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Putz marsch. Verschiedenste Figuren werden im Herbst das Haus bevölkern.

©  J. Bock

Bühnenbild an der UdK: Geister, Sportler, Putzfrauen

Bühnenbild- und Regiestudenten gestalten an der Universität der Künste einen begehbaren Theater-Parcours.

Rundgang-Besucher wissen, warum sie in die Hardenbergstraße 33 kommen: Hier sitzt die Bildende Kunst mit ihren Ateliers und Werkstätten und die Architekten stellen ihre Modelle aus. Aber das Gebäude kann auch andere Geschichten erzählen: Im Oktober laden Bühnenbild- und Regiestudenten hier zu einem begehbaren Theater-Parcours ein. Unterschiedlichste Figuren werden dann das Gebäude bevölkern: Geister, Sportler, Aufnahmekandidaten und ein Team von Putzfrauen. Letztere stehen gerade als Mini-Figuren vor der Bühnenbildstudentin Ruby auf dem Tisch – komplett mit Besen und Kitteln. „Wir wollen viele Darsteller haben, damit man nicht genau weiß, wer Zuschauer und wer Performer ist“, sagt Ruby.

Bei GERMANIA, der letzten „Hausbesetzung“ der Bühnenbildner, in der sie sich mit der Akademie der Künste am Pariser Platz auseinander gesetzt hatten, war das Thema klar: Am Spielort plante Albert Speer die Reichshauptstadt Germania. „In der Hardenbergstraße wäre es aber zu einseitig, wenn man sich nur auf ein historisches Ereignis beruft“, sagt Hartmut Meyer, Leiter des Bühnenbild-Studiengangs. Das 1902 errichtete Gebäude hat schließlich akademische, rebellische und absurde Zeiten erlebt.

Im Ersten Weltkrieg war das Gebäude ein Lazarett, der Aktsaal voller Krankenbetten

Regiestudentin Olga von der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, deren Studenten auch an dem Projekt beteiligt sind, erzählt: „Es gibt Bilder aus dem Ersten Weltkrieg, als das Gebäude ein Lazarett war und der Aktsaal voll mit Krankenbetten stand.“ Richard Scheibe, ein Bildhauerkollege von Arno Breker, harrte als Einziger während der Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs in seinem Atelier aus. „Er stellte für die Nazis Skulpturen her", sagt Bühnenbild-Student Felix. „Nach Kriegsende hat er sich gewendet und auf Befehl der Sowjets gebaut.“

Neben der Recherche in Büchern und im Universitätsarchiv gab es eine umfassende Spurensuche vor Ort. „Wir haben das ganze Haus ausspioniert, inklusive Keller und Dachboden“, sagt Ruby. „Die meisten Türen waren verschlossen. Das lädt dazu ein zu spekulieren, was dahinter ist.“ Kaum jemand weiß, dass die Hardenbergstraße sogar beinahe zur Heimat der Bühnenbildklasse geworden wäre. In der Zeit vor 1955 gab es die Idee, dem Studiengang einen Raum im heutigen Ruinengarten zu schaffen, doch daraus wurde nichts. So sind die Bühnenbildner im Herbst als Gäste im ganzen Haus. Aber das macht es besonders interessant, findet Olga: „Wir nähern uns dem Gebäude eher als etwas Fremdem, nicht als etwas Eigenem.“

Infos zum Projekt gibt es ab September 2016 auf www.udk-berlin.de. Beim Rundgang der Hochschule vom 22. bis 24. Juli 2016 zeigt der Studiengang Bühnenbild aktuelle Entwürfe in der Lietzenburger Straße 45.

Lorna Lüers

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