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Der Künstler und der Akustiker. Christoph Gengnagel (links) und Stefan Weinzierl gestalten gemeinsam das Design der Zukunft.

© TU Berlin/Christian Kielmann

Computational Design: Exzellent entwerfen mit allen Sinnen

Neue Werkzeuge sollen neue Erfahrungsräume schaffen – Master „Computational Design“ geplant.

Was haben Künstler und Techniker gemeinsam? Nicht so viel, möchte man auf den ersten Blick meinen. Auf dem Campus Charlottenburg – dem gemeinsamen Areal der Technischen Universität Berlin und der Universität der Künste (UdK) mitten in Berlin, teilen sich die Angehörigen beider Hochschulen immerhin eine Mensa und die Universitätsbibliothek. Dabei soll es aber nach dem Willen von Stefan Weinzierl, Professor für Audiokommunikation an der TU Berlin, und Christoph Gengnagel, Professor für Konstruktives Entwerfen an der UdK, bei weitem nicht bleiben.

Der Architekt und der Physiker, der auch ein Tonmeisterstudium absolvierte, haben sich mit ihrem Antrag im Rahmen der Exzellenzstrategie aufgemacht, neue Verbindungen über die alte Hertzallee, die zwischen den beiden Universitäten verläuft, zu gestalten. Wobei das mit dem Gestalten sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinne zu verstehen ist. „Shaping Space“ heißt ihre Antragsskizze, Ende September wurden sie von der DFG aufgefordert, 2018 einen Vollantrag einzureichen. Erklärtes Ziel des Projektes: Die Entwicklung neuer Techniken des räumlichen Entwerfens, zum Beispiel durch multimodale, also verschiedene Sinne ansprechende, Schnittstellen, die eine ganz neue Interaktion mit digitalen Entwürfen ermöglichen sollen.

„Tatsächlich ticken Künstler und Ingenieure ganz ähnlich: Beide wollen etwas bauen oder produzieren. Sei es ein Kunstwerk, eine Performance oder eine Maschine“, so Stefan Weinzierl, und Christoph Gengnagel ergänzt: „Wenn ich etwas entwerfe, einen Raum, ein Museum oder einen Stadtteil, dann schöpfe ich Inspiration aus meinen Erfahrungen und meinem Wissen. Architekten gehören zu der aussterbenden Spezies der Generalisten. Jeder von uns hat aber nur begrenzte Erfahrungen und damit ein begrenztes Wissen. Insgesamt gibt es aber enorme Wissensstände zu allen Spezialgebieten, wie zum Beispiel mit der Akustik oder dem Raumklima. Diese sind mir nur nicht zugänglich.“

Neue Formen des Lernens

Klassischerweise operieren Architekten dann mit kleinen Modellen. Aber Themen wie Akustik, Lichteinfluss oder Raumklima lassen sich so nicht erfahren. „Hier kommen dann digitale Werkzeuge ins Spiel: Idealerweise würden die Gestaltungsideen gleich in eine virtuelle oder augmentierte Realität umgesetzt, so dass ich mich in diesem Raum bewegen kann und die Akustik oder das Raumklima für mich und auch jeden Dritten unmittelbar erfahrbar würden. An einer Laborumgebung, die so ein algorithmisch unterstütztes Design ermöglicht, wollen wir forschen“, so Stefan Weinzierl. „Das hat auch etwas mit neuen Formen des Lernens zu tun. Wir schaffen Erfahrungsräume, in denen das spezielle Wissen von – zum Beispiel – einem Akustiker oder einem Materialwissenschaftler – anderen zugänglich gemacht wird“, ergänzt Christoph Gengnagel.

Um diese Art der interdisziplinären Wissenschaft voranzutreiben, wird auch die Ausbildung gebündelt. „Naheliegend wäre es gewesen, die Architekturstudiengänge der beiden Universitäten zu verbinden. Aber das Naheliegende ist ja selten das Spannende. Deshalb haben wir uns entschlossen, parallel zum Cluster-Antrag einen gemeinsamen Master-Studiengang ,Computational Design’ einzurichten. Zugelassen sind Studierende aller Fachrichtungen, die sich allerdings einer speziellen künstlerischen Aufnahmeprüfung unterziehen müssen“, erläutert Stefan Weinzierl.

Katharina Jung

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