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Wirtschaft: Band an Band, Geländewagen aus einer Hand Der Porsche-Cayenne

wird von VW gebaut

Bratislava - Porsche- und VW-Fahrer haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Das Image der beiden Automarken ist grundverschieden, die Modelle und die Preise dafür auch. Das gilt für die gesamte Palette, auch für den Geländewagen. Der VW-Touareg, dem immer noch etwas von der Volkswagen-Biederkeit anhaftet, und der Cayenne, der doch ein richtiger Porsche-Sportwagen sein will.

Dabei kommen beide Autos im Prinzip aus ein- und demselben Werk. Am Stadtrand der slowakischen Hauptstadt Bratislava hat Volkswagen eine moderne Autofabrik hingestellt und produziert dort seinen Touareg – aber eben auch den Cayenne. Beide Modelle werden von den gleichen Arbeitern zusammengeschraubt und laufen von den gleichen Bändern. Touareg hinter Cayenne hinter Cayenne hinter Touareg. Und so weiter.

Von außen schweben über Bänder die Türen, Stoßstangen und übrigen Komponenten ein. Sie werden in einem 15 Kilometer entfernten Industriepark von Zulieferern produziert und im VW-Werk angeliefert. Verantwortlich für das richtige Zusammensetzen ist VW. Nirgends im Werk fällt das Logo von Porsche auf. Es ist allein und klein auf den Cayennes. Auch die Arbeiter tragen alle das VW-Abzeichen. Im Eingangsbereich für Besucher stehen VW-Modelle. Es gibt VW- Kugelschreiber und -Blocks. VW macht die Arbeit, Porsche ist der Auftraggeber.

Touareg und Cayenne werden nicht nur im gleichen Werk gefertigt, sie sitzen auch noch auf ein und der gleichen technischen Plattform. VW und Porsche haben sich die Entwicklungskosten geteilt.

Was die beiden Automodelle unterscheidet, ist vor allem ihre Karosserie. Die Front sieht beim Cayenne mit den Scheinwerfern unverwechselbar nach Porsche aus, die beim Touareg mit dem starken Kühlergrill nach VW. Außerdem ist das Herz ein anderes. Wo VW bei der Motorstärke aufhört, da fängt Porsche gerade erst an. Der Cayenne-Motor wird von Volkswagen gebaut, aber dann bei Porsche kräftig veredelt und aufgemotzt.

Am Ende der Bänder wird der Touareg dann gleich zur Qualitätskontrolle gefahren und ist fertig zur Auslieferung. Der Cayenne hängt dagegen weiter in der Luft. Denn während sich die VW-Kunden schon längst damit abgefunden haben, dass ein Volkswagen nicht unbedingt aus deutscher Produktion kommen muss, sieht es bei Porsche-Kunden anders aus: Für ihr Geld wollen sie Qualität, wie man sie aus einem deutschen Werk erwartet. Deswegen hat Porsche VW nicht die komplette Cayenne-Produktion überlassen. Die fast fertigen Geländewagen werden in Bratislava vorsichtig verladen und dann ins Porsche-Werk nach Leipzig gebracht. Dort erhalten sie ihre Achsen und den Motor. Und das Label „Made in Germany“ natürlich. Dabei hat Porsche selber gerade noch einen Anteil von zehn Prozent an der Wertschöpfung des Cayenne.

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