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Wirtschaft: Der Dollar wird schwächer

Anleger-Frage

Der Ruf nach einer deutlichen Aufwertung der chinesischen Währung hat in den letzten vier Wochen deutlich zugenommen. Was bedeutet das für den Euro und dessen Wechselkurs zum US-Dollar?

Sollte die chinesische Regierung der Forderung des letzten Treffens der G7-Partner nach einer schnelleren Flexibilisierung des chinesischen Yuan nachkommen, wäre dies gleichbedeutend mit einer deutlicheren Aufwertung der chinesischen Währung gegenüber dem US-Dollar. Das würde auch den Euro gegenüber dem Dollar aufwerten, was erst auf den zweiten Blick deutlich wird.

Eine globale Befestigung des chinesischen Yuan bedeutet indirekt ein geringeres Wachstum von Währungsreserven, und das trifft den Dollar härter als den Euro. Die Rechnung ist einfach: Rund 67 Prozent aller Währungsreserven werden in Dollar gehalten. Damit fließen knapp 70 Prozent der neu geschaffenen Währungsreserven in den Dollar. Doch wer finanziert das Zwillingsdefizit (Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit), wenn die Dollarkäufe asiatischer Zentralbanken versiegen? Mit anderen Worten: Aus Angst, dass Dollarkäufe eingefroren werden und für einen Währungsverfall sorgen, tauschen nichtasiatische Anleger schon heute in Euro.

Auch Investmentfonds oder Pensionskassen werden die ausbleibenden Zahlungsströme nicht kompensieren, denn die Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Euroraum wird immer kleiner. Auch Hedge-Fonds werden nicht in die Bresche springen. Denn Netto-Zuflüsse in den Dollar aufgrund strategischer Überlegungen sind nur bei einer klaren politischen Zustimmung gegenüber dem Dollar zu erwarten. Das Gegenteil ist derzeit der Fall.

Ist Schützenhilfe aus den USA zu erwarten? Wohl kaum, denn das bilaterale Handelsbilanzdefizit der USA mit der EU ist größer als das Defizit mit Japan. Die US-Administration folgt dem Leitsatz von Präsident Nixons Finanzminister John Connally, der anlässlich des Endes des festen Wechselkurssystems von Bretton Woods in den 70er Jahren sagte: Der Dollar ist zwar die amerikanische Währung – aber ein schwacher Dollar ist das Problem unserer Handelspartner. Eine weitere Euro-Dollar-Abschwächung erscheint damit unumgänglich.

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an Michael Rottmann

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