler: Touristen meiden Erdogans Türkei

Terror, Putsch und Verhaftungen: Auf Istanbuls Großem Basar herrscht große Depression. Der Händler Alici hat seit Monaten keinen Teppich mehr verkauft - der Türkei fehlen die Touristen. Unser Blendle-Tipp.

Yahya Alici zieht um. Auf dem Großen Basar von Istanbul ist das Marktgeschrei verstummt, statt Gedränge gibt es viel Platz. Zu viel. Zwischen den Läden klaffen Lücken, die mit Planen verdeckt sind. Viele haben ihr Geschäft schon aufgegeben. 25 Jahre lang hat Alici an der Hauptader des Marktes einen Teppichladen betrieben. „Aber weil die Geschäfte so schlecht gehen, kann ich mir die Pacht dort nicht mehr leisten“, sagt der Mann Mitte 50. In einer Gasse ganz hinten im Basar hat er neu eröffnet. Er ahnt, dass es der Anfang vom Ende ist.

Vielleicht sogar das Ende der 550-jährigen Geschichte des Marktes, der zum Symbol geworden war für eine weltoffene Türkei. Mit seiner Vielfalt, seinen Farben und Gerüchen hat er Reisende aus aller Welt angezogen, war schon zu Zeiten der Osmanen eine Begegnungsstätte des Vielvölkerreiches. Davon ist wenig geblieben. Eine jahrhundertealte Tradition siecht dahin.

Bis zu eine halbe Million Besucher pro Tag drängte sich vor einiger Zeit noch auf dem Basar. Doch seit das Land von Terroranschlägen erschüttert wurde, bleiben die Kunden aus. Hinzu kam der gescheiterte Putschversuch, der bei potenziellen Urlaubern ebenfalls Fragen nach ihrer Sicherheit in der Türkei aufkommen ließ, und nahezu tägliche Beschimpfungen Deutschlands und seiner Repräsentanten.

Mehr als fünfeinhalb Millionen Deutsche machten noch im Jahr 2015 Urlaub in der Türkei. Im Jahr darauf ging diese Zahl um mehr als 30 Prozent zurück – dennoch kamen aus keinem anderen Land so viele Urlauber in die Türkei wie aus Deutschland. Für die bevorstehende Saison 2017 registrierte der Deutsche Reiseverband allein in der Frühbucher-Phase einen Rückgang von 58 Prozent.

Plötzlich legt Alex den Hammer weg. Er hat eine Familie entdeckt

In der Zwischenzeit kam ein deutscher Journalist in Istanbul ins Gefängnis, wurde ein deutscher Witzemacher von Recep Tayyip Erdogan angezeigt. Es wurde offenbar, dass tausende türkische Spione in Deutschland ihrer Arbeit nachgehen und an regierungsnahen Moscheen Hass gepredigt wird. Die Türkei erscheint vielen Deutschen gefährlich.

Neben Yahya Alici stehen zwei weitere Männer, seine beiden Verkäufer Alex und Muzaffer. Sie hantieren mit einem Schild, das den Namen des Geschäfts trägt, und beraten, wie man es aufhängen solle: Ins Schaufenster? Dann verdeckt es die Auslage. An die Tür? Dann ist es nicht mehr zu sehen, wenn die offen steht. Plötzlich legt Alex den Hammer weg. Er hat eine Familie entdeckt, die die Gasse entlangspaziert, das ist selten geworden.

„Hey, have a look!“, ruft er ihnen zu. Es sind palästinensische Touristen, die sich tatsächlich in den Laden locken lassen. Alex wirft bunte Teppiche und Kissenbezüge auf dem Boden aus, rasselt die Preise herunter in Englisch und Arabisch. Es hilft nichts. „Sans yok“, sagt Alex, Mitte 30, in seiner schwarzen Lederjacke. Wieder kein Glück.

„Wir handeln mit handgeknüpften Teppichen, aber die verkaufen sich nicht mehr, weil die Amerikaner und Europäer nicht mehr kommen“, sagt Alex. Wann er den letzten losgeworden ist? „Ach, ich weiß gar nicht mehr, das ist ...

Den vollständigen Text lesen Sie für 45 Cent im Online-Kiosk Blendle.

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