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"Johnny B. Butterfly" heißt dieses Einzelstück von Ingo Maurer, der einer Halogenbirne einen Teflon-Ring mit Schmetterlingen aufsetzt.

© Ingo Maurer

Lampen und Leuchten: Ein Licht geht auf

Die LED-Technik fordert die Designer heraus, passende, formschöne und nachhaltige Leuchtenentwürfe zu liefern.

Es blinkt, flimmert, leuchtet schummrig oder grell: Wenn während des Salone del Mobile die Fachmesse Euroluce einen Teil der Messehallen in Rho bei Mailand in Beschlag nimmt, beudeutet das ein Workout für die Augen. Die wichtigste internationale Messe für Leuchten und Leuchtmittel findet alle zwei Jahre statt. Sie ist ein Muss für Lichtprofis wie Kay Behrendt, Geschäftsführer vom Lichthaus Mösch im Stilwerk. Im vergangenen Jahr war es wieder mal spannend. „Die Hersteller haben sich ins Zeug gelegt und viele neue Produkte vorgestellt. Das Thema LED wurde stark weiterentwickelt“, sagt Behrendt.

Die neue Technik stand gemeinsam mit sogenannten Energiesparlampen bisher in dem Ruf, ein kaltes, für die Wohnung ungeeignetes Licht zu erzeugen. Doch inzwischen haben die Hersteller eigene Klassiker wie die Leuchte „Tolomeo“ von Artemide mit dem neuen Leuchtmittel nachgerüstet. Mit einem Farbwechsler kann man jetzt die Farbwärme stufenlos zwischen einem grellen Kaltlicht und einem warmen Licht von 3200 Kelvin regulieren. Sie bedient sich der von Artemide entwickelten „My White Light“-Technologie.

Eine Gruppe von Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen unter der Leitung der Designerin Carlotta de Bevilacqua erforschte die Eigenschaften und die Wirkung des weißen Lichts. „Der innovative Aspekt dieser Technologie besteht in der Möglichkeit, durch die Summierung von rotem, grünem und blauem Licht in diversen und opportunen Mengen, weißes Licht in seinen unendlichen Varianten zu erhalten“, heißt es bei Artemide über „My White Light“.

Carlotta de Bevilacqua stellte auf der Euroluce die Leuchte „Mimesi“ vor. Sie ist aus recyceltem Aluminium und steht wie ein Obelisk im Raum. Zum Leuchten bringt sie eine 40-Watt-LED-Lampe, deren Farbtemperatur sich regulieren lässt. Auch de Bevilacquas Spiegelleuchte „Mirror ID“ bedient sich der LED Technik. Die um 360 Grad drehbaren Lichtquellen an der Spiegelglasfläche können entweder auf den Betrachter leuchten oder in den Raum.

Was sind überhaupt die großen Vorteile der LED-Technik gegenüber konventionellen Lichtquellen? „Wenn man die richtigen LEDs verwendet, spart man Strom im Vergleich zu Glühlampen und hat ein viel besseres Licht als bei den sogenannten Energiesparlampen. Der Preis für gute LED-Leuchten ist aber höher. Gute LED-Leuchten zu entwickeln ist sehr aufwendig – aber spannend“, sagt der Hamburger Lichtdesigner Tobias Grau. Dass sie heute so ein wichtiges Thema sind, hat nicht nur mit der EU-Verordnung zutun, die dafür sogt, dass konventionelle Leuchtmittel Schritt für Schritt vom Markt genommen werden. Auch die Verbraucher haben ein neues Bewusstsein.

Die Glühbirnen-Zeiten sind vorbei

Jacopo Fogini hat mit "Alice" für Edra einen leuchtenden Sessel vorgestellt.
Jacopo Fogini hat mit "Alice" für Edra einen leuchtenden Sessel vorgestellt.

© Edra

„Nachhaltigkeit und insbesondere geringer Stromverbrauch wird heute als viel wichtiger als früher empfunden. Erst durch die neueste Generation von LEDs ist es möglich, dieses zu erreichen ohne eine schlechtere Lichtqualität akzeptieren zu müssen“, so Tobias Grau.

Sowohl seine „Falling“-Serie mit der tropfenförmigen, aus mehreren Elementen bestehenden Pendelleuchte „Falling Water“ und der Tischleuchte „Falling in Love“ als auch die gradlinig und puristische Büroleuchtenserie „XT-A“ greifen auf die neue Technik zurück. So konnte die Hälfte des Energieverbrauchs eingespart werden.

Dass sich mit LEDs einfach auch neue Formen anfertigen lassen, an die man zu Glühbirnen-Zeiten nie gedacht hätte, zeigt Karim Rashid. Der New Yorker mit ägyptisch-englischen Wurzeln hat „Halo“ entwickelt, eine Tischlampe, die ihrem Betrachter quasi zuwinken kann, denn der Lampenschirm ist um 90 Grad beweglich.

Leuchtendesigner Ingo Maurer ist bekennender Anhänger der „alten“ Glühbirne und hat sie zum Mittelpunkt seiner Messeneuheit „Johnny B. Butterfly“ gemacht: Die Birne ist mit einem Halogen-Leuchtmittel ausgestattet. Sie wird von einem Teflonring umfasst und von handgefertigen Insektenmodellen umschwirrt. Ein Produkt für Liebhaber, nach dessen Preis man am besten gar nicht fragt.

Doch was ist mit all den schönen Erbstücken, Decken- und Bodenlampen, die heute bereits in den Wohnzimmern hängen und stehen? Müssen sie alle durch neue LED-Leuchten ersetzt werden? „Nein, denn auch für ältere Modelle gibt es inzwischen energiesparende Leuchtmittel, deren Licht dem der Glühbirne fast ebenbürtig ist“, sagt Kay Behrendt vom Lichthaus Mösch. „Osram, Philips oder Megaman haben inzwischen Leuchtmittel, die ein ebenso warmes Licht abgeben wie herkömmliche Leuchtmittel.“

Auf die in Kelvin gemessene Farbtemperatur spielt die gleichnamige Schreibtischleuchte von Flos an. Die LED-Ausführung von Antonio Citterio und Toan Nguyen hat einen quadratischen, flachen Kopf und ist extrem wendig. Sie bringt das Licht dorthin, wo es gebraucht wird.

Beim Salone in Mailand leuchtete es übrigens nicht nur in den Hallen der Lampenfirmen. Auch auf den benachbarten Ständen der Möbelindustrie verliehen einige Designer den Produkten eine helle Aura: Der Künstler und Designer Jacopo Foggini hat mit dem Sessel „Alice“ für die italienische Firma Edra eine von Hang gefertigte Lichtskulptur geschaffen, indem er einen Polykarbonatfaden aufgerollt, versteift und ausgefranst hat. Die daraus entstandene Sitzgelegenheit wird von unten angestrahlt und leuchtet in Zitronengelb, Petrol oder Pink. Keine Angst vorm Draufsetzen: Der Sessel ist absolut stabil.

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