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Wirtschaft: Auf Schatzsuche

Wertpapiere des Bundes sind sehr gefragt – trotz Niedrigzinsen und zur Freude des Finanzministers

Gute Zeiten, schlechte Zeiten: Während Bundesfinanzminister Hans Eichel um seinen Haushalt (und seinen Job) bangt, kann er sich gleichzeitig über niedrige Zinsen freuen. Denn: Für das Geld, das ihm Millionen Kleinanleger leihen, muss er kaum Zinsen zahlen. Gerade einmal 1,5 Prozent kosten ihn Bundesschatzbriefe im ersten Anlagejahr.

Trotzdem gehören Schuldtitel des Bundes zu den beliebtesten Finanzprodukten. Denn anders als bei rentableren Anlagen, etwa Aktien oder Fonds, sind Bundesschatzbriefe nicht an der Börse notiert, unterliegen somit keinem Kursrisiko. Die Rückzahlung des eingesetzten Geldes ist absolut sicher, die Zinssätze sind garantiert und vor dem Kauf bekannt. Wie gefragt Bundesschatzbriefe sind, zeigen die jüngsten Zahlen: Zum 31. März 2005 hatte der Bund Schatzbriefe im Gegenwert von gut elf Milliarden Euro ausgegeben, das waren knapp 200 Millionen Euro mehr als Ende 2004.

Der Anleger kann dabei zwischen zwei Varianten wählen (siehe Grafik ): Typ A hat eine Laufzeit von sechs Jahren mit jährlicher Zinszahlung, Typ B läuft sieben Jahre lang, wobei die Zinsen samt Zinseszinsen angesammelt und erst am Ende ausgezahlt werden. Gemeinsam ist beiden Varianten der treppenartig steigende Zinssatz, der derzeit beim Typ A jährlich nominal von 1,5 auf 3,75 Prozent, beim Typ B von 1,5 bis auf 4,25 Prozent im siebten Jahr klettert. Dabei soll die Zinsstaffelung Anreiz zum Halten bis zur Endfälligkeit sein.

Dass das Geld in Bundesschatzbriefe sicher geparkt ist, hat seinen Preis: Die Endrendite liegt auch nach sechs Jahren nur bei jährlich 2,51 Prozent beim Typ A. Mit 2,78 Prozent nach sieben Jahren liegt der Typ B leicht höher. Ein Ende 1994 emittiertes Typ-B-Schätzchen warf dagegen noch 7,35 Prozent jährlich ab.

Rechnet man von den Nominalzinsen die Inflation von gegenwärtig 1,8 Prozent ab, so bleiben Bundesschatzbriefe trotzdem im ersten und zweiten Anlagejahr ein Minusgeschäft, denn das angelegte Geld verliert de facto an Kaufkraft. Wer Bundesschatzbriefe über seine Hausbank kauft, muss zudem mit weiteren, die Rendite schmälernden Kosten rechnen. Zwar wickeln die Banken Käufe und Verkäufe spesen- und gebührenfrei ab, da sie sich ihre Provisionen vom Staat holen, doch werden während der Laufzeit Depotgebühren fällig. Um Geld zu sparen, empfiehlt es sich daher, die Schätzchen kostenfrei bei der Bundeswertpapier-Verwaltung (www.deutsche-finanzagentur.de) verwahren zu lassen.

Zudem kann, vor allem beim Typ B, leicht die Steuerfalle zuschnappen: Da die Zinsen hier am Ende auf einmal ausgezahlt werden, werden selbst bei kleineren Anlagebeträgen schnell die Freibeträge überschritten. Fallen also am Ende mehr als 1421 Euro Zinsen an, sind die darüber hinausgehenden Erträge zu versteuern. Vor dem Kauf sollten also die persönliche Vermögenssituation analysiert und geprüft werden, ob und in welchem Ausmaß zum Zinszahlungstermin Steuern fällig werden könnten. Gegebenenfalls macht es auch Sinn, das angelegte Geld auf mehrere Köpfe, etwa zwei Ehepartner, zu splitten, da ja jeder den Freibetrag erhält.

Ein Vorteil der Bundesschatzbriefe: Bereits nach einem Jahr Haltefrist kann sich der Anleger von ihnen trennen. Sinn macht dies vor allem dann, wenn in der Zwischenzeit neue Schätze mit höheren Zinsen emittiert wurden, die Marktzinsen also gestiegen sind.

Da Bundesschätzchen bereits ab 50 Euro angelegt werden können, eignen sie sich vor allem für kleinere Sparer, die ihr Geld 100-prozentig sicher anlegen möchten. Zur sicheren Anlage größerer Summen, etwa für eine größere Anschaffung oder den Kauf einer Wohnung, eignen sich die Staatspapiere dagegen nur, wenn das Geld tatsächlich zur Endfälligkeit gebraucht wird. Denn vorher kann der Anleger höchstens 5000 Euro binnen 30 Tagen flüssig machen.

Fest über die Laufzeit gebunden sind Finanzierungsschätze, die dafür allerdings etwas höher verzinst sind. Ein-Jahres-Anlagen werfen derzeit 1,9 Prozent, Zweijährige 1,95 Prozent Rendite ab. Anders als bei den Bundesschätzchen werden die Zinsen hier jedoch direkt vom Kaufpreis abgezogen, der Nennwert wird also um den Zins gekürzt, am Ende aber voll zurückgezahlt. Angelegt werden müssen hier zumindest 500 Euro.

Wer ganz flexibel sein möchte, ist häufig mit Tagesgeldern besser bedient. Dabei handelt es sich um werktäglich komplett verfügbare, zeitlich unbegrenzte, oft kostenfreie Anlagen bei Banken, die aktuell ab dem ersten Euro bis zu vier Prozent, meist jedoch zwei bis 2,75 Prozent Rendite abwerfen. Ihr Nachteil: Die Zinsen sind nicht festgelegt, sondern werden kontinuierlich der aktuellen Marktlage angepasst. Da sich der Zinszyklus aber eher im Tief befindet, ist das Risiko fallender Sätze eher gering. Tagesgeldkonten mit höheren Zinssätzen bieten vor allem kleinere Banken und Direktbanken an, wobei Neukunden oft die besten Konditionen erhalten. Da nahezu alle deutschen Kreditinstitute dem Einlagensicherungs-Fonds angehören, die Fest-, Spar- und Termingelder ihrer Kunden somit gesichert haben, ist das Ersparte auf Tagesgeldkonten ebenso sicher aufgehoben wie beim Staat.

Veronika Csizi

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