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Malakeh Jazmati in Berlin.

© Fabian Brennecke

Syrische TV-Köchin: "Es ist nicht möglich, ein syrisches Gericht nur für eine Person zu kochen"

Malakeh Jazmati, 30, wuchs in Damaskus auf und aß am liebsten Nudeln mit Sahnesauce. Dann kam der Krieg. Jazmati floh erst nach Jordanien, wurde dort als Fernsehköchin bekannt, dann kam sie nach Berlin. Eine Vorschau auf unser Magazin "Tagesspiegel BERLINER".

Frau Jazmati, als Sie noch in Damaskus lebten, war deutsches Essen Ihnen ein Begriff?

Überhaupt nicht. Wir wussten nichts über deutsches Essen. Jetzt schon - Käsespätzle mag ich so gern! Wenn jemand mich einladen will, soll er bitte Käsespätzle machen, mit viel Käse und Sahne und Zwiebeln.

Was würden Sie kochen, um jemandem, der keine Vorstellung von Syrien hat, ihr Land schmackhaft zu machen?

Ich würde etwas sehr Leckeres und Aufwendiges machen, zum Beispiel Warak Enab, gefüllte Weinblätter, die brauchen sehr viel Zeit und sehr viel Liebe. Meine Botschaft wäre: Selbst wenn du Angst vor mir hast, selbst wenn du schlechte Dinge über Newcomer gehört hast - ich gebe dir mehr als sieben Stunden meines Lebens. Ich will dir zeigen: Du bist mir wichtig. Denn das ist es, was wir über die Deutschen denken.

Sieben Stunden sind lang.

Rechnen Sie mal nach. Ein erwachsener Mann isst 30 Weinblätter, bis er satt ist. Es dauert ein oder zwei Minuten, um ein Blatt mit Rinderhack und Reis zu füllen und zu rollen. Das bedeutet: eine Stunde Arbeit pro Gast! Dabei ist es gar nicht möglich, ein syrisches Gericht nur für eine Person zu kochen. Und dann müssen die Weinblätter noch sechs Stunden kochen, in einem großen Topf mit Lammsteaks und Knoblauch, bis sie serviert werden.

Für Sie ist Kochen eine Form von Wertschätzung?

Ja! Wenn ich meine Mutter in Jordanien besuche, fragt sie mich: Was soll ich für dich kochen? Ich wünsche mir dann etwas Besonderes, das ich selbst zu Hause nicht kochen will.

Und was wünschen Sie sich?

Weil meine Mutter mich liebt, wird sie für mich Mlokheyeh machen, Muskraut mit Hühnchen.

Was ist das?

Grüne Juteblätter, sie erinnern am ehesten an Spinat. Mein absolutes Lieblingsessen, seit meiner Kindheit. Es ist sehr aufwendig, das Einweichen und Auspressen, die Blätter dürfen nicht zu nass und nicht zu trocken sein. Wenn man jemanden nicht liebt, würde man es nicht kochen.

Sondern?

Also, wenn Sie zum Beispiel einen entfernten Bekannten einladen, machen Sie Hummus, nach Rezept, ganz normal. Wenn Sie aber Ihre Mutter einladen, überlegen Sie plötzlich, welches Öl nehme ich, streue ich noch Granatapfelkerne darüber zur Dekoration, am Ende rufen Sie mich vielleicht noch an und fragen, Malakeh, sieht das gut aus? Das ist der Unterschied: Sie kochen mit dem Herzen.

Wenn Sie wissen wollen, welchen Spitznamen Malakeh Jazmati von ihrer Familie bekommen hat, wie Damaszener Zauberwasser schmeckt, lesen Sie das vollständige Interview im kostenlosen ePaper des "Tagesspiegel BERLINER" - es braucht nur eine wirklich schnelle und unkomplizierte Registrierung!

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