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Wirtschaft: Auf und ab bei den Strompreisen

Gerade erst hat die Netzagentur die Strompreise gesenkt. Zum 1. Januar könnten sie aber wieder steigen – wegen der Mehrwertsteuer

Stromkunden haben zurzeit einen mächtigen Verbündeten: die Bundesnetzagentur. Gleich bei mehreren Energieunternehmen kürzte Behördenchef Matthias Kurth die Netzgebühren, und weitere sollen folgen. Für die Verbraucher ist das bares Geld wert: Denn die Versorger müssen die niedrigeren Netzentgelte unverzüglich an ihre Kunden weitergeben. Insgesamt machen die Netzentgelte rund ein Drittel des Endkundenpreises aus – sie sind also ein relevanter Bestandteil der Stromrechnung.

Auch beim Berliner Marktführer Vattenfall hat Kurth durchgegriffen. Erst senkte er die Gebühren für die Überlandleitungen um 18 Prozent, dann nahm er sich das lokale Netz in Berlin vor: Hier kürzte er die Entgelte um 15 Prozent. Wie vom Gesetz vorgesehen reagierte der Konzern prompt und senkte seine Privatkundenpreise um rund fünf Prozent. Ein durchschnittlicher Verbraucher spart damit 24 Euro im Jahr – abzulesen auf der nächsten Abrechnung.

Doch damit nicht genug. Denn von den niedrigeren Netzentgelten profitieren nicht nur Vattenfall-Kunden. Schließlich nutzen auch andere Stromversorger das Netz des ehemaligen Monopolisten. Die Ersparnis bei den Leitungsentgelten können sie an ihre Kunden weitergeben. So nahm der Anbieter Eprimo erst vor wenigen Tagen seine geplante Preiserhöhung zurück. Andere Unternehmen wiederum argumentieren, dass sie eine Absenkung der Netzentgelte bereits eingeplant hätten, deshalb bestehe kein Handlungsbedarf. Verbraucherschützer sehen trotzdem keinen Grund zur Aufregung: Wem das Verhalten seines Anbieters nicht passe, könne das Unternehmen schließlich wechseln.

„Der Wettbewerb auf dem Strommarkt funktioniert“, sagt Bernd Ruschinzik von der Verbraucherzentrale Berlin. Immerhin rund 100 Unternehmen bieten ihren Strom in Berlin an. „Beschwerden gehen bei uns derzeit nicht ein“, sagt Ruschinzik. Bei der Telekommunikation zum Beispiel sei das ganz anders.

Ähnlich sieht das Torsten Elsner vom Internetportal Stromtip.de, das verschiedene Stromanbieter miteinander vergleicht. „Vor allem in Zeiten hoher Strompreise nimmt die Wechselbereitschaft deutlich zu“, berichtet er. Trotzdem: Die meisten Verbraucher halten dem Bewag-Nachfolger Vattenfall die Treue. Bei Privatkunden hat das Unternehmen in Berlin einen Marktanteil von fast 90 Prozent.

Angesichts dieser Macht wird die Preispolitik von Vattenfall besonders genau beobachtet. „Bis Mitte kommenden Jahres“ will der Konzern seine Preise stabil halten. Bei externen Einflüssen allerdings sei das etwas anderes, sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel. „Auf so etwas wie die Mehrwertsteuer haben wir natürlich keinen Einfluss.“ Zum ersten Januar dürfte Strom also wieder teurer werden. awm

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