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Zum Geburtstag. Zeitgenössische Oper auf der Bühne des UdK-Theaters UNI.T: Karola Sophia Schmid singt die Titelpartie von Aribert Reimanns Oper „Melusine“, Jonas Böhm verkörpert den Grafen von Lusignan.

© Thomas Jäger

Komponieren an der UdK: Neues hat hier Tradition

Seit Generationen widmen sich Komponisten und Interpreten der UdK Berlin der zeitgenössischen Musik.

Die UdK Berlin, genauer der Studiengang Gesang/Musiktheater, gratulierte Aribert Reimann, einem der wichtigsten lebenden Komponisten Deutschlands, Anfang dieses Monats mit der Aufführung seiner Oper „Melusine“ zum 80. Geburtstag. Reimann ist für die UdK Berlin ein bekannter Mann: Er war Professor an der Hochschule, und für seine herausragenden Verdienste wurde ihm der Titel des Ehrensenators übertragen. Die musikalische Leitung „seiner“ Melusine übernahm Errico Fresis, Leiter des Studiengangs Gesang/Musiktheater. Regie führte Frank Hilbrich, Professor für Szenischen Unterricht.

Die Idee zu dieser Geburtstagsproduktion entwickelten Errico Fresis und Axel Bauni, früherer Student und Assistent, nun Nachfolger von Reimann als Professor für zeitgenössisches Lied. Diese Professur wurde 1983 extra für Reimann eingerichtet und ist bis heute bundesweit einzigartig. Reimann prägte maßgeblich die Kultur der Neuen Musik an der UdK Berlin, eine Tradition, die die UdK-Lehrenden bis heute fortführen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. So werden etwa die UdK-Absolventinnen und heutigen Stars Christine Schäfer, Claudia Barainsky oder Eiko Morikawa für ihre intelligenten Interpretationen Neuer Musik gefeiert.

Reimann hat jahrzehntelang als Liedbegleiter von Gesangsgrößen wie Dietrich Fischer-Dieskau oder Catherine Gayer gearbeitet – für die Sopranistin schrieb er den Part der Melusine. „Ich brauchte auch den reproduktiven Umgang mit Musik: sich selbst auszuschalten und in einen anderen hineinzudenken. Deshalb habe ich auch so gern unterrichtet“, erzählt Reimann. Dem Komponisten Boris Blacher verdanke er seine erste Lebensaufgabe: „Er hat mich auf den Weg geführt und erkannt, wer ich bin.“ Blacher – als Lehrer ein „Geschenk“ für Reimann – war seit den 1950er Jahren Direktor der Hochschule für Musik Berlin, die 1975 in der HdK, heute UdK Berlin, aufging. Reimann erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2011 den „Nobelpreis der Musik“, den Ernst von Siemens Musikpreis. 1988 stiftete er selbst den Busoni-Kompositionspreis, den die Akademie der Künste als einzigen Preis an den komponierenden Nachwuchs verleiht. Auch hier schnitt die UdK Berlin hervorragend ab: Im Jahr 2013 wurde der Preis an Sarah Nemtsov vergeben. Sie ist ehemalige Meisterschülerin von Walter Zimmermann an der UdK Berlin.

Auch Isang Yun, Luigi Nono und Walter Zimmermann lehrten hier

Aber noch weit mehr Protagonisten des jeweils aktuellen Musiklebens lehrten in den Vorgängerinstitutionen dieser Universität: angefangen mit dem Hochschulgründer Joseph Joachim und dem Hochschuldirektor in der Weimarer Republik Franz Schreker, über Paul Hindemith, Artur Schnabel, Emanuel Feuermann und Arnold Schönberg am Stern'schen Konservatorium der Musik, aus dem das heutige Julius-Stern-Institut hervorging. Auch Isang Yun, Luigi Nono und Walter Zimmermann lehrten hier.

Und für Dieter Schnebel wurde 1976 eine Professur für experimentelle Musik an der HdK Berlin eingerichtet, die er bis 1995 innehatte. Seine Arbeit, die viele Neuerungen brachte, wirkt bis heute über die UdK Berlin hinaus. Inzwischen hat Daniel Ott diese Professur inne. Voller Freude, wie er sagt. Zusammen mit der Komponistin Elena Mendoza und weiteren Kolleginnen und Kollegen engagiert sich Ott, der ebenfalls Komposition lehrt, leidenschaftlich im gemeinsamen Institut für Neue Musik der HfM Hanns Eisler und der UdK Berlin namens „Klangzeitort“. Hier werden Studierende und Absolventen aus den Bereichen Komposition, Instrumentalspiel und Gesang weitergebildet. Sie können zum Beispiel mit renommierten Gästen, aber auch mit Kommilitonen anderer Studiengänge wie Schauspiel oder Bildende Kunst neue Instrumentaltechniken oder experimentelles Musiktheater im Geiste Dieter Schnebels erproben. Gerade bei „Klangzeitort“ lebt das spartenübergreifende künstlerische Tun – eine Besonderheit der Universität der Künste Berlin. Auch Alte und Neue und Elektronische Musik begegnen sich hier regelmäßig.

Eine Antwort auf die Frage: Wer führt meine Kompositionen auf?

Bei den jungen Kompositionsstudierenden bleibt dennoch häufig eine wichtige Frage: Wer führt meine Kompositionen auf? Seit gut einem Jahr kann darauf eine Antwort gegeben werden: das Ensemble „ilinx“! Der Name bedeutet im Altgriechischen Rausch oder auch Flow. „ilinx“ besteht aus Gesangs- und Instrumentalstudierenden. Dass die UdK Berlin nun wieder ein Ensemble für zeitgenössische Musik hat, künstlerisch geleitet von der Professorin Elena Mendoza und Leah Muir, freut Studierende, Absolventen und Lehrende sehr. So wählte Mendoza das Ensemble „ilinx“ für ihr Antrittskonzert anlässlich ihrer Berufung zur Professorin an der UdK Berlin. Unter dem Titel „Reiner Klang – Unreine Musik“ führte das Ensemble Werke von Mendoza und weiteren Komponistinnen und Komponisten ihrer Generation auf.

Anfang Dezember wird die Neue Musik bei „Klangzeitort“ sogar mit einem eigenen Festival gefeiert: „MehrLicht!Musik“. Mit dabei ist natürlich auch das Ensemble „ilinx“. Die Musikerinnen und Musiker werden Werke von Ligeti, Aperghis und Kagel sowie der Kompositionsstudierenden Stella Veloce und Benedikt Bindewald szenisch aufführen.

Beim Rundgang der UdK vom 22. bis 24. Juli 2016 präsentiert UNI.K, das Studio für Klangkunst und Klangforschung, neue Kompositionen für elektronische Instrumente und Lautsprecher in der Fasanenstraße 1B, Sonnabend 15-18 Uhr.

Constanze Beger

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