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Fortbildung Creating Dance in Art & Education: "Das haben wir uns schon lange gewünscht"

Die Fortbildung "Creating Dance in Art & Education" bietet Tänzern den Einstieg in die Arbeit mit Laien jeden Alters.

Aus dem Lautsprecher wummert "Seven Days" von Sting. Nadja Raszewski, Leiterin der TanzTangente und Dozentin des Vormittags, wirbelt zusammen mit knapp 20 Tänzern durch das Studio. Gemeinsam nähern sie sich dem komplexen Rhythmus des Stückes, setzen in der Bewegung unterschiedliche Akzente und entwickeln Dynamiken. Kurz darauf drückt Nadja Raszewski die Stopp-Taste und alle klatschen den Rhythmus. "Hört ihr, wie man das Stück zählt?"

Auf dem Programm des Zertifikatskurses "Creating Dance in Art and Education - Tanzpädagogik und Choreografie" steht an diesem Wochenende das Blockseminar "Tanz und Musik". Die Tänzerinnen und Tänzer verbringen die nächsten Tage damit, sich der Rolle der Musik für ihre Arbeit bewusst zu werden. "Komplizierte Rhythmen zählen, das können die wenigsten Tänzer", kommentiert Raszewski beim Vorbeiwirbeln mit einem Augenzwinkern. Keine Frage: Die Frau weiß, wovon sie spricht.

Damit das den Kursteilnehmern künftig auch so geht, ist an diesem Wochenende ein Dozent aus den USA zu Gast: Michael Gould ist Associate Professor an der University of Michigan, und durch seinen Unterricht sind einige der großen Stars des Jazz und Pop gegangen. An diesem Samstagvormittag sitzt er im Steglitzer Studio vor den Drums und schlägt leise den Sting-Rhythmus mit. Kurz darauf spricht er mit den Studenten über Rhythmen, Notation, Timbre, Improvisation und öffnet ihnen seine musikalische Welt.

Kreative Vermittlung von künstlerischem Tanz und Improvisation

Das Pilotprojekt "Creating Dance in Art and Education" startete im Januar. In insgesamt zwölf Blöcken können Tänzer oder Menschen mit fundierter Bewegungserfahrung hier in die kreative Vermittlung von künstlerischem Tanz und Improvisation einsteigen oder aber ihre bereits vorhandenen Kenntnisse vertiefen und erweitern. Dabei widmen sich die Workshop-Wochenenden jeweils einem Schwerpunktthema: "Tanz und Raum", "Tanz und Film", "Tanz und Bildende Kunst", "Kreativer Kindertanz", "Zeitgenössischer Tanz und HipHop mit Jugendlichen" sind darunter. Am Ende steht die Erarbeitung eines Eigenprojektes. Ziel der Weiterbildung ist es, die Teilnehmer in die Lage zu versetzen, mit Laien unterschiedlichster Art choreographisch-künstlerische Projekte zu entwickeln. Das kann eine Arbeit in Grundschulen sein oder aber in Jugendzentren, in Tanzstudios oder in Altersheimen, in Behindertenwerkstätten und sogar in Jugendvollzugsanstalten. Und natürlich auch in Theatern.

Zwei Jahre lang hat Nadja Raszewski gemeinsam mit der Theatermacherin und Heilpädagogin Daniela Grosset und der Mitbegründerin der TanzTangente und "Grande Dame" der Berliner Tanzlandschaft Leanore Ickstadt am Konzept der Weiterbildung gearbeitet. "Wir haben uns schon lange gewünscht, genau solch eine Ausbildung möglich zu machen, sind aber bislang an absurden formalen Vorgaben gescheitert. Dass wir nun die UdK als Träger im Boot haben, ist für uns ein großes Glück", erzählt Raszewski in der Mittagspause. „Im Boot“ waren bei der Entwicklung des Kurses auch namhafte Tanz-Institutionen wie das Hochschulübergreifende Zentrum Tanz Berlin (HZT), TanzZeit e. V. und der Bundesverband Tanz in Schulen e. V. Dabei beschränkt sich die Anbindung nicht nur auf die Entwicklungsphase: Das HZT schickt für den Auswahlprozess der Teilnehmer einen Kollegen – in diesem Jahr den Tänzer, Choreografen und HZT-Professor Ingo Reulecke – und ist mit Lectures auch im Kursangebot eingebunden. TanzZeit e. V. bietet Hospitationen und gestaltet ein Seminar-Wochenende.

Stipendien für Kurse und Fortbildungen möglich

Weiterbildungen, Zertifikatskurse, Masterstudiengänge, die Sommerakademie KlangKunstBühne und eine jährlich stattfindende Summer University – das Berlin Career College (BCC) der UdK Berlin hat seit seiner Gründung im Jahr 2007 ein vielfältiges Angebot im Programm, das professionelle Künstler, Kreative oder fundiert vorgebildete Kunstinteressierte (zurück) an die Hochschule holt, um hier Lücken zu schließen, die sich im Laufe des Berufslebens auftun. Die Kurse sind kostenpflichtig, doch es besteht, zumindest zum Teil, die Möglichkeit, sich für Stipendien zu bewerben oder unter bestimmten Voraussetzungen andere Fördermöglichkeiten in Anspruch zu nehmen.

Bei Makbule Deli, Krankenschwester, Massagetherapeutin und Teilnehmerin der Tanz-Fortbildung, hat das geklappt. Und trotzdem: "Es ist nicht so ganz einfach, die Arbeit und die Weiterbildung unter einen Hut zu kriegen, doch es lohnt sich auf jeden Fall", erzählt die 35-Jährige. Neben ihrer Tätigkeit im Gesundheitswesen hat sie bereits einige Weiterbildungen hinter sich. So ist sie auch Zirkuspädagogin, und während dieser Ausbildung ist sie auf den „Tanzgeschmack“ gekommen. Dies hat ihr wohl auch die Möglichkeit eröffnet, an der BCC-Fortbildung teilzunehmen – sie ist eine der wenigen, die es geschafft hat, auch ohne tänzerische Ausbildung in den Kurs aufgenommen zu werden. „Ich kriege hier das nötige Rüstzeug, auch tanzpädagogisch arbeiten zu können“, berichtet sie.

Dabei sind die Kurse nach dem "Learning-by-Doing-Prinzip" aufgebaut. Das Training ist gleichzeitig Basis für die künftige Arbeit im tanzpädagogischen Bereich. So ist das Warm-up anspruchsvoll genug für die Teilnehmer und leicht genug, um anschließend für die Projektarbeit mit Laien übernommen und variiert zu werden.

Und was ist nun mit Sting? "Es ist ein 5er", erläutert Raszewski und klatscht den Rhythmus. "Ja, aber Vinnie Colaiuta, der Drummer, spielt es, als wär's ein Vier-Viertel", ergänzt Gould und streicht lässig mit dem Schlagzeugbesen über sein Instrument.

Einen Einblick in die Methodik des Zertifikatskurses bietet der Workshop „Tanz und Bewegung – Impulse für die theaterpädagogische Arbeit mit Laien“ am 13. und 14. September, Anfragen an ziw@udk-berlin.de.

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