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Wirtschaft: Auf dem Wege der Besserung

Ob frische Nudeln, gehacktes Fleisch oder Maultaschen gut sind, hängt vor allem von einem ab: einer ununterbrochenen Kühlkette

Beim Kauf empfindlicher Lebensmittel aus den Kühlregalen eines Supermarktes besteht immer noch ein erhöhtes Risiko, dass die Ware mit Krankheitserregern belastet ist. Eine aktuelle Untersuchung des Verbraucherministeriums Nordrhein- Westfalen bei fast 500 Geschäften zeigt: Zwar hat sich die Lage im Vergleich zum Vorjahr gebessert: Aber immer noch 15 Prozent der Supermärkte lagern die Ware falsch oder halten die vorgeschriebene Kühltemperatur nicht ein. „Beanstandet wurden technische Mängel wie defekte Kühlmöbel oder der falsche Umgang mit der Ware“, sagte NRW-Verbraucherschutzministerin Bärbel Höhn dem Tagesspiegel. Häufig sei Fleisch zu lange außerhalb der Kühlregale gelagert und damit die Kühlkette unterbrochen worden.

Untersucht wurde speziell, ob die Supermärkte bei Hackfleisch die vorgeschriebene Kühltemperatur von zwei Grad einhalten. Hackfleisch ist besonders leicht verderblich, und Ware mit Schweinefleisch kann die gefährlichen Salmonellen-Erreger übertragen, an der in Deutschland jährlich rund 100 Menschen sterben. Auch ein Test der Stiftung Warentest brachte schlechte Ergebnisse. Bei Testkäufen loser Ware wurden sechs von zehn Proben mit „mangelhaft“ bewertet (siehe Kasten). Wesentlich besser schnitt Fertigpasta aus dem Kühlregal ab. Von 13 getesteten Produkten fiel nur eines durch, weil die Tester eine zu hohe Konzentration an Keimen entdeckten.

Die Fertigpasta, die als Tortelloni, Fagottini oder Maultaschen ihren Weg ins Kühlregal findet, war in den vergangenen Jahren eine der am schnellsten wachsenden Produktgruppen in den Supermärkten. Nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) stieg der Umsatz mit den Teigwaren in den Jahren 2001 und 2002 um jeweils mehr als 30 Prozent. Im vergangenen Jahr flachte der Anstieg etwas ab und erreichte nur noch 16,7 Prozent. Wobei die schwäbischen Maultaschen mit 36,5 Prozent einen höheren Marktanteil haben als die italienischen Tortelloni mit 27,1 Prozent.

„Die Verbraucher schätzen, dass die Ware frisch ist und sich schnell zubereiten lässt“, sagt Tore Heinlein, Lebensmittelexperte der GfK. Die Fertigpasta wird nur wenige Minuten in kochendem Wasser oder in der Mikrowelle erhitzt und kann dann mit einer Sauce serviert werden. Entsprechend vergrößern Supermärkte und Discounter ihre Kühlregalflächen. „Wir weiten die Kühlflächen zu Lasten umsatzschwächerer Warengruppen bei Nahrungsmitteln aus“, sagt ein Sprecher der Supermarktkette Extra. Der Lebensmittelhändler Edeka hat beim Umbau seiner 53 Reichelt-Märkte in Berlin und Brandenburg allein 250 000 Euro für neue Kühlmöbel ausgegeben. Ziel ist es, den rasant wachsenden Discountern wie Aldi oder Lidl mehr „echte Frische“ entgegenzusetzen. In Handbüchern bekommen die Verkäuferinnen Anleitungen, wie sie geschmackvoll Obst mit Käse kombinieren.

„Das breitere Angebot frischer, verzehrfertiger Produkte stellt höhere Anforderungen an den Umgang mit den Lebensmitteln“, sagt Hans-Joachim Klare, Leiter des Berliner Instituts für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen (Ilat). Auch frische Pasta, die meist ohne Konservierungsstoffe auskommt und nur kurz erhitzt wird, gehört zu den hygienisch sensiblen Produkten. Gefährliche Keime haben daher eher eine Chance, zu überleben. Händler und Hersteller werden laut Klare durch eine neue EU-Hygieneverordnung dazu gezwungen, noch sorgfältiger mit sensiblen Waren umzugehen. Die neue Verordnung muss bis Januar 2006 in deutsches Recht umgesetzt worden sein. Die neuen Regeln legen fest, welche Betriebe sensible Lebensmittel wie Fleisch verarbeiten dürfen und wie sie bei Lagerung und Transport mit ihnen umzugehen haben.

Neben der Belastung mit Keimen und Schadstoffen bewertete die Stiftung Warentest in ihrer Untersuchung aber auch den Geschmack der Fertigpasta. Zehn von 13 Pasta-Gerichten mit Fleischfüllung schnitten mit einem „gut“ ab, je ein Produkt wurde mit „befriedigend“, „ausreichend“ und „mangelhaft“ bewertet. Besonders enttäuschten die Produkte der Firma Steinhaus, deren Geschmack und deren Konsistenz die Tester nicht überzeugen konnten. Kritisch bewerteten die Tester auch die Deklaration der Lebensmittel. Nur bei den wenigsten Produkten wurden die Zutaten für die Füllung und für die Pasta getrennt ausgewiesen.

Maurice Shahd

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