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Wirtschaft: Die besten Renditen 2007

Welche Branchen, Länder und Anlageklassen in diesem Jahr die größten Wertsteigerungen versprechen

2007 könnte für Aktienanleger das fünfte Gewinn-Jahr in Folge werden. Die ganz fetten Jahre sind zwar vorbei, aber Gewinne im einstelligen Prozentbereich sind weiter möglich. So lautet das Fazit der meisten Fachleute für Aktien, Immobilien, Rohstoffe und den Euro. Käufern von Rentenpapieren dagegen droht erneut ein schwaches Jahr mit leicht steigenden Renditen bei fallenden Kursen. Ein Überblick:

DEUTSCHE UND EUROPÄISCHE AKTIEN

Am attraktivsten schätzen viele Analysten den deutschen Markt ein. Die meisten Banken sehen die Dax-Marke von 7000 Punkten fallen, was, gemessen am Jahresschlussstand 2006, einem Plus von mindestens sechs Prozent entspräche. Vereinzelt ist gar von 8000 Zählern die Rede. Gebremst, aber dennoch positiv sehen die Experten auch die europäischen Märkte. Der Euro-Stoxx50 würde danach bis auf 4400 Punkte klettern. Das entspräche einem Plus von sieben Prozent – weniger als halb so viel wie 2006. Triebfedern bleiben die moderate Bewertung und der hohe Zustrom an Liquidität.

Grundsätzlich empfehlen Banken und Vermögensverwalter für 2007 eher Standardwerte als kleinere Aktien. 2006 hatten M-Dax, S-Dax und Tec-Dax den Dax erneut überflügelt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), gemessen an den für 2007 erwarteten Gewinnen, liegt beim M-Dax bei 16. Der Index ist damit rund ein Fünftel teurer als der Dax. Würde der Dax auf sein langjähriges statistisches Mittel bei einem KGV von 15 steigen, so bedeutete dies aktuell, dass er die Marke von 8000 Punkten toppen müsste.

US-AKTIEN

Skeptischer blicken die Experten in die USA. Statt einer echten Rezession erwarten die meisten aber nur eine stärkere konjunkturelle Eintrübung. Der Grund: Man hofft, dass die Notenbank nach 17 Zinserhöhungen erstmals seit 2003 wieder die Sätze senken wird, vielleicht sogar schon im Frühjahr. Kommt die Zinswende tatsächlich, könnten die US-Börsen unter dem Motto „Aufwärts mit Angst“ auch für positive Überraschungen sorgen. Stützend, so meint das Bankhaus Metzler, sollte sich auswirken, dass die US-Wirtschaft Aktienrückkäufe in Rekordhöhe angekündigt hat und die privaten Haushalte unterinvestiert sind. Braut sich dennoch eine Rezession zusammen, dann wären auch die positiven Prognosen für Europa Makulatur.

BRANCHEN

Steigen die Kurse langsamer, dann wird die Auswahl der richtigen Aktien wichtiger. ABN Amro sieht in Europa das größte Potenzial bei Bau- und Finanzwerten, vor allem Versicherungen, rät aber von teuren defensiven Papieren, etwa Nahrungsmittelwerten, ab. Auch die DWS, Fondstochter der Deutschen Bank, sieht Finanzwerte positiv, hat daneben Technologie und Investitionsgüter übergewichtet, Konsum- und Versorgerwerte eher untergewichtet. Die Chemie-Industrie erwartet 2007 das vierte Jahr robusten Wachstums, das allerdings leicht unter den Vorjahreswerten liegen sollte. Ähnlich die Autoindustrie: Nach einem guten Jahr 2006, in dem der Marktanteil deutscher Hersteller in Europa leicht gestiegen ist, rechnen die meisten Analysten in diesem Jahr mit leicht schwächeren Steigerungsraten bzw. sogar mit Absatzrückgängen. Nach einem Jahr sensationeller Kursgewinne mit Auto-Aktien raten viele Analysten nun eher zur Vorsicht.

SCHWELLENLÄNDER

Schwellenländer werden auch 2007 zu den wachstumsstärksten Volkswirtschaften gehören. Allerdings erwarten die Fachleute einen Favoritenwechsel. In den letzten Jahren hatte sich das Anlegerinteresse stark auf Brasilien, Russland, Indien und China konzentriert. 33 bis 70 Prozent Plus waren für Investoren in den Hauptindizes dieser Länder 2006 möglich. Allerdings: Diese Staaten steigen immer mehr in die Riege der großen Industrienationen auf. Das bedeutet sinkendes Risiko, aber auch sinkende Dynamik an den Börsen.

Hauptrisiken für die Schwellenländer sind die Energiepreise, an denen zum Beispiel in Russland 75 Prozent der Börsenwerte hängen, sowie eine schwache US-Konjunktur, die den Kapitalfluss dämpfen würde. Die Stars eines Investments in den Emerging Markets sind kleinere, von der Anlegermasse noch nicht entdeckte Volkswirtschaften. Goldman Sachs zählt dazu Bangladesch, Indonesien, Pakistan, den Iran und Nigeria.

WÄHRUNGEN

Wie wichtig die Beachtung des Euro-Dollar-Kurses ist, haben deutsche Anleger 2006 erfahren, die in US-Werte investiert hatten. Der Dow Jones hat 16,8 Prozent gewonnen, der Euro knapp zwölf. Wer die Gewinne mit US-Aktien ohne Währungssicherung realisiert hatte, musste sich mit knapp fünf Prozent begnügen. Für 2007 gehen die Meinung auseinander, wobei die Mehrheit meint: Der Dollar wird weiter fallen. Schwarzseher glauben an bis zu zwei Dollar für einen Euro, bestenfalls ist von 1,36 Dollar die Rede. Zinserhöhungen in Euroland und gleichzeitige Zinssenkungen in den USA, gepaart mit konjunktureller Schwäche, sollten jedenfalls den Druck auf den Greenback erhöhen. Ganz anderer Meinung sind Postbank und Helaba, die von einer Konsumbelebung in der USA und einer weiteren Zinserhöhung ausgehen.

ROHSTOFFE

Da die meisten Rohstoffe in Dollar gehandelt werden, spielt die Währung auch hier eine wichtige Rolle. Bereits 2006 erwies sich für Rohstoff-Käufer als weniger angenehm als die vier Vorjahre. 2007 rechnet das Bankhaus Metzler wegen der Schwächung der Weltwirtschaft mit einer Dämpfung der Nachfrage. Das heißt: Die Preise werden eher nicht steigen, aber auch nicht einbrechen. Auch für den Ölpreis wird eher eine Seitwärtsbewegung zwischen 55 und 65 Dollar je Barrel erwartet. Aufwärtspotenzial wird beim Goldpreis gesehen, der 2006 um knapp 24 Prozent gestiegen ist (in Dollar!).

IMMOBILIEN

Bau- und Immobilienwerte gehörten 2006 zu den stärksten Werten im M- und S-Dax. Die Konjunktur überträgt sich auf die Baubranche: Investoren sind auf Einkaufstour, Mieten steigen, Leerstände sinken. Angesichts steigender Zinsen geht zwar die Goldgräberphase zu Ende. Der Markt belebt sich aber: Erstmals werden Anleger hierzulande Reits (Real Estate Investment Trusts) kaufen können – eine Mischung aus Immobilienfonds und börsennotierten Immobilienfirmen.

Veronika Csizi

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